Römerbrief

Röm 8,39 C.H.Spurgeon ,,Die Liebe Gottes." Röm. 8, 39.

Gläubige Seele, schaue zurück auf alle deine Erfahrungen und überblicke den Weg, auf dem der Herr dich durch die Wüste geleitet, und denke daran, wie Er dich genährt und gekleidet hat Tag für Tag, wie Er alle deine Unarten ertragen, wie er dein Murren und Verlangen nach den Fleischtöpfen Ägyptens übersehen, wie Er den Fels geöffnet hat, dich zu tränken, und dich gespeist hat mit himmlischem Manna. Fass' es, wie seine Gnade in all deinen Trübsalen sich mächtig erwiesen hat, wie sein Blut dir eine Versöhnung geworden ist in aller deiner Sünde, wie sein Stecken und Stab dich getröstet hat. Wenn du deinen Blick also zurückgelenkt hast auf solche Liebe des Herrn, dann laß deinen Glauben auch künftig auf seine Liebe achten, denn wisse, daß Christi Bund und Blut noch mehr in sich fassen als nur das Vergangene. Er, der dich geliebt und versöhnt hat, hört nie auf mit Lieben und Vergeben. Er ist das Alpha und will auch das Omega sein. Er ist der Erste und will auch der Letzte sein. Darum sei ruhig; wenn du einst wandern sollst im finstern Tal, hast du kein Unglück zu fürchten, denn Er ist bei dir. Wenn du in den kalten Fluten des Jordans stehen mußt, brauchst du dich nicht zu ängsten, denn der Tod vermag dich nicht zu scheiden von seiner Liebe; und wenn du eingehst in die unsichtbare Welt der Ewigkeit, darfst du nicht zittern. ,,Denn ich bin gewiß, daß weder Tod noch Leben, weder Engel noch Fürstentum, noch Gewalt, weder Gegewärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes, noch keine andre Kreatur mag uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Christo Jesu ist, unserm Herrn." Nun, liebe Seele, erfrischt das deine Liebe nicht? Macht dir das deinen Jesus nicht teuer? Muß nicht dieser Flug durch die endlosen Räume des Äthers der Liebe dein Herz entflammen und dich zwingen, daß du deine Lust habest an dem Herrn, deinem Gott? O gewiß, wenn wir an ,,die Liebe Gottes" denken und davon reden, so muß unser Herz in uns brennen, und wir möchten Ihn noch mehr lieben.

,,Liebe knüpft ein Band, Stark wie Diamant, Das nicht Tod noch Grab zerbrechen, Das nicht Zeit noch Alter schwächen; Ewig bind' es mich, Gottes Herz, an Dich!"





C.Eichhorn Das Kleinod der Heilsgewißheit (II) Ich bin gewiß, daß weder Tod noch Leben mag uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Christo Jesu ist, unserm Herrn. Röm. 8, 38.39

Können und dürfen wir auch eine solche Gewißheit haben wie Paulus? Gans sicher: Wir sollen sie sogar im Herzen tragen, diese feste Gewißheit unseres gegenwärtigen Heils und unserer zukünftigen Seligkeit. Man trifft Leute, die meinen, daß niemand sicher wissen könne, ob er von Gott angenommen und begnadigt sei. Sie erblicken darin sogar eine Selbstüberhebung und Vermessenheit. Ist aber nicht gerade die Gewißheit der Kindesstellung bei Gott das köstliche Kleinod des Evangeliums, das die Reformation wieder ans Licht gebracht hat? - Niemand wird zur Heilsgewißheit gelangen, der sie nicht ernstlich anstrebt. Wie soll einer der Vergebung der Sünden gewiß werden, solange die Frage ihn nicht ernstlich beunruhigt: "Wie kriege ich einen gnädigen Gott?" Erst wenn das Gewissen erwacht und der Seele das unermeßliche Schuldregister vorgestellt wird, erst dann wird die Frage brennend: Wer gibt mir die Versicherung, daß ich die Vergebung aller meiner Sünden erlangen kann? Nur wenn ein Heimweh nach dem Vaterhause im Herzen des verlorenen Sohnes entsteht, erhebt sich die bange Frage: Wird das Vaterherz auch mir sich noch in Barmherzigkeit öffnen? Nun ist der Weg zum Glauben an den Herrn Jesus gebahnt. Der Glaube allein bringt auch die ersehnte Gewißheit und schließt sie in sich ein. Er gründet und stützt sich auf die von Jesu vollbrachte Erlösung. Glauben heißt nicht vertrauen auf das eigene Werk, auf unser Beten oder auf unseren Ernst und Eifer oder auf unsere Guttaten. Ein solcher Glaube hätte keimen festen Grund. Denn all unser Tun ist und bleibt immer mangelhaft und befleckt mit Eigenliebe und Selbstgefälligkeit. Gott liebt uns, nicht weil wir liebenswert für ihn sind. - O nein, da könnten wir der Liebe Gottes nie gewiß werden. Die Liebe Gottes wendet sich uns zu in Christo Jesu. Er ist der Sohn der Liebe, auf dem das Wohlgefallen Gottes ungeteilt ruht. Er ist der vollkommen Gehorsame und Gerechte, und nur wenn wir im Glauben auf den Heiland uns stützen, an ihn uns halten, mit ihm uns zusammenschließen, nur dann ruht Gottes Auge mit Wohlgefallen auch auf uns. Wir sind im Besitz der Liebe Gottes, wir haben teil an der Vergebung der Sünden, die das Opfer am Kreuz uns erworben hat. Wie wir im Glauben gewiß sind, daß wir diese Liebe besitzen, so wissen wir auch, daß nichts mehr sie uns rauben darf. Nichts kann uns scheiden von dieser Liebe - der Tod so wenig wie das Leben. Wir können sie nur durch eigene Schuld wieder verlieren. Wir wissen gewiß: Gott entzieht uns seine Liebe nicht, solange wir nach jedem Vergehen reumütig zurückkehren und die Gnade Jesu aufs neue ergreifen. Diese Gewißheit, von Gott geliebt zu sein, macht uns unaussprechlich reich und gibt große Kraft. Wir überwinden besonders in schweren Tagen und unter großen Widerwärtigkeiten nur kraft dieser Gewißheit: Gott liebt mich, ich bin sein Kind und ein Eigentum Jesu. Und wenn auch Leib und Seele verschmachtet, ein begnadigtes Gotteskind darf sprechen: Du bist meines Herzens Trost und mein Teil!