1Kor 4,9
S.Keller
1. Kor. 4, 9: «Denn wir sind ein Schauspiel worden der Welt
und den Engeln und den Menschen.»
Sind wir uns dessen bewußt, daß andere Menschen uns
zuschauen, während wir auf der Bühne unseres Lebens
hantieren, kann das uns zum Ansporn dienen, uns Mühe zu
geben und uns vor gewissen Fehlern zu hüten. Wer will sich
von andern Menschen in unwürdigen Albernheiten oder gar
Schlechtigkeiten beobachten lassen! Dadurch wird eine Art
christlicher Schauspielerei ausgebildet, die von den geheimen
Vorgängen sehr absticht. Vergegenwärtigen wir uns aber nach
dem Worte unseres Textes, daß wir an der Welt, die das Werden
und Wirken unserer Persönlichkeit ziemlich richtig einschätzt
(auch wenn sie uns haßt), eine stete Kontrolle haben, dürfen
wir schon besser darauf achten, die beiden Seiten unserer
Buchführung, die öffentliche und die geheime, in Einklang
zu bringen. Nur an wem nichts zu verraten ist, der kann
mit Freimut auftreten. Das Ganze wird noch um eine starke
Schattierung intimer und einschneidender, wenn wir an die
Lage denken, aus der uns die Engel zuschauen. Vor Geistwesen
wie diesen, liegt vielleicht auch unsere Gedankenwelt offen!
Schlechtes sinnen macht schwach und schafft böse Lust für
die darauffolgenden Kämpfe. So sollte auch unsere ganze
Gedankenwelt rein und edel sein bis ins kleinste.
Vor dir, Herr, sind wir stets entdeckt. Oft hat mich das
schon aufs tiefste beschämt, daß du alle meine Gedanken
kennst und mich doch noch liebst. Herr, reinige mein Herz
und meine Gedanken, damit alles harmonisch und wahr sei.
Amen.