Röm 4,16
C.O.Rosenius
Abraham Ist unser aller Vater (wie geschrieben steht: Ich
habe dich gesetzt zum Vater vieler Völker) vor Gott, dem Er
geglaubt hat, der da die Toten lebendig macht und ruft dem,
das nicht Ist, daß es sei. Röm. 4,16 u. 17.
Abraham glaubte an einen allmächtigen Gott; und wer an einen
Gott glaubt, der die Toten auferwecken kann, der kann sodann
auch glauben, daß Gott alles tun kann, was Er jemals gesagt
hat. Wenn Er die Toten auferweckt, warum würde er dann nicht
den alten Abraham und die unfruchtbare Sarah zu Eltern einer
zahlreichen Nachkommenschaft machen können? Wie sollte
Abraham dann bezweifeln, daß Gott Seine Verheißung von einem
zahlreichen Samen durch Isaak erfüllen könnte, wenn er ihn
jetzt auch opfere und zu Asche verbrenne? Gott könnte ihn
ja auferwecken! Einen solchen Glauben hat Abraham gehabt.
,,Gott macht die Toten lebendig und ruft dem, das nicht ist,
daß es sei." - Gott redet, sobald Er etwas zu tun beschließt,
von den Dingen, die noch nicht vorhanden sind, in der
gleichen Weise, als ob sie bereits vorhanden wären. So redet
Er zu Abraham von dem, was noch nicht vorhanden war, und gibt
ihm schon jetzt den Namen Abraham (Vater einer großen Menge);
denn Er spricht: ,,Ich habe dich gesetzt zum Vater vieler
Völker." Vor Gott, der die Toten lebendig macht, war Abraham
bereits das, was er der Verheißung gemäß sein würde. Für
unseren schwachen Glauben ist dies ein vortrefflicher Spruch,
voller Lehre und Stärke. Wir müssen alle lernen, in dieser
Weise Gott, dem Herrn, zu glauben; dann werden wir rechte
Abrahamiten. Er, der durch Sein Wort Himmel und Erde erschuf
und ,,das Licht aus der Finsternis hervorleuchten ließ", Er
ist mächtig genug, aus nichts alles zu machen - aus dem
Tod das Leben, aus der Sünde die Gerechtigkeit, aus der
Knechtschaft unter dem Teufel die herrliche Freiheit der
Kinder Gottes hervorzubringen.
Der Prophet sagt: ,,Hebt eure Augen in die Höhe und seht!
Wer hat solche Dinge geschaffen und führt ihr Heer bei der
Zahl heraus? Er ruft sie alle mit Namen; Sein Vermögen und
Seine starke Kraft ist so groß, daß es nicht an einem fehlen
kann." Wie Gott die von Ihm erschaffenen Sterne bei Namen
ruft, so ruft Er auch alle Kinder Abrahams, die so zahlreich
wie die Sterne am Himmel werden sollten, ein jegliches bei
seinem Namen, bevor noch ein einziges geboren war. Vor Ihm
ist weder vergangene noch zukünftige Zeit, sondern vor Ihm
ist alles gegenwärtig, was uns jemals widerfahren wird. Und
wie Abraham auf Gottes Wort und Allmacht hin auch solches
glaubte, wovon er jetzt nichts sah, ja, solches, das aufs
höchste gegen alles stritt, was er sah oder bei sich fühlte,
so muß auch jeder Christ auf die Zusage des Herrn hin
glauben, seinem eigenen Sehen und Fühlen ganz zuwider. Das
ist es, was eigentlich Glaube heißt; der Glaube an Gottes
Allmacht und Treue, daß Er alles jetzt Gesehene und Gefühlte
in das Gegenteil wenden kann.
So hat Luther zum Trost der armen Christen den Glauben
Abrahams und den Gott Abrahams dargestellt, der dem ruft,
das nicht ist, daß es sei, indem er sagt: ,,Es scheint wohl
nicht, wenn man Seine Christen mit Füßen tritt oder ihnen
die Köpfe abhaut, daß es soll Ehre und Herrlichkeit, Freude
und Seligkeit heißen, sondern es fühlt sich nur als eitel
Widerspiel. Aber Gott spricht: Ich kann machen, daß da
stehe, was da nicht ist, und daß eitel Freude werde aus
Traurigkeit und allem Herzeleid. Ich kann sagen: Tod und
Grab, sei du Leben! Hölle, werde du Himmel und Seligkeit!
Gift, sei du köstliche Arznei und Labsal! Teufel und Welt,
sei du Meinen Christen nützlicher als die lieben Engelein und
frommen Heiligen! Denn Ich kann und will Meinen Weingarten
also bauen und warten, daß er durch allerlei Leiden und
Unglück nur besser soll werden."
Wenn ein angefochtener Christ nichts anderes fühlt, als daß
er dem Teufel gänzlich übergeben sei, der sein Herz, seine
Gedanken und sein ganzes Leben mit eitel Sünde, Sorge und
Jammer erfüllt, dann kann Gott sagen: Du bist heilig, du bist
,,ganz rein", du bist Mein Tempel. Wenn ich mich durch viele
Sünden ganz verabscheuungswürdig vor Gott fühle, dann sagt
Gott: Vor Meinen Augen bist du angenehm, geliebt und teuer.
Wenn ich nur Tod und Fäulnis vor mir sehe, dann sagt Gott:
Ich sehe dich im Himmel herrlich und selig unter Meinen
Engeln. Er, ,,der die Toten lebendig macht und ruft dem, das
nicht ist, daß es sei", Er wird den Gläubigen in dieser Zeit
solches alles ebenso sicher machen, wie Er Seine wunderbare
Verheißung an Abraham erfüllt hat, so daß die ganze Erde mit
seinem Samen überstreut ist. Gott gebe uns nur mehr von dem
Glauben Abrahams! Aber diese teure Gabe mußt du mit größerem
Ernste suchen, als es gewöhnlich geschieht. Diejenigen, die
diese Gabe von Herzen begehren, oft und ernstlich Gott um
dieselbe bitten sowie die Worte und die Taten Gottes fleißig
betrachten, die wachsen auch im Glauben und werden stark und
brünstig im Geist. Bei denjenigen dagegen, die sich an einem
kleinen Maße genügen lassen und die herrlichen Gaben Gottes
verachten, nimmt der Glaube ab, kann auch ganz aufhören, und
sie fallen ab.
Nun weg mit allem Bangen und was da ängstigt mich,
In Jesu Nähe ist nicht Raum für Sorgen;
Der Herr, Er ist ja nahe, verbirget Er gleich sich,
In Ihm, dem Felsen, ruh ich wohl geborgen;
Es mögen Stürme toben und brausen mächtiglich,
Und Not und Kämpfe kommen, ich doch nicht ängste mich;
Des Höchsten Hand kann wahrlich alles ändern.