Röm 10,4
C.O.Rosenius
Christus ist des Gesetzes Ende; wer an Ihn glaubt, der ist
gerecht. Röm. 10, 4.
Welch ein unaussprechlicher Trost liegt hierin für alle armen
Sünder! Willst du dich zum Herrn bekehren und dein Herz und
deinen Wandel so verbessern, daß du dem Gesetz nach gerecht
werden und die Gnade Gottes gewinnen wirst, dann ist das ein
Irrtum. Erstens wirst du in dir selbst vor dem Gesetz nie
gerecht werden, zum anderen erfüllte Jesus für uns gerade
das, ,,was dem Gesetz unmöglich war". Weißt du nicht, daß es
jetzt mit dem Seligkeitsweg des Gesetzes vorbei ist? Höre
und bedenke, daß Christus des Gesetzes Ende ist; wer an den
glaubt, der ist gerecht. Christus, Gottes ewiger Sohn, unser
Heiland, ist für uns unter dem Gesetz gewesen und hat für uns
alle Gebote erfüllt. Er hat Gott über alle Dinge und Seinen
Nächsten wie sich selbst geliebt, ja, schließlich den Fluch
des Gesetzes für uns erduldet. Dies alles tat Er wahrlich
nicht für sich, denn Er bedurfte dessen nicht, sondern Er
tat es für uns! - ,,Wer an Ihn glaubt, der ist gerecht."
Dies dürfen wir nie vergessen.
Vielleicht hast du einmal angefangen, an Ihn zu glauben, dich
dann aber wieder so schuldig und so verdammt vor dem Gesetz
gefunden, daß du nun verzweifeltest, weil das Gesetz auch
Gottes Wort ist und vieles fordert, was du nicht erfüllen
kannst. Du solltest z. B. wenigstens Gott, deinen Herrn,
von ganzem Herzen lieben. Du solltest recht gottesfürchtig
sein und allaugenblicklich den Herrn vor Augen haben. Du
solltest warm und anhaltend im Gebet, recht dankbar für alle
Gnade Gottes, recht ernst in der Kreuzigung deines Fleisches
sein. Aber du findest viele dem entgegengesetzte Dinge bei
dir, wie z. B. Kälte, Gottlosigkeit, Leichtsinn usw. Darum
kannst du nicht meinen, daß Gott dir gnädig sein und mit
Wohlgefallen auf dich blicken würde. Das heißt, wiederum
deine eigene Gerechtigkeit suchen und in eigener Person vor
dem Gesetz bestehen zu wollen. Wie. gesagt, das ist ein
Irrtum. Du wirst in dir selbst vor dem Gesetz nie gerecht
werden können.
,,Christus aber ist des Gesetzes Ende; wer an den glaubt,
der ist gerecht." In Ihm hast du vor den Augen Gottes
die Gerechtigkeit und Sein Wohlgefallen, als ob du ganz
vollkommen nach dem Gesetz wärest. Bedenke dies und vergiß
es nie! Das Gesetz ist den Gläubigen nur noch eine liebe
Richtschnur für den Lebenswandel und eine notwendige Zucht
für das Fleisch. In der Seligkeitsfrage aber, wenn es unsere
Gerechtigkeit und unser Wohlgefallen vor Gott gilt, ist es
mit dem Gesetz ganz vorbei. Denn es ist schon ausgemacht,
daß wir in uns selbst vor dem Gesetz immer verdammt sind, daß
wir aber unsere vollkommene Gerechtigkeit in Christus haben.
Ist dieses Wahrheit, dann sollten wir darüber erwachen, mit
großer Freude unser Haupt erheben und eine solche Gnade und
Freiheit ewiglich preisen. Dabei ist es keineswegs genug,
dies nur zu verstehen, sondern wir müssen es auch immer im
Gewissen anwenden. Luther schreibt hierüber: ,,Mit diesen
Worten könnte sich ein Mensch wehren und bestehen wider des
Teufels Eingeben und Anfechtung, es sei von vergangenen oder
gegenwärtigen Sünden, also daß man diese beide, Mose und
Christus, Werk und Glauben, Gewissen und äußerlich Leben,
weit voneinander scheide. Also, wo das Gesetz an mich will
und mein Herz erschrecken, da ist es Zeit, daß ich dem
lieben Gesetz Urlaub gebe und, wo es nicht will, getrost
hinwegschlage und spreche: Ich will gern gute Werke tun und
fördern, wo ich kann, zu seiner Zeit, wenn ich unter die
Leute komme; aber hier, da mein Gewissen vor Gott stehen
soll, will ich nichts davon wissen, da laß mich nur
unverworren und sage mir nichts von meinem Tun und Lassen; da
höre ich weder Mose noch die Propheten, sondern Christus soll
hier allein regieren und mein Alles sein. Wie aber, so ich
noch immerdar Sünde in mir habe, das ist ja nicht recht?
Antwort: Ja, das ist wahr, ich bin ein Sünder und tue
Unrecht; aber darum nicht verzweifelt noch in die Hölle
gelaufen noch vor dem Gesetz geflohen. Denn ich habe noch
ein Recht und Werk über den Mose, dadurch ich ergreife den,
der mich ergriffen hat. und halte mich an den, der mich
umfangen hat in der Taufe und in Seinen Schoß gelegt und
durchs Evangelium gefördert zur Gemeinschaft aller Seiner
Güter und heißet mich an Ihn glauben. Solches ist (nur) der
Christen Lehre und Kunst und gehört allein dahin, da Christus
allein regieren soll und das Gewissen mit Gott handelt. Es
wird nicht gepredigt den groben, frechen und leichtfertigen
Leuten."
Beachte schließlich, daß hier steht: ,,Wer an den glaubt."
Christus dient nur dem zur Gerechtigkeit, der da glaubt.
Solltest du fragen, ob dies alles auch dir angehört, so kann
die Antwort nur lauten: Hier steht ausdrücklich: ,,Wer an den
glaubt." Wenn du entweder in sorgloser Eitelkeit oder unter
gesetzlicher Knechtschaft dahinlebst und wenn du dir noch
ohne Christus helfen kannst, dann gehört diese Gnade dir
gewiß nicht an. Wenn es aber mit dir dahin gekommen ist, daß
du in allem, was du selbst tust, keine Ruhe finden kannst,
sondern dich mit deinem ganzen Elend an Christus hängst, nach
Ihm hungerst und dürstest, deinen einzigen Trost in Ihm und
Seinem Wort hast, dann bist du gewiß ein Glaubender. Und
dann gilt auch von dir, daß es jetzt mit dem Urteilsrecht des
Gesetzes über dich vorbei ist, weil Gott dich nimmermehr nach
dem Gesetz richten wird, so wahr ,,Christus des Gesetzes Ende
ist; wer an den glaubt, der ist gerecht!" Sein Name sei
ewiglich gepriesen!
Mein Jesu, ich bin herzlich froh,
Daß ich durch Dich bin frei!
Du bleibe stets mein A und O,
In allem alles sei!