Apg 20,24
A.Christlieb
Der Gesamtinhalt aller evangelischen Predigt
Apostelgeschichte 20, 24. 25. 27
wird hier in drei verschiedenen Ausdrücken zusammengefaßt:
1. In der B e z e u g u n g der Gnade Gottes bestand die
ganze Aufgabe des Paulus (Vers 24). Einst war er
Gesetzesprediger und Gesetzeseiferer. Aber seitdem Gott ihm
das rechte Licht gegeben hatte, trieb er nichts als Gnade.
Gnade bot er dem verkommensten Sünder unter den Heiden wie
auch dem gesetzesstrengen Juden an. Diese Gnade konnte er
bezeugen, weil er ihre Kraft selbst erfahren hatte und es ihm
ein Herzensanliegen war, daß auch andere ihrer teilhaftig
würden.
Alle, die das Wort verkündigen, haben darauf zu achten, daß
der Hauptinhalt ihrer Predigt Gnade sei (Kap. 14, 3).
2. Zurückschauend auf all seine bisherige Wortverkündigung
sagt Paulus: ,,Ich habe g e p r e d i g t das Reich Gottes"
(Vers 25). Der Apostel zeigte im Evangelium seinen Hörern.
wie Gott in der Person Jesu ein ewiges, unvergängliches
Königreich aufgerichtet habe. Er forderte sie gleichsam wie
ein Herold auf, in dieses Reich einzugehen und dem König
desselben untertan zu werden (Kap. 8, 12; 19, 8; 28, 23;
Markus 1, 14; Lukas 9, 2. 60). Nicht für eine menschliche
Partei oder Kirche warb Paulus, sondern für das Reich Gottes,
dessen Ausbreitung ihm allein am Herzen lag.
3. Endlich faßte Paulus seine Predigt in dem Ausdruck
zusammen: ,,Ich habe allen Rat Gottes v e r k ü n d i g t "
(V. 27). Hier betont Paulus, der ganze göttliche
Heilsratschluß sei Gegenstand seiner Verkündigung gewesen.
Nichts von dem Willen Gottes hat er verschwiegen (1.
Timotheus 2, 4 - 6).
Alle drei Ausdrücke beziehen sich auf den Gesamtinhalt aller
evangelischen Predigt, jeder hebt eine besondere Seite
derselben hervor. Ein rechter Prediger wird immer die Gnade
Gottes bezeugen, das Reich Gottes predigen und allen Rat
Gottes verkündigen (2. Timotheus 4, 5 b).