1Kor 4,4
Ch.Spurgeon
"Der Herr ist es, der mich beurteilt." 1. Korinther 4,4
Ein junger Mann, der seinen Beruf beginnt, wird leicht
übermütig, wenn man ihn ein bißchen lobt. Und es gibt
unverständige Leute genug, die jeden hoffnungsvollen Anfänger
mit Lob überschütten. Mein lieber Freund, der Beifall derer,
die dich ins Gesicht loben, ist nicht viel wert. Diese
Menschen sind meist töricht und überdies falsch. Sie
verhalten sich wie Katzen, die vorn lecken und hinten
kratzen. Wenn mir einer recht schöne Worte ins Gesicht sagt,
weiß ich, daß ich mich vor ihm in acht nehmen muß. Hüte
dich vor dem Netz des Schmeichlers und der Lockspeise des
Schönredners. Das Urteil der Menschen ist wandelbar und im
besten Fall aus Gutem und Bösem gemischt, so daß wirklich
nicht viel darauf gegeben werden kann. Wenn uns die eine
Hälfte der Menschen rühmt und die andere uns schmäht, wägt
eins das andere auf.
Ein bekannter Prediger hörte auf der Straße hinter sich
jemand sagen: "Wenn es überhaupt einen guten Menschen auf der
Welt gibt, so geht hier einer." Das war sehr schmeichelhaft;
aber als er in die nächste Straße kam, hörte er von einem
Umstehenden die Worte: "Wenn überhaupt jemand verdient, daß
man ihn hängt, so verdient es der da; er macht die Leute toll
mit seinen Predigten."
Wenn man dir in der Stube schmeichelt, so höre, was man in
der nächsten über dich sagt: Das wird deinen Übermut dämpfen.
Es ist gut, daß übermäßiges Lob auf der einen Seite oft durch
übermäßigen Tadel auf der anderen aufgewogen wird, denn Lob
verweichlicht uns. Da wir nun sicher manchmal gescholten und
verlästert werden, ist es viel besser, wir haben eine dicke
Haut. Das Lob macht unsere Haut empfindlich; es beraubt uns
des Panzers, den wir um unsere Seele legen sollten.
Um die Achtung der Menschen zu buhlen ist das sicherste
Mittel, sie zu verlieren. Wir wollen lieber daran denken,
wie unendlich wichtig das Urteil Gottes über uns ist, und
so leben, daß er uns loben kann. Dann werden wir nicht mit
knechtischer Unterwürfigkeit nach Menschengunst streben.