Apostelgeschichte

Apg 20,37 A.Christlieb Der Abschied von den Ältesten. Apostelgeschichte 20, 37. 38.

Die hier geschilderte Abschiedsszene läßt uns einen Blick tun in die Liebe jener Ältesten zu Paulus und ihre Anhänglichkeit an ihn. Aus zwei Gründen ist uns diese Liebe besonders beachtenswert.

1. Paulus hatte es nie darauf abgelegt, Anhänglichkeit an seine Person zu erzielen. Er gehörte nicht zu den Männern, welche ,,die Jünger an sich ziehen" wollten (Vers 30). Er eiferte nicht, wie die galatischen Irrlehrer um die Seelen, damit diese wieder um ihn eifern sollten (Galater 4, 17). Sein Trachten ging darauf, daß sie an Christus hingen (2. Korinther 11, 2). Und dieser Mann darf die Liebe und Anhänglichkeit, nach der er niemals getrachtet hat, in besonders reicher Weise erfahren. Er kam also bei seiner lauteren, selbstlosen Arbeitsweise nicht zu kurz. Gott schenkte ihm die Liebe und Zuneigung seiner geistlichen Kinder aufs herrlichste.

Daraus sehen wir: Gerade die selbstlosen und uneigennützigen Arbeiter im Reich Gottes, welche die Seelen von sich weg auf Jesus weisen, dürfen die tiefste und bleibende Liebe bei andern ernten. Wer es in Unlauterkeit darauf ablegt, Anhänglichkeit an sich selbst zu erzielen, mag wohl eine Zeitlang Erfolg haben, aber nicht dauernd, denn Gott wendet die Herzen seiner Kinder dem zu, der nur seine göttliche Ehre sucht und seine göttlichen Ziele verfolgt (Jesaja 42, 8; 48, 11).

2. Aber auch im Blick auf die Ältesten ist uns diese innige Liebe wichtig. Hätten jene Ältesten ihr eigenes Ansehen und ihre eigene Ehre im Auge gehabt, so wären sie sicherlich nicht so tief betrübt über den Abschied des Apostels gewesen. Denn so lange dieser in Ephesus (wenn auch nur hin und wieder) persönlich mitarbeitete und die von ihm gegründete Gemeinde leitete, traten sie vielmehr in den Hintergrund. Die Bedeutung des Apostels war so groß und sein Ansehen so mächtig, daß alle anderen gegen ihn zurücktraten. Wären diese Männer stolze Leute gewesen, so würden sie die Abreise des Apostels nicht beweint, sondern im Stillen ersehnt haben, weil sie von jetzt an eine viel größere Rolle spielten und ihr Wort nun maßgebend war. Ihre Tränen beweisen, daß sie nicht in die Art der Mirjam geraten waren, die auf Moses Ansehen neidisch wurde und es schmerzlich empfand, daß ganz Israel immer auf Moses Wort und nicht auf das ihrige hörte (4. Mose 12, 1. 2).

Laßt uns auch dieser Demut, die aus den Tränen der Ältesten herausleuchtet, nachfolgen.