Röm 4,20
C.H.Spurgeon
,,Stark im Glauben."
Röm. 4, 20.
Christ, habe wohl acht auf deinen Glauben; denn bedenke, daß der
Glaube der einzige Weg ist, auf dem du Gnade und Segen empfangen
kannst. Haben wir ein Bedürfnis nach göttlichen Segensgaben, so
sind sie allein dem Glauben erreichbar. Das Gebet erlangt keine
Erhörung vor dem Throne Gottes, es sei denn das ernstliche Gebet
des Gläubigen. Der Glaube ist der himmlische Botschafter
zwischen der Seele und dem verherrlichten und verklärten Herrn
Jesus. Fehlt uns dieser Bote, so können wir weder unsre Gebete
emporsenden, noch können wir von oben Erhörung empfangen. Der
Glaube ist der Telegraphendraht, der zwischen Erde und Himmel
ausgespannt ist und welchen Gottes Liebesverheißungen so schnell
durchlaufen, daß, ehe wir rufen, so antwortet Er, wenn wir noch
reden, so hört Er uns. Wenn aber diese telegraphische Verbindung
zerrissen ist, wie können wir dann noch die Verheißung
empfangen? Bin ich etwa in großer Trübsal? Ich kann Hilfe
empfangen in meiner Not durch den Glauben. Werde ich vom Feinde
bedrängt? Meine Seele findet eine sichere Zuflucht und
Schutzwehr bei Ihm durch den Glauben. Nimm aber den Glauben weg,
so schreie ich umsonst zu Gott. Es ist sonst keine Straße mehr
zwischen meiner Seele und dem Himmel. Im tiefsten Winterfrost
ist der Glaube eine Straße, auf welcher die feurigen Rosse des
Gebets laufen können, und zwar umso besser, je ärger die Kälte
schneidet; laßt euch aber einmal die Straße versperren und seht
dann, wie ihr noch mit dem großen König verkehren könnt? Der
Glaube verknüpft mich mit der Gottheit. Der Glaube kleidet mich
mit der Kraft des Herrn. Der Glaube führt die Allmacht Jehovahs
in meinen Dienst. Der Glaube nimmt jede göttliche Eigenschaft zu
meinem Schutz und Schirm in Anspruch. Er steht mir bei im Kampf
gegen die höllischen Mächte. Er führt mich siegreich über die
Leichen meiner Feinde. Wie aber kann ich ohne Glauben irgend
etwas vom Herrn empfangen? ,,Wer da zweifelt, der ist gleich wie
die Meereswoge, die vom Winde getrieben und gewebt wird; solcher
Mensch denke nicht, daß er etwas von dem Herrn empfangen werde!"
Darum, o Christ, wache sorgsam über deinen Glauben, denn durch
ihn kannst du alles erlangen, und seist du auch noch so arm;
aber ohne denselben bekommst du nichts. ,,Wenn du könntest
glauben! Alle Dinge sind möglich dem, der da glaubt."
C.O.Rosenius
Er (Abraham) zweifelte nicht an der Verheißung Gottes durch
Unglauben, sondern ward stark im Glauben und gab Gott die
Ehre. Röm. 4, 20.
Abraham hat damit ,,Gott die Ehre gegeben", daß er nicht
an Seiner Verheißung zweifelte, sondern fortfuhr, an ihre
Erfüllung zu glauben und sie zu erwarten, wie übel es auch
vor Menschenaugen aussah. Dies ist ein sehr bedenkenswertes
Wort. Wer unter schweren Glaubensprüfungen dennoch fortfährt
zu hoffen, wo keine Hoffnung ist, und tut dies nur deshalb,
weil Gott die Verheißung gegeben hat, der gibt Ihm die Ehre.
Dieser Mensch erkennt im Ernst, daß Gott allmächtig und
wahrhaftig ist. Luther sagt dazu: ,,Gott dem Herrn Seine
rechte Ehre zu geben, ist nichts anderes, als Ihn für
einen treuen und wahrhaftigen, weisen, barmherzigen und
allmächtigen Gott zu halten, kurz, Ihn als den zu erkennen,
der allein alles Gute schafft und gibt."
Solches tut der Glaube, während wir durch unsern Unglauben
Gott Seine Ehre rauben und Ihn zu einem schwachen,
ohnmächtigen und treulosen Wesen machen, wie Johannes sagt:
,,Wer dem Zeugnis Gottes nicht glaubt, der macht Ihn zum
Lügner", was ja ganz erschrecklich ist. Aber so ist der
Unglaube. ,,Darum", sagt Luther wiederum, ,,fordert unser
Herrgott nichts Höheres von uns Menschen, als daß wir Ihm
Seine Ehre geben und Ihn für unseren Gott halten; das ist,
daß wir Ihn für keinen eingebildeten und leeren Götzen
halten, sondern für einen rechten, wahrhaften Gott, der sich
unser annimmt, unsere Gebete hört, sich über uns erbarmt und
uns in aller Not hilft. Wenn Er das von uns erhält, dann hat
Er Seine Gottheit ganz und unverletzt, ja, dann hat Er alles,
was ein gläubiges Herz Ihm zu geben vermag. Gott von Herzen
solche Ehre zu geben, ist darum gewiß eine Weisheit über alle
Weisheit, eine (menschliche) Gerechtigkeit über alle
(menschliche) Gerechtigkeit, ein Gottesdienst über alle
Gottesdienste, ein Opfer über alle Opfer."
Wenn wir solches recht bedächten, dann würden wir wohl etwas
mehr nach der Gnade des Glaubens trachten, als es gewöhnlich
geschieht; denn es würde uns doch wohl eine Lust sein, Gott
etwas Ihm recht Wohlgefälliges zu geben. Das tun wir, wenn
wir Seinen Worten und Verheißungen wirklich glauben und Ihm
darin die Ehre zu geben bereit sind.
Wie Abraham durch den Glauben Gott die Ehre gab, zeigt
der Apostel, indem er hinzufügt: ,,Und wußte auf's
allergewisseste, das, was Gott verheißt, das kann Er auch
tun." Er wußte ,,auf's allergewisseste", er war überzeugt und
durchdrungen von der Wahrheit, daß Er, der die Verheißung
gegeben hatte, sie auch erfüllen würde. Gott hatte mit der
Frage: ,,Sollte dem Herrn etwas unmöglich sein?" Abraham zu
tiefem Nachdenken über den Umstand gebracht, daß der Herr
das, was immer Er auch verheißen hatte, auch erfüllen konnte,
weil Er der Schöpfer, der Allmächtige war. Ihm konnte ja
nichts unmöglich sein. Durch ebendiese Bemerkung wurde die
Jungfrau Maria dazu gebracht, der wundersamen Verkündigung zu
glauben, daß sie, die ,,von keinem Manne wußte", die Mutter
des Sohnes Gottes werden sollte, als der Engel sprach:
,,Denn bei Gott ist kein Ding unmöglich."
Wir merken hier, daß der Glaube auf der Allmacht Gottes ruhen
muß. Der Glaube muß so hohe und aller Vernunft unfaßliche
Dinge vor sich haben, daß nichts Geringeres als die Allmacht
Gottes ihn beruhigt. Denn das ist kein Glaube, wenn man das
Verheißungswort so beschränkt und deutelt, daß wir armen,
ohnmächtigen und blinden Wesen es fassen könnten, wie seine
Erfüllung zugehen soll. Das hieße ja im Gegenteil Gottes
Allmacht und Weisheit nach unserer eigenen Vernunft bemessen,
Gott also uns gefallenen, ohnmächtigen Toren gleichzumachen,
was geradezu eine Lästerung wäre. Wenn ich nur ein Wort von
dem allmächtigen Gott habe, dann lasse ich mir dies genug
sein. Der Glaube hält sich dann nicht mehr mit den Fragen
der Vernunft auf: ,,Wie ist es möglich?", sondern er
schneidet alle solche Überlegungen mit der einzigen
Gegenfrage ab: ,,Sollte dem Herrn etwas unmöglich sein?"
Gerade mit diesen Sprüchen und unseren Textworten stärkten
sich auch Luther und seine Mitkämpfer im Streite für die
rechte Lehre von den Sakramenten gegen diejenigen, die in
dieselben nur soviel hineinlegen wollten, wie die Vernunft
erklären kann. - Alle Gläubigen müssen sich auf solche
Prüfungen bereiten, sowohl für den Glauben an die
gegenwärtige Gnade während aller fühlbaren Sünde,
Versuchung und Anfechtung, als auch für den Glauben an
die Gebetserhörung Gottes und Seine Hilfe in jeder Not
während der Wanderung - auf solche Prüfungen, daß zur
Aufrechterhaltung des Glaubens nichts Geringeres hinreicht
als die Macht der eigenen Stärke Gottes. Der Herr wird
selbst dafür sorgen, daß wir solche Prüfungen erhalten, weil
es Seine Ehre und unsere Vervollkommnung in der Gnade gilt.
Je härter wir geprüft werden, so daß wir aus innerer und
äußerer Not rufen und schreien und dennoch durch Ihn errettet
werden, um so mehr wird Seine Macht und Treue verherrlicht,
wie Er selbst spricht: ,,Ich will vor dir hergehen und die.
Höcker eben machen. Ich will die ehernen Türen zerschlagen
und die eisernen Riegel zerbrechen usw., auf daß man erfahre
von der Sonne Aufgang bis zu der Sonne Niedergang, daß außer
Mir keiner sei. Ich bin der Herr und keiner mehr!,,
Selig, ja, selig ist der zu nennen,
Des Hilfe der Gott Jakobs ist;
Welcher vom Glauben sich nicht läßt trennen
Und hofft getrost auf Jesum Christ.
Wer diesen Herrn zum Beistand hat,
Findet am besten Rat und Tat.
Halleluja!
J.Kroeker
Vom Geheimnis der Wiedergeburt.
"Abraham zweifelte nicht an der Verheißung Gottes, sondern
ward stark, indem er durch den Glauben Gott die Ehre gab
und völlig überzeugt war, dass was Gott verheißen habe, das
sei Er auch mächtig zu tun. Darum wurde es ihm auch als
Gerechtigkeit angerechnet." Röm. 4,20 f.
Wiedergeburt ist auch eine Hingabe des Glaubens und zwar an
die Botschaft Gottes, die zuvor zum Menschen gesprochen hat.
Das große Erlebnis Abrahams von der Verheißung Isaaks
diente dem Apostel Paulus Jahrtausende später als
Beleg aus der alttestamentlichen Heilsgeschichte für
jenes Rechtfertigkeitsevangelium, dass nämlich die
Gottesgerechtigkeit allein auf Grund des Glaubens dem
Menschen zugesprochen wird. Alle Gesetzeswerke fließen aus
dem Vermögen der menschlichen Kraft und aus dem Geiste der
menschlichen Frömmigkeit. Vor Gott ist aber jeder Mensch
infolge des Falles tot in Sünden und Übertretungen. Was
daher vom Menschen kommt, kann zwar Bedeutung für den
Menschen und dessen Umgebung, nicht aber vor Gott haben.
Alles Menschliche bleibt dem Geiste und dem Wesen Gottes
fremd, weil es aus dem Geiste und dem Wesen des von Gott
gelösten Menschen floss. Daher gibt es für Paulus keine
Rechtfertigung auf Grund menschlicher Werkgerechtigkeit. Der
Weg zur Gottesgerechtigkeit führt allein durch Erlösung.
Als Menschen, die verzweifelt sind an aller naturhaften
Frömmigkeit und aller rein menschlichen Religion, verstehen
wir den Apostel in seinem Evangelium von der Neuschöpfung und
von der Rechtfertigung durch den Glauben. Gott kann niemals
rechtfertigen, was dem innersten Wesen und der tiefsten
Geistesrichtung nach wider Gott ist. Auch in Abram erklärte
Gott nicht etwas für Gerechtigkeit, was Er in Abram vorfand,
sondern allein jenes Vertrauen, dass Er durch seine
Offenbarung in ihm wecken konnte. Es war nicht ein Glaube,
wie er jedem natürlichen Menschen innewohnt, den Gott bei
Abram als Gerechtigkeit erklärte, sondern allein den von
seiner Offenbarung geschaffenen. Nur dieser ist von der Art,
dass er sich eins machen lässt mit der Offenbarung und daher
Gott zur Basis seines weiteren Wirkens dienen kann.
Zwar schuf sich der Mensch je und je eine Religion, welche
zwischen Gott und Mensch vermitteln sollte. Nie kam aber
eine Religion über eine Selbstgerechtigkeit und letzthin
Selbsterlösung hinaus. Bei jeder Selbsterlösung bleibt
alles, "wenn auch nicht, wie es war, so doch dasselbe, was
es war" (Gogarten).
Vermitteln zwischen Gott und Mensch kann nur die Offenbarung.
Was daher in der Menschheit als Wahrheit, als Gemeinschaft
mit Gott, als Dienst am Reich Gottes oder an ewigem Leben
sichtbar wurde, war niemals des Menschen Weg zu Gott, sondern
Gottes Weg zu den Menschen, nicht die Frucht menschlicher
Religion, sondern das Wunder der göttlichen Erlösung.