Röm 3,24
C.Eichhorn
Die Rechtfertigung des Sünders
Wir werden ohne Verdienst gerecht aus seiner Gnade.
Röm. 3, 24
Gott macht Sünder und Gottlose gerecht ohne Verdienst,
als Geschenk, durch den Glauben an Jesus Christus. Das ist
das kostbare Kleinod des Evangeliums. Was schließt diese
Rechtfertigung in sich? Zuerst die Freisprechung von Schuld,
die Vergebung der Sünde. Gott tritt auf die Seite des
Sünders, der sich an Jesus Christus hält. Er nimmt ihn
zu Gnaden an und in seine Liebe auf. Er zerreißt den
Schuldbrief und begnadigt den todeswürdigen Übeltäter. -
Aber in der Rechtfertigung liegt noch mehr. Gott spricht
nicht nur den Sünder gerecht. Er macht ihn auch gerecht.
Es kann ja nicht anders sein. Denn was er spricht, das
geschieht. Gottes Worte werden stets zu Tatsachen. Spricht
er: "Es werde Licht!", so ist das Licht da. So macht er auch
den Sünder gerecht. - Das Wort "rechtfertigen" bedeutet
beides: für gerecht erklären und gerecht machen. Heißt es
"rechtfertigen durch den Glauben", so ist es ein Gerecht
machen. Spricht die Schrift von "rechtfertigen aus oder
auf Grund des Glaubens", so ist es ein Gerecht erklären. -
Inwiefern macht nun Gott den Sünder gerecht? Er erneuert ihn
im innersten Grund seines Wesens. Er gibt ihm einen anderen
Sinn. Er tritt nicht nur in ein anderes Verhältnis zu ihm,
nämlich in das der Gnade, sondern er wirkt auch ein neues
Verhalten in dem Sünder. Er versetzt ihn nicht nur in einen
neuen Stand, sondern auch in einen neuen Zustand. Er gibt
ihm seinen Geist, der eine Umwandlung und Wiedergeburt wirkt.
Ist der Sünder zuvor ein Feind Gottes, so wird er nun ein
Freund. Die Liebe zu Gott wird in sein Herz ausgegossen. Er
kommt in eine Gehorsamsstellung. Seine Grundrichtung wird
eine ganz andere. Wer in Christo ist, der ist eine neue
Kreatur. Das Alte ist vergangen. Ein neuer Mensch ist mit
der Rechtfertigung da. Die Rechtfertigung schließt also in
sich eine Lebendigmachung. Der Sünder wird mit Christus
lebendig gemacht aus dem Tod der Sünde, er steht mit ihm
auf und wird mit ihm in das himmlische Wesen versetzt. Der
Apostel spricht daher von einer "Rechtfertigung des Lebens".
Die, welche Sklaven des Todes waren, gelangen durch die
rechtfertigende Gnade dazu, daß sie "herrschen im Leben"
(Röm. 5, 17). "Gäbe es", sagt der Apostel, "ein Gesetz, das
da lebendig machen kann, so käme die Gerechtigkeit aus dem
Gesetz." Also ist Gerechtwerden und Lebendigwerden eins. An
anderer Stelle sagt der Apostel: Sie sind allzumal Sünder und
ermangeln der Herrlichkeit Gottes (wörtliche Übersetzung).
Herrlichkeit ist Lebensfülle im Gegensatz zu Todesfinsternis.
Der Sünder empfängt also beides: Befreiung von Schuld und ein
neues Leben, das dann freilich erst ausgestaltet und nach
allen Seiten ausgelebt werden muß.