Römerbrief

Röm 7,18 C.H.Spurgeon Denn ich weiß, daß in mir, das ist in meinem Fleische, nichts Gutes wohnt. Röm. 7, 18.

Eine Lehre, die vielfach verkehrt wird, ist die Lehre von der Verderbnis menschlicher Natur. Wir sind alle in Adam gefallen, sind von der Wahrheit abgewichen, sind durch unser Tun voller Sünden geworden; nichts Gutes wohnt in uns; wenn je etwas Gutes in uns kommen soll, so muß es von Gott gepflanzt werden; denn es ist nicht einmal der Same zum Guten in uns, wieviel weniger die Blüte und die Frucht.

Diese Lehre verkehrt der Teufel und quält damit eine Seele, indem er ihr einflüstert: "Siehe, wie verderbt du bist; du weißt nicht, wie schrecklich du gegen Gott gesündigt hast; du bist zehntausendmal irre gegangen, alle deine alten Sünden schreien gegen dich. Siehe dort, die Verbrechen, die du bei Nacht begangen hast; erinnere dich, wie du gegen jenen undankbar gewesen bist; gedenke, wie du an jenem Ort geschworen hast; siehe dein Herz an; kann das je reingewaschen werden? Es ist unmöglich, daß dir vergeben werden kann; du hast dich zu weit von dem Hirten der Seele verlaufen; du bist ganz Sünde geworden; dein Herz ist ganz boshaft und verzweifelt verderbt, du kannst bestimmt nicht mehr selig werden."

So wird manche arme Seele wegen dieser Lehre vom Teufel herumgezerrt, indem er sie überreden will, ihr Verderben sei über alle Maßen groß, ihre Sünden übersteigen die Barmherzigkeit Gottes, und ihr Todesurteil sei schon unterschrieben. Aber, arme Seele, stehe du auf; der Teufel hat kein Recht, dich niederzuwerfen. Deine Sünde kann für die Barmherzigkeit Gottes nicht zu groß sein. Nicht die Größe der Sünde, sondern der Mangel an Glauben kann die Ursache zur Verdammung des Menschen werden. Wer Glauben hat, kann ungeachtet aller seiner Sünden selig werden; aber wer nur Eine Sünde hat und keinen Glauben, den wird diese einzige Sünde gänzlich zugrunde richten. Der Glaube an das Blut Christi zerstört den Stachel der Sünde. Ein Tropfen von dem kostbaren Blut des Heilandes kann tausend brennende Welten auslöschen, wieviel mehr kann es die Furcht deines armen Herzens vertreiben. Wenn du an Christus glaubst, so magst du zu dem Berg deiner Schuld sagen: "Entferne dich von hier und wirf dich ins Meer."





Ch.Spurgeon "Denn ich weiß, daß in mir, das ist in meinem Fleische, nichts Gutes wohnt." Römer 7,18

Wenn wir wiedergeboren sind, sind wir eine neue Schöpfung. Dennoch bleibt die alte Adamsnatur noch in uns. Das neue Leben in uns vernichtet nicht die Produkte der alten Natur. Die Wiedergeburt führt ein neues und höheres Prinzip in uns ein, aber das alte Prinzip bleibt und ist bemüht, seine Kraft zu behaupten. Manche bilden sich ein, daß der fleischliche Sinn zu verbessern ist, daß er nach und nach gezähmt und geheiligt werden kann, aber er ist Feindschaft gegen Gott und kann nicht mit Gott versöhnt werden. Die alte Natur ist von der Erde und irdisch, sie muß mit Christus gekreuzigt und mit ihm begraben werden, denn zum Verbessern ist sie viel zu schlecht.

Ich habe von manchen Bekennern gehört, die davon träumen, daß die Sünde in ihnen schon gänzlich vernichtet ist und daß sie keine bösen Neigungen und Wünsche mehr haben. Wenn das so ist, gratuliere ich ihnen und wünsche sehr, daß das auch bei mir so sein möchte. Ich habe jedoch einige Erfahrungen mit vollkommenen Leuten gemacht und sie im allgemeinen als die unangenehmsten, reizbarsten und empfindlichsten Personen in der Welt kennengelernt. Manche von ihnen haben sich auch als so abscheuliche Heuchler erwiesen, daß ich mich am meisten vor einer Person fürchte, die keine Unvollkommenheiten hat. Sobald ich höre, daß ein Bruder feststellt, er habe monatelang nicht gesündigt, frage ich mich, ob nicht sein geheimes Laster vielleicht Hurerei, Diebstahl oder Trunksucht ist, aber ich fühle sicher, daß das Schiff irgendwo ein Leck hat.

Die Sünde, die im Fleisch lauert, wird in dem Verhältnis weniger in Erscheinung treten, in dem das heilige Prinzip stärker wird. Unsere neue göttliche Natur kann nicht sündigen, weil sie aus Gott geboren ist. Sie hat keine Neigung zur Sünde, sondern alle ihre Wünsche und Begierden sind himmelwärts und christuswärts gerichtet.





W.MacDonald »Denn ich weiß, daß in mir, das ist in meinem Fleische, nichts Gutes wohnt.« Römer 7,18

Wenn ein junger Gläubiger diese Lektion schon sehr früh in seinem Leben als Christ lernt, wird ihm das später eine Riesenmenge von Problemen ersparen. Die Bibel lehrt, daß es NICHTS GUTES in unserer alten, bösen, nicht wiedergeborenen Natur gibt. Das Fleisch taugt absolut nichts. Es wird durch unsere Bekehrung um kein Jota verbessert. Es wird auch nicht durch einen lebenslangen konsequenten Wandel als Christ veredelt. Ja nicht einmal Gott versucht es zu verbessern. Er hat es am Kreuz zum Tod verurteilt und will, daß wir es im Tod halten.

Wenn ich dies wirklich im Glauben erfasse, bewahrt es mich vor vergeblichem Suchen und Streben. Ich suche nicht mehr nach etwas Gutem an einer Stelle, von der Gott gesagt hat, daß es da einfach nicht zu finden ist.

Es bewahrt mich vor Enttäuschung. Ich bin nie mehr enttäuscht, wenn ich in mir selbst nichts Gutes finde. Denn ich weiß von vornherein, daß es da einfach nicht vorhanden ist.

Es bewahrt mich vor ständiger »Nabelschau«. Ich gehe von der Voraussetzung aus, daß ich aus mir selbst heraus nicht überwinden kann. Im Gegenteil - Selbstbeschäftigung hat zwangsläufig die Niederlage zur Folge.

Es bewahrt mich vor psychologischer und psychiatrischer »Seelsorge«, die den Scheinwerfer auf das Ich richtet. Eine derartige Therapie verkompliziert das Problem nur, anstatt es zu lösen.

Es lehrt mich, ständig mit dem Herrn Jesus beschäftigt zu sein. Robert Murray McCheyne (1813-1843, schottischer Pfarrer und Autor) sagt: »Für jeden Blick, den du auf dich selbst richtest, richte zehn Blicke auf Jesus.« Das ist ein gutes Verhältnis! Jemand anders hat einmal gesagt, daß selbst ein geheiligtes Ich nur ein armseliger Ersatz für einen verherrlichten Christus ist. Und der Liederdichter schreibt: »Wie süß, vom Ich hinwegzufliehn, und im Heiland sich zu bergen.«

Vieles in unserer heutigen Wortverkündigung und viele neue christliche Bücher schicken die Menschen auf die Selbstbeschäftigungstour und hypnotisieren sie förmlich mit ihrem Temperament, ihrem Selbstwertgefühl, ihren Komplexen und Minderwertigkeitsgefühlen. Diese ganze Richtung ist eine Tragödie an Einseitigkeit und hinterläßt in ihrem Kielwasser ein Trümmerfeld menschlicher Wracks.

»Ich bin viel zu schlecht, als daß ich auch nur einen Gedanken an mich selbst verdiente; stattdessen möchte ich mich selbst vergessen und auf Gott blicken, der in der Tat all meiner Gedanken wert ist.«