Apostelgeschichte

Apg 26,24 A.Christlieb ,,Paulus, du rasest!" Apostelgeschichte 26, 24.

Mit diesen Worten unterbricht Festus den Paulus beim Bericht über seinen Lebensweg. Was sagt uns dies Festuswort?

I.

Zuerst sagt es uns, daß Paulus in einer heiligen Begeisterung geredet haben muß, denn nur so konnte Festus auf diesen Ausdruck kommen. Hätte Paulus in trockener, langweiliger Weise seinen Vortrag gehalten, so hätten Festus und Agrippa wohl eine andere Äußerung des Unwillens fallen lassen. Da der Statthalter nun aber ausruft: ,,Paulus, du rasest!", so können wir nicht anders als den Schluß ziehen: Paulus muß mit einem heiligen Feuer von oben gesprochen haben. O, daß wir mehr von diesem göttlichen Feuer haben möchten! Ein Gottesknecht (Pastor Engels, Nümbrecht) sagte einmal, während ein junger Prediger gut und richtig, aber etwas ,,zu" ruhig das Wort verkündigte: ,,Ich habe gern, wenn die Brüder recht feurig sprechen, daß man merkt, sie sind begeistert für ihre Sache". - So war es bei Paulus. Gott gebe auch uns solches Feuer.

II.

Sodann zeigt uns dies Wort des Festus, w i e v e r s t ä n d - n i s l o s d i e W e l t g e i s t l i c h e n D i n g e n g e g e n ü b e r s t e h t .

Festus war ein tüchtiger Beamter, der es mit irdischen Gaben in der Welt zu etwas gebracht hatte. Aber seine weltliche Tüchtigkeit machte ihn noch lange nicht geschickt für das Himmelreich. Manch armer, geringer Mann in Cäsarea hätte wohl der Rede des Paulus mehr Verständnis entgegengebracht. Was Paulus vor Festus redete, war nüchterne Wahrheit, fern von aller Schwärmerei. Es war aber ,,g ö t t l i c h e Weisheit", und als solche mit äußeren Sinnen nicht zu begreifen. Deshalb schüttelt Felix den Kopf und spricht: ,,Raserei! Unsinn!" ,,Der natürliche Mensch vernimmt nichts vom Geiste Gottes. Es ist ihm eine Torheit; er kann es nicht begreifen" (1. Korinther 2, 14).

Wer Pauli Rede von Christus verstehen will, der muß klein und wahr werden und Erleuchtung von oben suchen. Dann wird ihm diese sogenannte ,,Raserei" und dieser sogenannte ,,Unsinn" das köstlichste, richtigste und liebste Wort.

Daß doch niemand von uns in des Festus Stellung hochmütiger, wegwerfender Kritik gegen das Wort der Wahrheit verharren möchte, damit er sich nicht selber die Himmelstüre verschließe. Geöffnet wird sie nur den ,,geistlich Armen".

III.

Endlich laßt uns aus dem Festuswort lernen, daß wahre, gläubige Christen sich auf allerlei Schimpf und Spott gefaßt machen müssen. Paulus hatte schon manchen Titel von der Welt bekommen, wie: Lotterbube (Apostelgeschichte 17, 18), Tempelschänder (21, 28), schädlicher Aufrührer und Sektierer (24, 5). Jetzt wird er auch noch ein ,,Rasender" genannt. Solche Schmähungen der Welt sind lauter Orden an der Brust der Gotteskinder. Jesus aber spricht: ,,Selig seid ihr, so euch die Menschen hassen und euch absondern und schelten euch und verwerfen euren Namen als einen bösen um des Menschensohnes willen. Freuet euch alsdann und hüpfet; denn siehe, euer Lohn ist groß im Himmel. Desgleichen taten ihre Väter den Propheten auch" (Lukas 6, 22. 23).