Römerbrief

Röm 1,21 C.O.Rosenius Sie wußten, daß ein Gott ist, und haben ihn nicht gepriesen als einen Gott, noch ihm gedankt, sondern sind in ihrem Dichten eitel geworden, und ihr unverständiges Herz ist verfinstert. Röm. 1, 21.

Wir können hier erkennen, wie ernst Gott vom Menschen fordert, daß er Ihn so preisen soll, wie er Ihn kennt. Kennen wir Ihn auch nur als einen weisen und allmächtigen Schöpfer, so will Er doch, daß wir Ihn als einen solchen verehren sollen. Wir sind Ihm dann schon die ganze Liebe und Achtung und den ganzen Gehorsam unseres Herzens schuldig. ,,Sie haben Ihm auch nicht ,,gedankt", fügt der Apostel ergänzend hinzu. Wir müssen immer vor Augen haben, daß Gott die Quelle alles dessen ist, was wir sind und haben; ,,denn in Ihm leben, weben und sind wir. Darum sollen wir Ihm beständig ,,danken", unsere Abhängigkeit von Ihm erkennen und Ihm in allen Dingen die Ehre geben. Und bedenke! Wenn selbst die Heiden, denen das Licht des Evangeliums fehlt, ohne Entschuldigung sind, wenn sie Gott nicht in dieser Weise verherrlichen und danken, wie wird es dann uns ergehen, zu denen Er durch Seine Propheten und am letzten durch den Sohn geredet hat, wenn wir Ihn nicht verherrlichen und Ihm danken?

Gott zu verherrlichen geschieht nicht nur mit Worten, Gebärden und schönen Werken; sondern diejenigen, welche verstehen, daß Er Geist ist, die müssen Ihn auch im Geist und in der Wahrheit anbeten. Wie schon bemerkt: Gott will, daß wir Ihn in demselben Grade verehren sollen, wie Er sich uns offenbart hat; wir sollen Ihn so lieben, wie wir verstehen, daß Er liebenswert ist; Ihn so fürchten, wie wir verstehen, daß Er zu fürchten ist; so an Ihn glauben, wie wir verstehen, daß Er getreu und wahrhaftig ist; Ihm in allen Dingen so gehorchen, wie wir verstehen, daß Er Macht und Recht hat, in allen Dingen über uns zu befehlen. Das heißt, Ihn als einen Gott zu preisen. Wir müssen vor Ihm zerknirscht werden wegen all der Sünden und Mängel, die wir bei uns finden und müssen bekennen, daß Er gerecht richtet, wenn Er uns in die Hölle wirft. Dann preisen wir Ihn als einen Gott, dann erhält Er wieder die Ehre, die Ihm durch den Sündenfall geraubt wurde, als die Schlange dem Menschen einflößte: Sollte Gott gesagt haben, daß ihr sterben werdet?" - Wenn wir uns des Todes schuldig erkennen, dann preisen wir Ihn als einen Gott. Hat Er uns aber auch Seinen Ratschluß zu unserer Seligkeit gezeigt, uns Seinen Sohn und Seinen ernstlichen Willen offenbart, alle diejenigen selig zu machen, die dem Sohne huldigen, dann sind wir natürlich gefordert, Ihn hierin auch wahrhaftig sein zu lassen, so daß wir die Gnade Gottes nicht verwerfen, sondern uns vor Seinem Worte beugen und an Seine Barmherzigkeit glauben. Das heißt, Ihn als einen Gott preisen. Es ist Sein ernstlicher Wille, daß ,,diejenigen, welche jetzt durch den Tod Seines Sohnes leben, nicht sich selbst leben sollen, sondern dem, der für sie gestorben und auferstanden ist". Sie sollen von allem Gott Mißfälligen Abschied nehmen und das, was Ihm gefällt, mit fröhlichem, dankbarem und willigem Herzen tun und wegen all dessen, was daran noch fehlt, stets an die ewige Vergebung glauben, die Er uns so teuer erworben und so ernstlich verheißen hat. So preisen wir Ihn als einen Gott.

Geschieht dies nun nicht, sondern werden wir ,,eitel in unserem Dichten" und beginnen wir, unserem Verständnis von Gott entgegen, frei zu leben, dann folgt als gerechte Strafe, daß Er Sein Licht von uns nimmt und unsere unverständigen Herzen verfinstert und in allerlei Torheiten fallen läßt, wie der Apostel hier von den Heiden sagt.

Unser Text gibt uns diese ernste Lehre. Sie muß vor allem für uns, denen Gott Sein Evangelium gegeben hat, ergreifend sein. Gott hat uns hoch begnadigt. Er stellt uns nicht nur die ganze Schöpfung voller Zeugnisse Seiner ewigen Kraft und Gottheit vor Augen, sondern gab uns auch Seinen Sohn vom Himmel herab. - Der wurde unser Bruder und treuer Mittler und erlöste uns mit Seiner Gesetzeserfüllung und Seinem Blutvergießen vom Fluch der Sünde und des Gesetzes. Er gab uns Sein Wort und sendet uns noch täglich den heiligen Geist, der alles das bewirkt, was zum Leben und zur Gottseligkeit dient, der uns ruft, erweckt, erleuchtet, züchtigt und erquickt, je nachdem wir es bedürfen. - Die Welt aber fürchtet Ihn nicht, preist Ihn nicht und dankt Ihm nicht für alle Seine Gnade, sondern geht ihren Weg weiter, ist sicher und gottlos und lebt frei in ihren Sünden, ihrer Eitelkeit und ihrem Götzendienste. - Wer darf sich da wundern, daß unser Gott in Seiner heiligen Gerechtigkeit die Welt dann fahren läßt, ja, sie so verblendet und verstockt werden läßt, daß sie kaum einen Augenblick vor der Hölle erschrickt! Schlimmer noch, wenn wir, die wir mit dem Leben und dem Licht des Geistes begnadigt wurden, die wir die Güte Gottes geschmeckt und angefangen haben, im Geist zu wandeln, aufs neue abfallen und wieder in Sicherheit und vorsätzlichen Sünden leben würden - wie erschrecklich, aber gerecht müßte dann das Urteil Gottes werden! Wären wir auch noch so schwach und sündig, gäben aber Ihm allein die Ehre, bekennten unsere Sünden vor Ihm, richteten uns selbst und suchten Seine Gnade, dann würde allem abgeholfen und alles gut werden. Wenn wir Ihn aber verachten, das Licht, das Er uns gegeben hat, mißbrauchen und Ihm trotzen, auch ,,die Wahrheit Gottes in Ungerechtigkeit aufzuhalten" anfangen - wer darf sich dann wundern, daß Er in Seiner majestätischen Gerechtigkeit so mit uns handelt, wie dieser Text lehrt!