1Kor 3,21
S.Keller
1. Kor. 3, 21: «... Es ist alles euer.»
Auch dieses Wort ist einer von den Märtyrern der Schrift,
der aus seinem Zusammenhang gerissen, in allerlei Formen
gequetscht wird und unter solcher Folter gezwungen wird, wer
weiß was auszusagen. Tut man dem Wort aber keinen solchen
Zwang an, sondern liest Vers 21-23 durch, so merkt man,
was es will. Unter der Bedingung, daß ich Christi wahres
Eigentum geworden bin, daß ich in Christo geborgen und
gebunden bin schließt dieses Wort wie ein Federdruck eine
zentnerschwere Klosterpforte auf. Jetzt ist alles euer:
Paulus oder Apollos, Goethe oder Schiller, Natur oder Kunst,
Wissen oder Leben, Schönheit oder Gedanken - eigenes Werden
oder Menschenliebe, oder sonst, was für weltweite Gegensätze
du zu umspannen imstande bist. Denn dein in Christo-Sein
schließt die Sündenliebe aus, und alles andere steht dir
offen. Du darfst von edlen Menschen viel haben, du darfst
für edle Zwecke schaffen, du darfst alles, seit dir der
Rücken gedeckt ist in Christo, und es gibt für dich überhaupt
nur eine einzige Grenze: was dich und Christus scheiden
würde, was sich störend zwischen dich und Christus schieben
wollte, das kannst du nicht wollen.
Meine ganze Seele, Jesus jauchzt dir zu! Seit ich dich kenne
und habe, darf ich die ganze Welt, für deren Erlösung du
starbst und an deren Verklärung du schaffst, auch lieb haben
und ihr helfen wollen. Lobe den Herrn, meine Seele, und
vergiß nicht, was er dir Gutes getan hat! Amen.
W.MacDonald
»Alles ist euer.« 1. Korinther 3,21-23
Die unheiligen Heiligen in Korinth hatten sich über
menschliche Führerpersönlichkeiten in der Versammlung
gestritten. Für einige war Paulus das Ideal. Andere machten
Apollos zu ihrem Favoriten. Und wieder andere meinten, daß
Kephas allen anderen überlegen wäre. Paulus macht ihnen
klar, daß es lächerlich ist, ihre Wahl auf einen dieser
Männer zu beschränken, wenn doch alle zusammen ihnen
gehören. Anstatt »Apollos gehört mir« sollten sie lieber
sagen: »Paulus, Apollos und Kephas gehören alle mir.«
Dieses Wort gilt uns besonders auch heute. Wir gehen in
die Irre, wenn wir ausschließliche Nachfolger von Luther,
Wesley, Booth, Darby oder einer anderen großen Gabe an die
Versammlung werden. Alle diese Männer sind unser und wir
dürfen uns in dem Maß des Lichtes erfreuen, das uns jeder
von ihnen gibt. Wir sollten niemals Nachfolger irgendeines
einzelnen Mannes werden.
Aber nicht nur die Diener des Herrn gehören uns. Die Welt
ist unser. Wir sind Erben Gottes und Miterben Christi.
Eines Tages werden wir zurückkommen und mit dem Herrn Jesus
über die Welt herrschen. In der Zwischenzeit wird alles
hier von unbekehrten Menschen regiert, als ob die Welt
ihnen gehörte. Aber es ist nicht so. Sie sind einfach
Geschäftsführer dieser Welt, die sie für uns bis zu dem
Tag verwalten, an dem wir sie in Besitz nehmen.
Das Leben ist unser. Das heißt nicht einfach, daß wir Leben
haben; denn das haben alle Menschen. Es bedeutet vielmehr,
daß wir das über die Maßen überströmende Leben haben, das
ewige Leben, das Leben Christi Selbst. Unser Leben ist nicht
Nichtigkeit und Verdruß des Geistes; es ist sinnvoll,
zielgerichtet und wunderbar lohnend.
Und der Tod ist unser. Wir sind nicht mehr das ganze Leben
hindurch durch Todesfurcht der Knechtschaft unterworfen.
Der Tod ist jetzt der Bote Gottes, der unsere Seelen in den
Himmel bringt. Darum ist Sterben Gewinn. Und zusätzlich zu
all dem gehören wir Christus, und Christus gehört Gott. Wenn
ich an all das denke, werde ich an Guy Kings eigenartige
Bemerkung erinnert: »Was für schwerreiche Bettler sind wir
doch!«