Röm 10,11
C.O.Rosenius
Wer an Ihn glaubt, wird nicht zuschanden werden. Röm.
10,11.
Höre! Du wirst in deiner Hoffnung auf die Seligkeit, die du
bei Christus gesucht hast, nicht betrogen werden. Wie dunkel
und wie zweifelhaft es während der Wanderung oft auch
aussehen mag, so wird das Ende doch stets deine Hoffnung
krönen, wenn du nur im Glauben an Jesus Christus gelebt hast.
Dies gilt es recht zu bedenken! Darum ist die Frage nach dem
,,nicht zuschanden werden" eine ewigkeitswichtige Frage. Sie
wird dem einen zur Erweckung gereichen, dem anderen zum
großen Trost dienen.
Die Hoffnung auf die ewige Seligkeit kann entweder wahr oder
aber falsch sein. Die Gründe für diese letzte Hoffnung der
Menschen sind sehr verschieden. Außer dem allgemeinen Grund,
nämlich einer Vermischung der Barmherzigkeit Gottes und des
eigenen Verdienstes, hat auch jeder Ungläubige gewöhnlich
etwas Besonderes, wovon er hofft, daß es seine Schuld mindern
oder gar ein Verdienst sein werde. Mag dies nun sein, was je
erdacht oder genannt werden kann, so wird ihre Hoffnung am
Jüngsten Tag zuschanden werden. Nur diejenigen, die im
Sinne der Bibel ,,an den Sohn glauben", werden bei Seiner
Ankunft mit Seligkeit gekrönt.
Nun sind es aber gerade diese, die während der Prüfungszeit
so oft von der Furcht angefochten werden: ,,Ach, daß ich
doch nur nicht nach meinem ganzen Glauben an den Herrn Jesus
schließlich zuschanden werde!" So zahlreich und so schwer
sind die Prüfungen der Gläubigen, so mächtig ist ihr
innewohnendes Verderben, so beunruhigend sind ihre Mängel und
Schwachheiten, so verwunderlich und so verborgen ist die
Gnade ihres Herrn, so verschieden und so unbegreiflich ist
Seine Regierung und so grausam sind schließlich die feurigen
Pfeile des Satans, daß mancher Gläubige mit Unruhe gedacht
hat: ,,Wer weiß, ob ich nicht doch in der Verdammnis ende,
obwohl ich so lange geglaubt habe und noch glaube?"
Der eine hat seine ärgste Anfechtungsquelle in einer sehr
hartnäckigen Versuchung, von der er trotz aller Gebete und
aller anderen Gnadenmittel nie recht befreit wird, sondern
mit der er noch immer kämpfen muß. Ein anderer sieht sein
ganzes Leben so voller Sünde, voller Versäumnis und Untreue,
daß er es nicht für möglich halten kann, daß der Geist Gottes
in ihm wohne. Ein dritter leidet an einer so beunruhigenden
Dürre und Kälte, einem so großen Mangel an Ernst, an
Eifer, an Sündenreue und an Gebet, daß er befürchtet, ein
eingeschlafener, geistlich toter Heuchler zu sein. Dann wird
die Frage diese sein: ,,Sollte nur das eine, daß ich doch
noch an Jesus glaube, Ihm anhange und Ihn nicht entbehren
kann, mich vor aller Gefahr sichern?" Antwort: Wenn du durch
den Glauben ein neuer Mensch geworden bist, der noch immer an
Christus hängt, dann kann zwar noch vieles an dir zu strafen,
zu beklagen und zu bessern sein, mit dem einen aber, daß
du dennoch im Glauben an Christus lebst, bist du doch ein
Gnadenkind und nimmst den Himmel ein. Wenn du auch einen
noch so mächtigen Streit zwischen dem Fleisch und dem Geist
erfahren mußt, wie ihn der Apostel Röm. 7, 15-25 beschreibt,
daß du mit dem Apostel ausrufen wirst: ,,Ich elender Mensch,
wer wird mich erlösen von diesem Leibe des Todes?", kann
dieses ganze Elend dennoch weder beweisen, daß der Glaube
falsch sei, noch den ewigen Gnadenbund zunichtemachen, in
welchem du nur durch den Glauben an Christus stehst, durch
den alles Elend vergeben sein soll. Es ist doch ,,nichts
Verdammliches an denen, die in Christus Jesus sind." Mit
diesem einen, daß jemand ,,den Sohn Gottes hat", hat er das
Leben.
Der Apostel sagt: Wenn jemand mit dem Glauben im Herzen auf
dem alleinigen Grund, Christus, baut, ob er auch so schlecht
baut, daß sein Werk verbrannt wird und er ,,Schaden leidet",
daß er nämlich seinen Lohn für sein Bauen verliert, so wird
er dennoch selbst selig werden - ,,doch so, wie durchs
Feuer." Beachte! Wegen des einen Umstandes, daß er mit dem
Glauben des Herzens auf dem rechten Grund baute, mußte er
doch selig werden, obwohl er sogar in der Lehre so schlecht
baute. Vielmehr werden alle diese Mängel, die wir (nicht nur
der wahren Lehre, sondern auch einem heiligen Sinn gemäß)
selbst mißbilligen, verdammen, beweinen und an uns selbst
strafen, uns beständig vergeben sein - um des Verdienstes und
der Fürsprache des Herrn Christus willen, an den wir glauben.
Das wird überall in der Schrift bezeugt. Das sagt auch unser
Spruch: ,,Jeder, der an Ihn glaubt, wird nicht zuschanden
werden." Nur durch Ihn haben wir eine ewige Gnade, ja, ein
Gnadenreich, das über alle jene Mängel und Gebrechen walten
wird, die uns noch ankleben und bekümmern. Dazu ist er uns
gegeben, daß Er ein wirklicher Heiland und Fürsprecher
sein soll, und zwar nicht für einige nur gedachte und
eingebildete, sondern für wirkliche Sünden. Gepriesen sei
Sein Name! ,,Wer an Ihn glaubt, wird nicht zuschanden
werden."
In Jesu hab ich meine Freud'
In dieses Lebens Sorg und Streit,
Trotz aller meiner Sünden.
Ich suchte wohl erst andre Freud',
Doch fand ich Sorg und Qual allzeit,
Wohin ich mich auch wandte.
Ich seh im Blute Jesu Christ,
Wie doch die Gnade größer ist
Als alle meine Sünden,
Wie Gott der Herr erbarmet sich,
Wie inniglich Er liebet mich,
Der ich doch Fluch verdiente.