Apg 21,34
A.Christlieb
Der nach Klarheit suchende Hauptmann.
Apostelgeschichte 21, 33 - 36.
Unser Text zeigt uns einen Mann, der mitten in einem Gewirr
von Stimmen Klarheit bekommen möchte, auf welcher Seite das
Recht liege. ,,Einer rief dies, der andere das im Volk"
(Vers 34). So steht in unseren Tagen mancher in religiösen
und sonstigen Fragen in einem solchen Stimmgewirr, daß er
sich nicht zurechtfinden noch erkennen kann, wer recht hat.
Für solche mögen drei Tatsachen, die in unserem Text liegen,
zur Lehre dienen.
1. Die richtige Stellung war nicht da, wo der Zahl nach die
Mehrheit war. Wenn jener römische Oberhauptmann die Frage
des Rechts und Unrechts nach der Zahl der vor ihm stehenden
Anhänger oder Gegner des Christentums hätte beurteilen
wollen, dann hätte er den Feinden des Paulus recht geben
müssen; denn sie befanden sich hier natürlich in weitaus
überwiegender Mehrzahl. Das wäre falsch gewesen. Das Recht
lag hier bei der Minderheit.
2. Die Wahrheit war auch nicht da, wo am meisten gewühlt,
gedrängt und Propaganda gemacht wurde. Dies taten hier die
Feinde des Apostels. Sie betrieben ihre Sache mit solchem
Eifer, daß sie die ganze Stadt Jerusalem in Erregung brachten
(Vers 30). Unruhiges Wühlen und fleischliches Eifern sind
nicht Kennzeichen für Recht und Wahrheit.
3. Die richtige Stellung war auch nicht da, wo man am besten
verstand, den Gegner schlecht zu machen. Das taten hier
ebenfalls die Feinde des Apostels. Sie schwärzten ihn an als
einen Mann, der dem Vaterland, der Kirche und dem Glauben
gefährlich sei (Vers 28). Wenn jemand sich durch die Worte
der Paulusfeinde zur Meinung verleiten ließ, er nütze seinem
Vaterland und seiner Kirche, wenn er auch Paulus bekämpfen
helfe, so war er im Irrtum. Nein, nicht da, wo die Mehrheit,
der gewaltigste Wühleifer und die beißendste Kritik gefunden
wurde, war die rechte Stellung, sondern da, wo man etwas von
der Nachfolge Jesu im praktischen Wandel merkte.