Röm 8,3
W.Nee
Gott sandte seinen Sohn ... und verdammte die Sünde im
Fleisch, auf daß die Verordnungen des Gesetzes erfüllt würden
in uns, die nicht nach dem Fleische, sondern nach dem Geiste
wandeln. Römer 8,3 - 4
Was heißt »nach dem Geiste wandeln«? Es heißt zweierlei.
Erstens: es ist keine Anstrengung, sondern einfach ein
Wandeln. Einst versuchte ich »nach dem Fleisch« Gott zu
gefallen, und es war eine bedrückende und fruchtlose
Bemühung; an deren Stelle tritt nun das stille und ausruhende
Sichverlassen auf »Seine Kraft, die mächtig in mir wirkt«.
Darum stellt Paulus im Galaterbrief den Werken des Fleisches
die Frucht des Geistes gegenüber.
Und zweitens: »wandeln nach« heißt folgen. Und damit auch
Unterordnung, denn hat Er nicht die Führung? Nach dem Geiste
wandeln bedeutet, sich dem Geist in allem zu unterwerfen.
Die Initiative in unserem Leben muß also bei Ihm liegen.
Eines kann der, der nach dem Geist wandelt, nicht tun: vor
ihm herlaufen!
C.O.Rosenius
Das tat Gott und sandte Seinen Sohn in der Gestalt des
sündlichen Fleisches. Röm. 8, 3.
In diesen Worten öffnet sich eine ganze Welt der
herrlichsten, seligsten Freudengegenstände. Sie stellen uns
auf einmal die unzählige Menge der göttlichen Offenbarungen,
Verheißungen und Vorbilder auf Christus vor das geistliche
Auge, von denen die lange Wartezeit des alten Bundes erfüllt
war. Die ,,vom Vater bestimmte Zeit" war jetzt erschienen,
in der das Kindesalter und die Vormundschaft des alten Bundes
ihr Ende haben und in der alle prophetischen Worte und
Vorbilder in Erfüllung gehen sollten. Als die Engelbotschaft
über das bethlehemitische Feld erscholl: ,,Siehe, ich
verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren
wird, denn euch ist heute der Heiland geboren", war das Wort
Fleisch geworden, sah man in der uns so teuren Krippe den
Inhalt aller Verheißungen. Hier lag nun ,,des Weibes Same,
der der Schlange den Kopf zertreten sollte", vor Augen; hier
lag ,,der Same Abrahams, in welchem alle Geschlechter auf
Erden gesegnet werden sollten,"; hier ,,der Held aus Juda,
dem die Völker anhangen würden"; hier ,,Davids Sohn", der zu
gleicher Zeit ,,Davids Herr" war; hier der Zemach, der Zweig
aus der alten Isaiwurzel und das Zeichen, daß eine Jungfrau
einen Sohn gebiert, der da heißt Immanuel, Gott mit uns;
hier ,,das Kind", welches Herrschaft auf Seiner Schulter ist,
und welches heißt: ,,Wunderbar-Rat, Kraft-Held, Ewigvater,
Friedefürst", hier der Herr Israels, der in Bethlehem geboren
werden sollte, aber - ,,welches Ausgang von Anfang und von
Ewigkeit her gewesen ist", ja, hier das Lamm, das aus der
Herde genommen werden sollte und dessen Blut, auf die
Türpfosten gestrichen, gegen den Verderber schützte.
Mit solchen Weissagungen und Bildern war die Zeit des alten
Bundes erfüllt. Und was bedeutet es, daß durch ein langes
Weltalter von viertausend Jahren hindurch sich eine Kette
von Weissagungen zieht von einem großen Mann, der da kommen,
der der Schlange den Kopf zertreten und die Sünden der Welt
tragen sollte, und in dem alle Geschlechter auf Erden
gesegnet werden sollten? Hier werden die Zweifel und
Widersprüche meines finsteren Herzens den unzähligen
Zeugnissen dieser Jahrtausende gegenüber wie das vor dem
Wind dahinfliegende Stäubchen und wie ein Strohhalm dem
alten, festen Berg gegenüber.
,,Gott sandte Seinen Sohn." Hier ist der eigentliche
Kernpunkt in unserem Spruch wie auch in unserem ganzen
christlichen Glauben. Hier ist aber auch der Punkt, den wir
nie recht in unser Herz hineinbringen können. Hier ist der
Punkt, über den man mit großem Geschrei Gebete anstellen
sollte, daß Gott sich über uns erbarmen und unsere Sinne
öffnen möge, auf daß wir etwas von den unermeßlichen Tiefen
der Gnadenwunder Gottes sehen und betrachten könnten, die
sich in der Hingabe Seines Sohnes an ein armes, gefallen es
Geschlecht äußerte.
Laßt uns sehen, wie die Worte lauten. Es heißt: ,,Da sandte
Gott Seinen Sohn." Beachte! Es steht nicht: Da wurde Gottes
Sohn geboren, sondern es heißt: ,,Gott sandte Seinen Sohn,
geboren von einem Weibe". Das Kind, das du im Geist in der
Krippe schaust, ist nicht ein Kind, daß ein so großes Maß des
Geistes Gottes und Seines Wohlgefallens erhalten hat, daß
Gott es darum Seinen Sohn nennt. Die Schrift redet anders:
Dieses Kind war der ewige Sohn Gottes, der ,,beim Vater war,
bevor die Welt erschaffen wurde." In Bethlehem sollte der
geboren werden, dessen ,,Ausgang von Anfang und von Ewigkeit
her gewesen ist." - ,,Im Anfang war das Wort, und das Wort
war bei Gott, und Gott war das Wort. Alle Dinge sind durch
dasselbe gemacht, und ohne dasselbe ist nichts gemacht, was
gemacht ist. Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns,
und wir sahen Seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des
eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit."
(Joh. 1,1-16.)
Das liegt in dem Worte ,,sandte". - Gott sandte Seinen Sohn,
- also einen Sohn, der zuvor da war, der aber jetzt in der
Fülle der Zeit auf die Erde gesandt wurde. Jesus selbst
sagt: ,,Also hat Gott die Welt geliebt, daß Er Seinen
eingeborenen Sohn gab". ,,Vater, verkläre Deinen Sohn mit
der Klarheit, die Ich bei Dir hatte, ehe die Welt war." ,,Ich
bin vom Vater ausgegangen und gekommen in die Welt, wiederum
verlasse Ich die Welt und gehe zum Vater." So sagt auch der
Apostel Johannes: ,,Daran ist erschienen die Liebe Gottes
gegen uns, daß Gott Seinen eingeborenen Sohn gesandt hat in
die Welt, daß wir durch Ihn leben sollen." Er hat uns geliebt
und Seinen Sohn zur Versöhnung für unsere Sünden gesandt.
Und der Apostel Paulus sagt: ,,Das tat Gott und sandte Seinen
Sohn in der Gestalt des sündlichen Fleisches." Das mußt du
verstehen, wenn du im Geist an der Krippe in Bethlehem stehst
und das wunderbare Kind schaust, dessen Geburt von der ganzen
himmlischen Heerschar den armen Hirten auf dem Felde und
durch den wunderbaren Stern den Weisen aus dem Morgenland
verkündigt wurde. Dank und Lob und Ehre und Preis und Stärke
sei unserem Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit für Seine
unaussprechliche Gabe! ,,Gott sandte Seinen Sohn!"
Nun Er liegt in Seiner Krippen,
Ruft zu sich
Mich und dich,
Spricht mit süßen Lippen:
Lasset fahr'n, o liebe Brüder,
Was euch quält!
Was euch fehlt,
Bring ich alles wieder.
J.Kroeker
Von unserer Erlösung.
"Denn was unmöglich war für das Gesetz, weil seine Kraft
gelähmt ward durch das Fleisch, das hat Gott selbst
vollbracht. Er sandte seinen eigenen Sohn in Ähnlichkeit des
Sündenfleisches als Opfer für die Sünde. So hat Er die Sünde
im Fleisch verurteilt." Röm. 8,3.
Paulus kommt hier auf die geschichtliche Tatsache der Sendung
des Sohnes Gottes zu sprechen. Gott sandte seinen eigenen
Sohn und zwar in das eigene Herrschaftsgebiet der Sünde.
Hier wurde Er ein Opfer für die Sünde, denn die Sünde fand
Gelegenheit, sich an Ihm voll und ganz auszutoben. Und das
hat sie getan. Sie hat sich ausgegeben in ihrer Macht und
der Sohn verlor doch nicht die Sohnschaft. Er verlor auch
nicht seine Mission, die ihm vom Vater geworden war. Als die
Sünde in ihrer Macht zuletzt ihren Höhepunkt erreichte und
Ihm den Platz am Kreuz gab, als in dieser Tat sich die ganze
Welt von Ihm wandte, konnte Er dennoch sagen: "Vater, vergib
ihnen, sie wissen nicht, was sie tun." In welche Nacht der
Verlassenheit Ihn am Kreuz die Sünde auch stellte, seine
letzten Worte sind doch: "Vater, in Deine Hände befehle ich
meinen Geist!"
Das war der Sohn in seinem Kampf auf dem eigenen
Herrschaftsgebiet der Sünde. Das war der Sohn als Träger
unserer Schuld, als das Gotteslamm, welches der Welt Sünde
getragen hat. Der Apostel Paulus fasste dies große Geschehen
in den gewaltigen Satz: "Das dem Gesetz Unmögliche, das tat
Gott!" Hinter der Sendung des Sohnes stand Gott. In dem
Opfer des Sohnes wirkte sich Gott aus. Das dem Gesetz
Unmögliche, das tat Gott. Unsere Erlösung ist und bleibt
daher eine Gottestat. Das ist das Fundamentale, das Paulus
anführt: auf ihrem eigenen Herrschaftsgebiet hat Christus die
Sünde verurteilt.
Wie konnte Christus eine ihm fremde Macht öffentlich besser
richten, als indem Er ihr Gelegenheit gab, sich an ihm in
ihrer Ohnmacht austoben zu lassen. Die Sünde konnte ihn
nicht beschmutzen, sie konnte ihn nicht in ihre Sphäre
ziehen, sie konnte ihm nicht dauernd seinen Umgang mit dem
Vater verdunkeln, selbst wenn sie ihm den Platz am Kreuz gab.
Was die Sünde auch an Bosheit ersann, sie musste in ihrem
Kampf an der Person Jesu einfach zerbrechen.
In diesem Sohne haben wir unsere Erlösung. Uns sollte durch
ihn erschlossen werden das Leben, das Er hatte. Wir sollen
in die Gemeinschaft mit ihm gestellt werden. Daher liegt
unsere Kraftquelle im Umgang mit seiner Person, nicht in der
Beschäftigung mit gesetzlichen Forderungen. Forderungen
können an sich gut sein, sie können aber nie seine Person
ersetzen. Unsere Erlösung liegt aber in seiner Person und
damit in der Gemeinschaft mit dem Leben, das Christus in sich
trägt und denen mitteilt, denen Er zum Heiland ihres Lebens
werden kann.