Römerbrief

Röm 1,24 C.O.Rosenius Darum hat sie auch Gott dahingegeben in ihrer Herzen Gelüste, in Unreinigkeit. Röm. 1, 24.

Hier hören wir, was Gott der Herr, mit denjenigen tut, die dem ihnen von Ihm gegebenen Lichte nicht folgen. Er gibt sie dahin in ihrer Herzen Gelüste, so daß sie sogleich von ihren Gelüsten in eine tiefe Unreinigkeit geführt werden, die dann ihr verdienter Lohn sein wird. ,,Gott kann nicht versucht werden zum Bösen, und Er selbst versucht auch niemand", sondern die Macht der Bosheit im Menschen ist so groß, daß er, wenn Gott ihn verläßt, sofort in Sünde und Schande stürzt. Durch den Sündenfall wurde die Menschennatur mit dem Gift der alten Schlange, mit der Sünde und aller Bosheit erfüllt; sie arbeitet beständig und drängt sich gleich einem anschwellenden Strom oder einer sprudelnden Quellader den Gedanken, Lüsten und Begierden des Herzens auf.

Gott der Herr, klagte schon frühzeitig darüber, daß ,,der Menschen Bosheit groß war auf Erden und alles Dichten und Trachten ihres Herzens nur böse war immerdar". Auch der Herr Jesus sagte: ,,Aus dem Herzen kommen arge Gedanken - Mord, Ehebruch, Hurerei, Dieberei, falsches Zeugnis, Lästerung." Wenn Gott nicht mit Seiner Allmacht oder auch durch verschiedene natürliche Hindernisse diese Sündenflut hemmte, könnte keine gegenseitige Gemeinschaft bestehen, ja, das ganze Menschengeschlecht würde wegen dieser sich ihm aufdrängenden Bosheit, durch die alle Menschen sich selbst und andere schnellstens verderben würden, untergehen. Selbst dort, wo die Gnadenkräfte nicht angenommen werden und darum auch nicht wirken, hat Gott in Seiner allgemeinen Vaterfürsorge um das Menschengeschlecht dieser zerstörenden Bosheit einige natürliche Hindernisse und Fesseln auferlegt, wie z. B. eine natürliche Klugheit, Furcht vor Schaden und Schande, Sorge für den eigenen Nutzen, eine gewisse Selbstachtung usw. Zudem regiert Er stets mit Seiner Allmacht und hält die sich aufdrängende Bosheit zurück.

Wenn Gott nun zur gerechten Strafe für die Verachtung und Mißdeutung Seines Liebesrates diese Hindernisse für die Ausbrüche der Sünde wegnimmt und den Menschen sich selbst und der Eingebung des bösen Feindes überläßt, dann überflutet die Macht der Bosheit alle Schranken und Grenzen. Dann sieht man jene erschrecklichen Sündenausbrüche, die der Apostel hier (Röm 1) aus dem Leben der Heiden anführt und die man oft genug auch in der Christenheit gewahr wird diese schauerlichen Schreck-Beispiele, da auch solche Menschen, die allgemein für weise und für verständig angesehen wurden, plötzlich in eine schreckliche Sünde und Torheit verstrickt erfunden werden, so daß der eine ein Dieb oder Fälscher, der andere ein Mörder ist, ein dritter frönt einem widerlichen, verderblichen Laster, ein vierter nimmt sich das Leben usw. Und wenn sie vielleicht kurz zuvor für kluge, ehrbare Menschen gehalten wurden, jetzt aber in dieser jämmerlichen Art und Weise enden, dann steht die Welt da und staunt und kann nicht fassen, wie solches zuging; denn niemals hätte der kluge und gute Mensch das getan haben wollen, was er jetzt getan hat. Wie ist das dann zugegangen? In keiner anderen Weise als der, die der Apostel uns in Vers 21 sagt: ,,Weil sie wußten, daß ein Gott ist, und haben Ihn nicht als einen Gott gepriesen." Sie vernahmen die Stimme Gottes, wollten sich aber nicht beugen, sondern ,,hielten die Wahrheit in Ungerechtigkeit auf", sie ,,hielten sich selbst für weise" und wollten nicht glauben, was Gott ihnen sagte. Deswegen hat Er sie nun in ihrer Herzen Gelüste dahingegeben, und auf diese Weise sind sie zu Narren geworden.

Ach, daß ein jeder Mensch, der noch zu einiger Besinnung fähig ist, beizeiten bedenken wollte, was der Apostel des Herrn uns hier lehrt! Mancher Jüngling, manches junge Mädchen hört frühzeitig von liebevollen, erleuchteten Eltern oder Lehrern den Ratschluß Gottes sowohl für unser zeitliches als auch für unser ewiges Wohlergehen. Sie hören und verstehen, wie der allmächtige Gott ernstlich will und befiehlt, daß alle Menschen sich zu Ihm bekehren, Ihn fürchten und lieben, Ihm glauben, gehorchen und Ihm im Leben nachfolgen sollen. Aber diesem Rat Gottes wollen sie nicht gehorchen. Sie wollen noch ihren eigenen Lüsten und der Welt folgen. Sie meinen, daß sie sich jederzeit hüten könnten, es zu grob zu machen und zu tief in den Schlamm der Sünde zu versinken. Sie meinen, es stehe in ihrer Macht, ein gewisses Maß zu halten. Sie wollen nicht ganz dem Herrn angehören, bei Ihm bleiben und in Seinem Reiche unter Ihm leben, aber sie gedenken doch, sich vor einem zu tiefen Fall zu hüten. Das wird ihnen jedoch nicht gelingen. ,,Gott läßt sich nicht spotten." Wenn du Seine Worte nicht hören und dich nicht ganz bekehren willst, dann helfen hinfort weder Klugheit noch Wachsamkeit, du mußt hinab in die Tiefe. Früher oder später, hier in der Zeit oder einst in der Ewigkeit wirst du bitter erfahren, daß es deine große Unbesonnenheit war, diesem Herrn nicht zu gehorchen, sondern Seinem Willen und Ratschluß zu trotzen.

Ach Volk, wer Ohren hat zu hören, Der höre, denn die Zeit ist da; Gott ruft, die Sünder zu bekehren, Vom Sinai, von Golgatha, Mit Donnern und im süßen Ton. Erwacht und eilt zum Gnadenthron!