Römerbrief

Röm 8,38 C.Eichhorn Das Kleinod der Heilsgewißheit (I) Ich bin gewiß, daß mich nichts scheidet von der Liebe Gottes, die in Christo Jesu ist, unserm Herrn. Röm. 8, 38.39

Bei Paulus war völlige Gewißheit seines Gnadenstandes. "Wir wissen", das soll heißen: "Wir wissen gewiß." Ein Christ soll etwas Gewisses haben. Viele meinen, das könne man nie ganz gewiß wissen, daß man begnadigt sei. Wenn wir auf dem eigenen Wirken und Tun fußen, gelangen wir freilich nie zur völligen Gewißheit. Wir kommen aus dem Schwanken nicht heraus. Hat man eine Zeitlang Sieg über das Böse, ist man des Heils gewiß. Kommen Niederlagen, so ist die Gewißheit wieder umgestoßen. Stetig fest und gewiß seines Heils kann man nur sein, wenn man sich auf die großen Gottestaten des Todes und der Auferstehung Jesu allein gründet. Auf dieses unerschütterliche Fundament sich stellen kann nur der, der entschlossen ist, mit jeder erkannten Sünde zu brechen. Wer nichts Böses mehr festhalten will, auch keine Sünde um jeden Preis verschweigen will, die ihm das Gewissen vorhält, der hat das Recht, sich auf diesen Felsengrund der göttlichem Barmherzigkeit zu stellen. Trotz allen inneren Schwankungen, trotz allen Schwächen und immer wiederkehrenden Niederlagen darfst du dich der Gnade Gottes getrösten, solange du in der aufrichtigen und bußfertigem Herzensstellung beharrst. Nur wenn du deine Fehltritte nicht einsehen und nicht eingestehen willst oder Böses heimlich in dir hegst und nährst oder in Lieblosigkeit und Gehässigkeit gegen deinen Bruder oder deine Schwester beharrst, schiebt sich zwischen Gott und dich eine Wand. Du fällst schließlich aus der Gnade, wenn du nicht zur rechten Zeit umkehrst. - Wer nach Heilsgewißheit sich sehnt, der höre auf, in seinem Herzen herumzuwühlen oder nur auf sein Verhalten zu blicken. Er setze seinen Fuß im Glauben auf den ewigen Fels und auf die Verheißungen, die in Christo ewig Ja und Amen sind. - Die Heilsgewißheit ruht nicht auf unserer Treue und den Fortschritten unserer Heiligung, sondern allein auf den großen Heilstaten Gottes in Christo. Doch ist sie nicht allezeit eine freudige Gewißheit. Ein frohes Gefühl der Gotteskindschaft ist nicht immer vorhanden. Die freudige Stimmung hängt zusammen mit dem Temperament, oft auch mit dem Gesundheitszustand. Körperliche und seelische Krankheitszustände hemmen die freudige Empfindung des Gnadenstandes und bewirken eine gedrückte Stimmung. - So wenig wir unseren Gnadenstand auf unsere Treue gründen dürfen, so kommt doch unser Verhalten sehr in Betracht für die Freudigkeit des Gnadenstandes. Trägheit, Nachlässigkeit, Nachgiebigkeit gegenüber den fleischlichen Lüsten bewirkt Niedergeschlagenheit. Wir fallen deswegen nicht aus dem Gnadenstand. Wir werden nicht sofort verworfen, sobald wir uns nur wieder beugen. Doch Gott kann sein Angesicht nicht mit Wohlgefallen auf uns ruhen lassen. Und wir empfinden dies als eine Verdunkelung und Dämpfung unserer Freude. Er muß uns tadeln, und das spüren wir als Unruhe im Gewissen. Es bleibt uns deswegen seine Gnade. Aber wir können uns ihrer nicht so freuen, wie wir möchten.