Apostelgeschichte

Apg 20,26 A.Christlieb Die feierliche Bezeugung der Unschuld. Apostelgeschichte 20, 26. 27.

1. Aus der Bergpredigt (Matthäus 5, 34 - 37) und dem Jakobusbrief (Jakobus 5, 12) wissen wir, daß feierliche Beteuerungen sich für einen Christen in der Regel nicht geziemen. Bei Handelsgeschäften usw. sollen wir niemals wie die Welt besondere Versicherungen aussprechen, die unser Wort dem andern recht glaubhaft machen sollen. Wer das tut, macht auf einen biblisch denkenden Menschen immer einen ungünstigen Eindruck, weil Leute, die aus der Wahrheit sind, solche Beteuerungen nicht nötig haben.

Und doch gibt es Gelegenheiten, wo eine feierliche Bezeugung am Platz ist. Wenn Paulus hier in dieser wichtigen Stunde feierlich seine Unschuld bezeugte, so mußte dies auf alle Vertreter der Gemeinde von Ephesus einen unauslöschlichen Eindruck machen und vielen zum Segen werden. Hier war es berechtigt (vergleiche 1. Mose 50, 5; 31, 44 - 54; 50, 24 - 26; 24, 3).

2. Paulus hob besonders den Tag hervor, an welchem er sich rein wußte. Es war der letzte Tag ihres Zusammenseins (,,an dem heutigen Tage"). Laßt uns daran denken, daß für jeden von uns ein solcher ,,heutiger Tag" kommen wird, wo wir unsere Umgebung zum letzten Mal sehen. Laßt uns so zu leben suchen, daß wir an jenem Tag das Zeugnis eines guten Gewissens haben und rein von dem Blut unserer Mitmenschen von ihnen scheiden können.

Der Inhalt dieser Beteuerung beweist uns die Größe der Verantwortung, welche Prediger und Hörer des göttlichen Wortes haben. Das Leben, und zwar das ewige Leben der Zuhörer steht dabei auf dem Spiel. Wer dies bedenkt, kann unmöglich leichtfertig predigen oder gleichgültig und schläfrig zuhören. Der Prediger gleicht dem Wächter, der den Einwohnern einer Stadt eine herannahende Gefahr anzukündigen hat. Tut er dies, so trägt er keine Schuld an dem Untergang seines Ortes (Hesekiel 33, 1 - 9; 3, 16 - 21).

Wie furchtbar muß es für Prediger sein, wenn das Blut ihrer Zuhörer an ihnen klebt, weil sie den Rat Gottes nicht voll und ganz mit Wort und Wandel bezeugten.