Apg 28,22
A.Christlieb
Was die Welt vom wahren Christentum hört.
Apostelgeschichte 28, 22.
,,Von dieser Sekte ist uns kund, daß ihr an allen Enden
widersprochen wird".
Mit diesem Ausdruck bezeichnen die Väter der jüdischen
Gemeinde in Rom die Kunde, welche ihnen (bis zum Tag der
Begegnung mit Paulus) vom Christentum zugekommen war.
I.
In diesem Ausdruck erkennen wir zuerst des Teufels Vorarbeit
bei der Verkündigung des Evangeliums.
Es ist etwas Köstliches um das Vorausgehen Gottes im Leben
seiner Knechte. Er weckt bei den Hörern Verlangen und
geistlichen Hunger, ebnet die Wege und Verhältnisse und
macht seinem Wort Bahn. Aber es gibt auch eine teuflische
Vorarbeit. Der Fürst dieser Welt erkennt, daß seinem Reich
durch das lautere Gotteswort Abbruch getan wird. Deshalb
weiß er auch bei seinen Untertanen dem Evangelium einen bösen
Ruf zu machen und viele dadurch abzuschrecken. In ganz Rom
hatte man schon vor Pauli Ankunft gehört: ,,Das Christentum
ist eine Sekte, der an allen Enden widersprochen wird".
Es hieß: Das sind eigentümliche Leute, diese Christen.
Gewiß muß ihre Sache verkehrt sein, sonst würden sie nicht
ü b e r a l l so viel Widerspruch erfahren. Also hütet
euch vor derartigen Personen und laßt euch nicht von ihnen
gefangennehmen, sonst werdet ihr bei vielen Volksgenossen
Vertrauen und Achtung einbüßen!
Ist es heute anders? Geht nicht in ganzen Ortschaften,
Gegenden und Gesellschaftskreisen dem Christentum ein Ruf
voraus, der Tausende abschreckt? Das ist S a t a n s Werk.
Gott erbarme sich unser, daß wir nie in den Bannkreis
falscher menschlicher Schlagworte kommen, sondern auf Ihn und
Sein Wort hören.
II.
Unser Wort weist aber tatsächlich auch auf ein wahres
Kennzeichen echten Christentums hin: Es m u ß bei der Welt
allenthalben auf Widerspruch stoßen, wenn es e c h t sein
soll. Wo kein Widerspruch ist, da stimmt etwas nicht.
Schon der greise Simeon hat es vorausgesagt (Lukas 2, 34):
Jesus werde zu einem ,,Zeichen gesetzt, dem widersprochen
wird". Den falschen Propheten im Alten Bund hat jedermann
zugestimmt. Sie fanden nirgends Widerspruch. Aber das
lautere Gotteswort hat sich zu allen Zeiten viel Feindschaft
gefallen lassen müssen.
Wie konnte es anders sein? Das Wort Gottes entlarvt,
verurteilt und verdammt uns. Es schmeichelt uns nicht, wie
die hoffärtige Menschennatur es so gerne hat; es deckt
vielmehr den tiefen ,,Schaden Josephs" auf. Sollte das ohne
Widerspruch abgehen?
Ja, wenn Gottes Wort das sagte, wonach der Welt ,,die Ohren
jücken", wenn es saueres süß und schwarzes weiß nennen würde,
dann hätte es allenthalben bald Eingang. Aber nun dringt
dieses lebendige, zweischneidige Schwert durch bis auf die
innersten Herzensgedanken und zerschmeißt jede falsche Höhe,
vernichtet jeden eitlen Ruhm und macht uns klein, wo wir groß
sein wollen. Die Welt müßte nicht Welt sein, wenn dieses
Wort der Wahrheit nicht überall Widerspruch hervorrufen
würde. Deshalb laßt uns den heftigen und vielfachen
Widerspruch als ein Kennzeichen der Echtheit des Christentums
ansehen. Wie sie ,,verfolgt haben die Propheten, die vor
Euch gewesen sind" (Matthäus 12), so wird es bleiben, bis
Jesus wiederkommt.
III.
Zuletzt zeigt uns das Wort jener Männer die armselige äußere
Hülle, in welcher sich die Herrlichkeit Gottes verbirgt. Wie
anders der Ruf, der dem Christentum voraufgeht, und - die
Wirklichkeit!
Nicht eine ,,Sekte" ist es, sondern die Eine, heilige, ewige
Gemeinde Gottes, gesammelt aus den Heiligen aller Zeiten und
aller Völker. Es ist die Schar, die Gott einst rechtfertigen
wird als die einzige, welche die Wahrheit gehabt hat, weil
sie seinem Wort gehorsam war.
Es kommt die Stunde, und zum Teil ist sie schon gekommen, wo
man sehen wird: Diese verachtete kleine Herde ist Gottes
Augapfel. Sie ist Trägerin seiner Reichsgedanken. O, laßt
euch durch den allgemeinen Widerspruch der Welt doch nicht
zurückhalten, dem die Treue zu schwören, der hier auf Erden
bis zum Kreuz auf Golgatha das Widersprechen der Sünder
erduldet hat und nun zur Rechten der Majestät Gottes sitzt,
wohin er die Seinen auch führen will. Da ist dann für ewig
aller Widerspruch verstummt.