Apg 20,34
A.Christlieb
Paulus als Handwerker.
II. Die Arbeit am Handwerk schadet der Missionsarbeit des
Apostels nicht.
Apostelgeschichte 20, 34.
Ein zweites Bedenken, welches sich beim Anblick des Zelte
verfertigenden Paulus erheben könnte, ist dies: Leidet nicht
die von Gott ihm befohlene Missionsarbeit darunter? Wird
nicht dadurch seine Zeit und Kraft einem wichtigeren Dienst
entzogen, der nötiger ist als jene mechanische Handarbeit?
Darauf ist zu antworten: Sicherlich gibt es heute viele
Arbeiter im Reich Gottes, denen man zurufen müßte: Überlasse
diese und jene äußere Arbeit einem anderen, der Gaben und
Kräfte dazu hat. Du aber beschränke dich auf die dir
zugewiesene Aufgabe und zersplittere dich nicht
(Apostelgeschichte 6, 4; 2. Mose 18, 18 - 23).
Aber in diesem Fall lag die Sache anders. Die von Gott
geleiteten Umstände machten die äußere Arbeit hier nötig.
Sobald Paulus merkte, daß er durch Benutzung des freien
Gastrechtes irgend jemand zur Last fallen konnte (und
Paulus war zartfühlend genug, dies zu empfinden), so hatte
er die Pflicht, für seinen Unterhalt selbst zu sorgen (2.
Thessalonicher 3, 8). Wäre er jemand beschwerlich geworden,
so wäre der Segen der Missionsarbeit dadurch gehindert worden
(1. Thessalonicher 2, 9; 1. Korinther 9, 12 b). Das Reich
Gottes, das Werk des Herrn hätte leiden können, wenn er
jene Arbeit nicht tat. Deshalb trieb Paulus auch diese
Anfertigung von Zelten als einen Gottesdienst genauso wie
seine Ansprachen in den Synagogen oder die große Rede auf
dem Areopag.
Hätte Paulus sich diese äußere Arbeit nach seiner eigenen
Wahl ausgesucht, oder hätte er das Nebenziel seiner eigenen
Bereicherung dabei verfolgt, dann freilich würde seine
Missionsarbeit darunter gelitten haben (2. Timotheus 2, 4).
Das war aber nicht der Fall. So durfte er getrost mit seinen
Händen schaffen und die ihm frei bleibende Zeit zum Dienst an
anderen Seelen verwenden. Seine Rede in Milet beweist, daß
beiderlei Arbeit sich durchaus nicht ausschließt, sondern
wohl vereinen läßt (Kap. 20, 18 - 35).
siehe auch
I. Die Arbeit am Handwerk schadet der Würde des Apostels nicht.
Apostelgeschichte 18, 3.
III. Die Arbeit am Handwerk schadet dem Gebetsleben des Apostels
nicht. Philipper 1, 3 - 5.
A.Christlieb
Die persönlichen Einkünfte des Paulus.
Apostelgeschichte 20, 34.
Es gibt Menschen, die für die Arbeit eines Gottesknechtes
wenig Interesse haben, wohl aber für die Frage: Wovon lebt
er? Welche Einnahmen bezieht er? Wer bei Paulus so fragt,
kann in unserem Text eine Antwort erhalten. Es ist eine
beschämende Antwort. Dreierlei wird uns hier über Paulus
Einnahmen mitgeteilt.
1. Woher stammten die Einkünfte von Paulus?
Paulus bezog sein Geld weder von gutbemittelten Freunden,
noch von den Heimatgemeinden Jerusalem oder Antiochien,
sondern durch seine persönliche Arbeit als Zeltmacher
(Luther: ,,Teppichweber", Kap. 18, 3). Er konnte auf seine
Glieder zeigen und sagen: ,,Diese meine Hände haben mir
gedient". Paulus war also nicht arbeitsscheu. Er hätte
Gründe genug angeben können, wenn er diese Mühe hätte
vermeiden wollen. Aber er schaffte mit seinen Händen, um
niemand beschwerlich zu werden (1. Thessalonicher 2, 9), und
um dem Evangelium kein Hindernis zu bereiten (1. Korinther
9, 12). Der Botschafter des himmlischen Königs schämte sich
der Arbeitsschürze nicht!
Es sollte niemand auf äußere Arbeit verächtlich herabsehen.
Sie entwürdigt den größten Gottesmann nicht. Ein echter
Knecht Christi im Arbeitskittel ist vor Gott mehr als ein
Mietling in herrlicher Amtstracht (1. Korinther 4, 12;
2. Thessalonicher 3, 8 - 10; 1. Korinther 9, 14. 15).
2. Wie verwandte Paulus seine Einkünfte?
Nicht zu einem bequemen oder üppigen Leben, nicht zum
Ansammeln eines Reichtums verwandte Paulus seine Einnahmen.
Er brauchte sie nur zu seiner N o t d u r f t . Dieser
Ausdruck deutet darauf hin, daß er ein einfaches Leben
führte. Er war kein Nabal, der sich ,,ein Mahl zurichtete
wie eines Königs Mahl" (1. Samuel 25, 36). Er kleidete sich
nicht wie der reiche Mann ,,in Purpur und köstliche Leinwand"
(Lukas 16, 19). Was zur Nahrung und Kleidung not war (1.
Timotheus 6, 8), auch solche Bücher, die für seinen Dienst
nützlich waren (2. Timotheus 4, 13), beschaffte er sich.
Aber auf viele Dinge, die nicht zur Notdurft gehörten,
verzichtete er gern. Auch wir wollen noch besser lernen,
die Einnahmen ,,zu unserer Notdurft" zu verwenden und alle
Üppigkeit zu vermeiden.
Für einen Zweck aber hatte Paulus Geld übrig: Er übte
Gastfreundschaft. Es weilten bei ihm oft kürzere oder
längere Zeit Gehilfen am Evangelium. Mit ihnen teilte er
gern sein einfaches Mahl, wie der Ausdruck ,,und derer, die
mit mir gewesen sind" uns zeigt. Paulus war also nicht
geizig. Er herbergte gern (Römer 12, 13). So wollen auch
wir für uns selbst einfach leben, aber stets bereit sein,
Liebe zu üben und gastfrei zu sein gegen die Brüder (Jesaja
16, 4; Hebräer 13, 1. 2; Sprüche 10, 16; 17, 1; 1. Petrus
4, 9; 2. Könige 4, 10; Hiob 31, 32; Matthäus 25, 35;
Apostelgeschichte 28, 14).
3. Es hat immer wieder Leute gegeben, die keinem Menschen
Einblick gewähren wollten in ihre persönlichen Einnahmen und
Ausgaben. Dadurch entstand oft allerlei Mißtrauen. Bei
Paulus war dies anders. Bei ihm lag kein geheimnisvolles
Dunkel über dieser Frage. Den Ältesten war genau bekannt,
wie Paulus das selbstverdiente Geld zu seinem Unterhalt
verwandte. (,,Denn ihr wißt selbst".)
Laßt uns in Geldsachen so wandeln, daß ältere, erfahrene
Christen jederzeit in unsere Einnahmen und Ausgaben Einblick
erhalten dürfen, weil dieselben einwandfrei sind (Sprüche 16,
8; 15, 16).