Apg 18,27
A.Christlieb
Das Empfehlungsschreiben für Apollos.
Apostelgeschichte 18, 27 a.
Bei der Abreise des Apollos nach Achaja sandten die Christen
von Ephesus ein Empfehlungsschreiben für Apollos dorthin.
Sie ermunterten die Christen Achajas zur freundlichen
Aufnahme des Apollos.
1. Dieses Empfehlungsschreiben zeigt uns die Verbindung
zwischen den Christen der verschiedenen Länder. Zwischen
Ephesus und Achaja lag ein weites Meer. Man hätte denken
können: Was gehen die Christen auf der einen Seite des Meeres
die auf dem anderen Ufer an? Aber so dachten jene Brüder
nicht. Die äußere weite Entfernung hinderte die innere Nähe
und Verbundenheit nicht. Sie traten miteinander in
Briefwechsel. Sie übersandten ihnen Nachricht von dem Segen,
den sie durch Apollos gehabt hatten. Sie sorgten dafür, daß
jene Brüder gleich Bescheid wußten über den neuen Ankömmling.
Es war ihnen wichtig, daß jene desselben Segens durch Apollos
teilhaftig würden.
Gläubige Christen gehen einander etwas an. Sie gehen nicht
kalt aneinander vorüber wie die Welt. Sie kennen sich ,,als
die Unbekannten und doch bekannt". Jeder ist darauf bedacht,
dem anderen zum Segen zu verhelfen. Sie warnen sich
untereinander, sie empfehlen diesen und jenen, je nachdem
es am Platze ist.
Wohl allen, die sich auch in dieser Liebeskette befinden,
welche die Gläubigen aller Länder umschlingt (Römer 16, 1; 2.
Timotheus 4, 14. 15).
2. Aber auch eine traurige Seite hat dieses
Empfehlungsschreiben: Wenn jeder fremde Bruder und Redner
damals ganz und voll vertrauenswürdig gewesen wäre, so
bedurfte es gar keines derartigen Schreibens. Aber schon
in jener Zeit gab es auch ,,falsche Brüder" (2. Korinther
11, 26; Titus 1, 10. 11). Weil solche sich da und dort
einschlichen, konnte man nicht jedem aus der Ferne kommenden
Bruder ohne weiteres mit Vertrauen begegnen. Dieses
Empfehlungsschreiben deutet geradezu darauf hin, daß Christen
in der Zulassung fremder, unbekannter Redner vorsichtig sein
mußten.
Auch bei uns gilt es: Laßt uns nicht jeden fremden Bruder und
Redner unbesehen in unsere Kreise aufnehmen, besonders, wenn
es sich um den Diener der Wortverkündigung handelt. Schon
manchmal ist Trennung und Spaltung entstanden durch allzu
vertrauensselige Aufnahme fremder Brüder. Es ist viel
besser, zuerst von Christen, welche den betreffenden Bruder
schon länger kennen, Auskunft zu erbitten, ob er auch einer
vertrauensvollen Aufnahme wert ist.
3. Dieses Empfehlungsschreiben kann deshalb für jeden
Arbeiter im Reich Gottes auch die stille Mahnung enthalten,
so zu wandeln und zu arbeiten, daß er das Vertrauen der
Brüder seines Arbeitsfeldes gewinnt und von denselben an
anderen Plätzen empfohlen werden kann. Wer in Demut und
Einfalt dem Herrn dient wie Apollos, der wird sicherlich -
wie er - ein gutes Zeugnis aus dem Bruderkreis mitbringen,
in dem er gestanden hat. Dagegen wird ein solcher, der das
Seine sucht, gern herrschen will und Trennung verursacht,
nicht leicht für andere Orte empfohlen werden können.
A.Christlieb
Die fernere Wirksamkeit des Apollos
Apostelgeschichte 18, 27 b und 28.
Die kurze Schilderung der weiteren Tätigkeit des Apollos läßt
uns eine dreifache Wirkung seiner Arbeit erkennen: Dieselbe
brachte den Gläubigen Hilfe (,,er half viel denen, die
gläubig geworden waren"), den Gegnern des Evangeliums
Niederlagen (,,er überwand die Juden beständig") und unserem
Herrn Jesus Christus Ehre und Anerkennung (,,er erwies
öffentlich, daß Jesus der Christus sei").
Das sind Kennzeichen gesegneter Arbeit. Solche findet man
bei den Reformatoren und allen wahren Gottesmännern immer
wieder. Wie manche Reichsgottesarbeit bringt den Gläubigen
nicht Hilfe, sondern allerlei Kummer und erweckt ihnen ernste
Bedenken. Einer anderen mangelt die Durchschlagskraft,
welche die Feinde überwindet, eine dritte bringt der eigenen
Partei mehr Ehre und Anerkennung als dem Heiland. Wo aber
ein rechter, von Gott gesandter Zeuge wirkt, da freuen sich
die Gläubigen und spüren eine Hilfe durch seine Arbeit; die
Feinde aber fürchten sich und merken, daß ihrer Sache Abbruch
getan wird. Aber dem Namen Jesu wird mehr und mehr Ehre
gemacht.
Laßt uns bitten, daß Gott Arbeiter in seine Ernte sende,
welche diese dreifache Segensspur des Apollos zurücklassen.
(Matthäus 9, 36 - 38).