Apg 20,36
A.Christlieb
Eine rechte Gebetsvereinigung.
Apostelgeschichte 20, 36.
Welch ein köstlich Ding ist es um eine rechte
Gebetsvereinigung! Hier ist eine solche. Wir freuen uns
an den T e i l n e h m e r n , d e r F o r m u n d d e r
Z e i t dieser Gebetsvereinigung.
1. Die T e i l n e h m e r sind Paulus und die Ältesten von
Ephesus (,,Er betete mit ihnen allen"). Wo Gottes Arbeiter
und Jesu Knechte zusammenkommen, da ist es ganz natürlich,
daß sie miteinander das Angesicht Gottes suchen und vor dem
Gnadenthron sich vereinigen. Wo dies als unnatürlich oder
überspannt empfunden wird, da ist man nicht in Pauli Linien.
Den Segen des gemeinsamen Gebetes soll sich kein Gläubiger,
vornehmlich die Arbeiter im göttlichen Weinberg nicht, rauben
lassen.
2. Die äußere F o r m war die des knienden Gebetes. Das
Knien bedeutet demütige Unterwerfung. Sklaven fielen vor
ihrem Herrn, Untertanen vor ihrem König nieder (1. Mose 42,
6; 43, 26. 28; 44, 14; 50, 18). Auch uns geziemt Gott
gegenüber allezeit aufrichtige Beugung und Unterordnung. Wer
die Gesinnung Abrahams (1. Mose 18, 27) und des Zöllners
(Lukas 18, 13) hat, der beugt die ,,Knie seines Herzens".
Dies ist die Hauptsache. Wo die Herzensknie durch rechte
Sündenerkenntnis gebeugt sind, da pflegt das äußere
Niederknien keine Schwierigkeit zu machen. Doch wollen wir
aus der äußeren Form niemals ein Gesetz machen.
3. Z e i t p u n k t und Anlaß dieses Gebetes waren zunächst
der Schluß der Rede von Paulus (,,Als er solches gesagt
hatte"). Nachdem er die Ältesten ermahnt, betete er noch mit
ihnen. Wie manche Ermahnung würde vielleicht noch tiefer
eindringen und unvergeßlicher bleiben, wenn der Ermahnende
auch mit dem Ermahnten noch beten würde (Johannes 17).
Endlich stand Paulus jetzt unmittelbar vor einem ernsten
Abschied. In diesem feierlichen Augenblick beugte er die
Knie und betete mit allen. So wollen auch wir gerade die
besonders wichtigen und bedeutsamen Stunden unseres Lebens
durch Gebet heiligen.