Apg 19,13
A.Christlieb
Die Söhne des Skevas.
Apostelgeschichte 19, 13 - 15.
1. Ihre Herkunft und ihr Beruf.
In Zeiten der Erweckung pflegen auch unnüchterne und
bedenkliche Begleiterscheinungen aufzutreten. Solche fehlen
auch hier in Ephesus nicht, wie die ernste und lehrreiche
Geschichte dieser sieben Skevassöhne beweist.
Lehrreich ist schon die Betrachtung ihrer Herkunft. Sie
entstammten dem alttestamentlichen Gottesvolk und noch dazu
der Familie eines leitenden Priesters in diesem Volk. Wie
müßte von Leuten solcher Abstammung eine Ehrfurcht vor dem
göttlichen Gesetz und zumindest seine äußerliche Befolgung
erwartet werden. Aber das Gegenteil war bei diesen der
Fall. Sie ergriffen einen Beruf, der in direktem Gegensatz
zu den göttlichen Geboten stand (5. Mose 18, 10. 11).
Mit allerlei zauberhaften Mitteln und Formeln suchten sie
Heilungen zu erzielen, die ihnen einen reichen Gewinn sichern
sollten. In jenen heidnischen Ländern waren solche Leute
sehr begehrt. Aber niemals hätte ein gesetzestreuer Jude und
erst recht nicht der Sohn eines Lehrers im göttlichen Gesetz
derartiges tun dürfen.
Wir sehen hier, daß die äußere Abstammung von einem Volk, das
mit Gott bekannt ist, oder einem Vater, der ein Lehrer des
göttlichen Wortes ist, uns keineswegs vor ungöttlichen Wegen
und schweren Verirrungen schützt. Die Kinder derer, die
berufsmäßig mit dem Heiligen zu tun hatten, sind gar manches
Mal in traurige Bahnen hineingeraten (-> 1. Samuel 2, 12 - 22).
Gott bewahre alle Kinder von Predigern vor den Wegen dieser
Skevassöhne!
2. Ihre Sünde.
Diese Söhne des Skevas kamen in Ephesus mit dem Christentum
in Berührung. Sie erfuhren die Heilungswunder des Paulus an
Kranken und Besessenen (Vers 11. 12). Was war die Frucht
dieses Anblicks? Beugten sie sich etwa unter die sich hier
offenbarende göttliche Macht? Nein! Zu innerer Umkehr
wollten sie die göttlichen Kräfte nicht nutzen, sondern nur
zu ihrem äußeren Vorteil. Sie glaubten in den Worten des
Paulus eine neue Zauberformel zu finden, die sie ihren
Zwecken dienlich machen wollten. Darauf lief ihr Versuch
hinaus. Von einer Anerkennung Jesu als den Messias, von
einer Unterwerfung unter ihn war bei ihnen keine Rede. Aber
gern wollten sie durch diesen Jesusnamen noch bessere Erfolge
erzielen und gute Geschäfte machen.
Solch unlautere Art muß zuschanden werden. Wer den Namen
Jesu zu seinem Heil annehmen und ihm untertan werden
will, der darf die Balsamkraft derselben an Seele und
Leib erfahren. Wer aber diesen teuren Namen seinen
selbstsüchtigen Zwecken dienstbar machen möchte, den wird
Gott richten (2. Mose 20, 7; Apostelgeschichte 8, 21).
3. Ihre Strafe.
Ihre Strafe erfuhren die Skevassöhne durch ein beschämendes
Wort und durch eine noch beschämendere Tat des Geistes, der
aus dem Besessenen redete. Zuerst durch ein Wort.
Wir möchten keinem empfehlen, sich mit Stimmen abzugeben,
welche aus dem Gebiet der Finsternis kommen. Wo aber Gottes
Wort uns einen Blick in dieses geheime Gebiet tun läßt, da
wollen wir seine Belehrung dankbar annehmen. Hier ist dies
der Fall. Wir vernehmen Worte eines Geistes aus dem Abgrund
(die deutlich von dem Wort des armen Besessenen selbst
unterschieden werden konnten). Wir lauschen gleichsam einer
Predigt aus der Hölle. Diese Predigt kann uns eine Wahrheit
unauslöschlich in die Seele einprägen, nämlich die Wahrheit,
daß man auch im Reich der Finsternis genau unterscheiden kann
zwischen dem, was echt und nicht echt ist. Vor Jesus selbst
und denen, die in seiner Vollmacht stehen, muß sich der Feind
zurückziehen. Aber vor Menschen, die diesen Namen nur im
Mund führen, weicht er keinen Schritt zurück. Er spottet
ihrer. Wir hören aus den Worten des bösen Geistes etwas vom
Hohngelächter der Hölle über alle, die ohne göttlichen
Auftrag etwas gegen das Reich der Finsternis ausrichten
wollen. Vor Jesus und Paulus haben die Dämonen wohl Achtung,
aber vor den Skevassöhnen niemals. Was nützt ihnen ihre
Abstammung von einem Hohenpriester, wenn sie selbst von
priesterlichem Sinn und Wesen nichts in sich haben! Was
helfen ihnen ihre richtigen Worte von dem ,,Jesus, den Paulus
predigt", wenn sie von dem Geist dieses Heilandes nichts in
Buße und Glauben empfangen haben!
Trösten dürfen wir uns der Achtung, welche Jesus und seine
wahren Knechte bis in die Welt der unreinen Geister hinein
genießen. Aber prüfen wollen wir uns, ob nicht auch uns das
Wort des bösen Geistes gilt: ,,Jesum kenne ich wohl, wer aber
seid ihr?!" (Epheser 6, 10 - 17; Lukas 10, 17; 11, 20 - 23).
Zu dem beschämenden Wort kam noch eine beschämende Tat.
Die Beschwörer bekamen den grausamen und zerstörungslustigen
Charakter des bösen Geistes an ihrem Leib zu erfahren. Der
Besessene wurde in furchtbarer Weise gegen sie tätlich. Bloß
und verwundet mußten sie fliehen.
Der Anblick dieser so jämmerlich flüchtenden Skevassöhne
kann uns gründlich davor warnen, jemals in eigener Kraft und
Kühnheit irgendetwas gegen Satans Macht ausrichten zu wollen.
Ohne göttlichen Schutz sind wir da völlig verloren. Dieser
Anblick kann uns auch warnen, die Taten eines Gottesmannes
nachmachen zu wollen. Was Paulus in göttlichem Auftrag tun
muß, darf ein anderer nicht ohne weiteres auch versuchen.
Endlich warnt uns dieses Schauspiel vor jedem Mißbrauch
des teuren Jesusnamens zu selbstsüchtigen Zwecken. ,,Der
Herr wird den nicht ungestraft lassen, der seinen Namen
mißbraucht" (2. Mose 20, 7). Wie leicht können wir in einem
dieser Punkte in die Bahnen der Skevassöhne geraten (Johannes
15, 4. 5; 2. Korinther 3, 5; Lukas 22, 33. 34)!
Die Strafe des Skevassöhne erhöhte sich noch durch die
öffentliche Schande, welche sie traf. Das ganze Ereignis,
ihr kläglich gescheiterter Versuch, mit den Worten des
Paulus etwas zu erreichen, kam unter die Leute und
wurde Tagesgespräch. Wie peinlich muß es diesen
Hohenpriestersöhnen gewesen sein, daß ,,dasselbe allen
kund wurde, die in Ephesus wohnten".
Man wies gleichsam mit Fingern auf sie. Während sie gehofft
hatten, durch eine erfolgreiche Beschwörung im Ansehen zu
wachsen, verloren sie nun an Achtung. Ja, sie mußten sogar
erfahren, daß durch ihre ganze Unternehmung der ihnen sonst
so verhaßte Jesusname zu großer Anerkennung kam. Der ganzen
Einwohnerschaft bemächtigte sich eine heilsame Furcht. Man
erkannte in dem Schicksal der Beschwörer ein Gericht und
merkte, daß man mit dem Namen Jesu nicht leichtfertig umgehen
dürfe, sondern ihn zu achten habe.
Wie glaubensstärkend ist doch die Beobachtung, daß Gott auch
das Treiben von gottlosen Menschen seinen Reichszwecken
dienstbar machen und zur Verherrlichung des Jesusnamens
benutzen kann (Psalm 119, 91; Daniel 6, 26 - 28;
Apostelgeschichte 8, 1. 4).