Apg 18,26
A.Christlieb
Die Weisheit des Aquila und der Priscilla in der Unterweisung
des Apollos.
Apostelgeschichte 18, 26.
Unser Text läßt uns nicht nur einen Blick tun in die Demut
des Apollos, der sich von Aquila und Priscilla etwas sagen
läßt, sondern auch in die Weisheit dieses Ehepaares, mit
der es den Apollos belehrte.
Nicht jeder hätte sich dazu geeignet, diesen bedeutenden
Redner auf das, was ihm noch fehlte, in der richtigen Weise
aufmerksam zu machen. Wie wichtig ist doch die Kunst, andere
Menschen zu belehren, daß sie etwas von uns annehmen. Wie
selten wird sie gefunden. Von Aquila und Priscilla können
wir etwas von dieser heiligen Kunst lernen. Drei Hiweise
können wir aus ihrem Verhalten lernen, indem wir beachten:
wann, wo und wie sie den Apostel unterwiesen.
1. Erst nachdem sie ihn persönlich gehört, also aus eigener
Anschauung Vorzüge und Mängel dieses Gottesknechtes
kennengelernt hatten, sprachen sie mit ihm (,,da ihn aber
Aquila und Priscilla hörten").
Wollen wir andere belehren, so laßt uns dieselben zuerst
so kennenlernen, daß wir imstande sind, ein eigenes Urteil
über sie zu gewinnen und ihnen gerecht zu werden.
2. Nicht vor versammeltem Publikum, nicht in der Versammlung
der Synagoge widersprachen sie ihm irgendwo oder machten ihn
dort auf die große Lücke in seiner Erkenntnis aufmerksam,
vielmehr suchten sie ein stilles Zusammensein mit ihm zu
erreichen, was ihnen auch gelang. (Sie ,,nahmen ihn zu
sich").
Welch zartes Taktgefühl liegt doch in der Wahl dieses Ortes
ihrer Unterweisung. Laßt auch uns niemals einem von Gott
gesegneten Werkzeug in Gegenwart anderer Menschen, etwa in
der Versammlung, in liebloser Weise entgegentreten. Wir
verschließen uns dadurch vielleicht selbst eine Türe, die
uns offenstehen könnte.
3. Bei ihrer Unterweisung knüpften Aquila und Priscilla an
das an, was Apollos schon an richtiger Erkenntnis des
göttlichen Weges besaß. Sie stellten sich nicht so, als ob
das, was Apollos bis dahin erkannt hatte, noch gar nichts
wert wäre. (Sie ,,legten ihm den Weg Gottes noch tiefer
aus"). Demut und Liebe gaben ihnen die richtige Weisheit ins
Herz und auf die Lippen. Man merkt, daß sie nicht umsonst so
lange in der Gemeinschaft des Paulus gelebt hatten.
Gott gebe uns von der Weisheit dieses Ehepaares ein reiches
Maß! (Jakobus 1, 5).
W.MacDonald
»... sie nahmen ihn zu sich und legten ihm den Weg Gottes
genauer aus.« Apostelgeschichte 18,26b
Wenn wir anderen Menschen den Weg des Heils erklären, dann
ist es von ungeheurer Wichtigkeit, daß wir die Botschaft klar
und deutlich machen und dabei alles vermeiden, was sie
verwirren könnte. Sie sind nämlich normalerweise schon
verwirrt genug, weil Satan »ihnen den Sinn verblendet hat«
(s. 2. Korinther 4,4).
Ich will ein Beispiel dafür geben, daß wir oft Dinge sagen
können, die einen unbekehrten Menschen verwundert aufhorchen
lassen. Wir fangen beispielsweise an, einem jungen Mann, den
wir gerade erst kennengelernt haben, ein Zeugnis von unserem
Glauben zu geben. Noch bevor wir weit gekommen sind,
unterbricht er uns und sagt: »Ich glaube an keine Religion.
Ich habe das schon einmal versucht, und es hat mir überhaupt
nichts gebracht.« Darauf erwidern wir vielleicht: »Ich glaube
auch nicht an eine Religion, und ich verkündige hier auch
keine Religion.«
Hier machen wir einmal halt. Können wir uns eigentlich
vorstellen, wie verwirrend das auf unseren Kandidaten wirkt?
Wir stehen doch da und reden mit ihm über Dinge, die offenbar
religiös sind, und doch erzählen wir ihm jetzt, daß wir an
keine Religion glauben. Das ist schon genug, um ihn vor den
Kopf zu stoßen.
Natürlich weiß ich, was wir damit meinen. Wir wollen sagen,
daß wir diesen Mann nicht bitten, einer bestimmten Kirche
oder einer Konfession beizutreten, sondern vielmehr eine
Beziehung zu Jesus Christus aufzubauen. Wir vertreten kein
bestimmtes Bekenntnis, sondern eine Person. Wir verbreiten
keine Reform, sondern eine grundlegende Erneuerung, wir
wollen nicht einen neuen Anzug für den Menschen, sondern
einen neuen Menschen für den Anzug.
Aber wenn dieser Mann »Religion« hört, dann denkt er an
alles, was sich mit der Anbetung Gottes und dem Dienst für
Ihn beschäftigt. Das Wort bedeutet für die meisten Menschen
soviel wie ein System von Überzeugungen und einen ganz
bestimmten Lebensstil, die mit der Beziehung des Menschen zu
Gott zu tun haben. Wenn wir ihm jetzt erzählen, daß wir an
keine Religion glauben, dann schießt ihm sofort der Gedanke
durch den Kopf, daß wir dann wohl Heiden oder Atheisten
sein müßten. Und bevor wir noch eine Möglichkeit haben zu
erklären, was wir eigentlich meinen, hat er uns schon als
religions- und gottfeindlich eingestuft.
Es ist auch tatsächlich nicht wahr, wenn wir sagen, daß wir
nicht an eine Religion glauben. Wir glauben ja doch wirklich
an die grundlegenden Lehren des christlichen Glaubens. Wir
glauben, daß diejenigen, die den Glauben an Jesus Christus
bekennen, das auch in ihrem Leben zeigen müssen. Wir
glauben, daß eine reine und richtige Religion sich darin
erweist, daß wir für Waisen und Witwen sorgen und uns selbst
von der Welt unbefleckt halten (s. Jakobus 1,27).
Nur glauben wir nicht, daß die Religion uns erlösen kann.
Denn allein der lebendige Christus kann uns erretten. Wir
glauben nicht an die verwässerten Formen des Christentums,
die heute so weit verbreitet sind. Wir glauben nicht an
irgendein System, das die Menschen zu dem Denken ermutigt,
sie könnten aufgrund ihrer eigenen guten Werke oder
Verdienste in den Himmel kommen. Aber wir sollten das den
Leuten schon erklären können, ohne sie mit solchen Sätzen zu
verblüffen wie »Ich glaube auch nicht an eine Religion«. Wir
wollen doch nicht mit Worten spielen, wenn es um Seelen geht.