Apg 18,24
A.Christlieb
Drei Vorzüge des Apollos.
Apostelgeschichte 18, 24 - 26.
In Apollos lernen wir einen reichgesegneten Arbeiter im
göttlichen Weinberg kennen (1. Korinther 1, 12; 3, 6. 22;
16, 12).
Drei Stücke waren es vor allem, die ihn zu solch brauchbarem
Werkzeug des Herrn machten:
1. Seine Inbrunst.
Er war ein ,,beredter" Mann. Diese Beredsamkeit war nicht
etwa nur eine natürliche Begabung. Solche gibt es auch bei
vielen Gegnern des wahren Christentums. Seine Beredsamkeit
floß aus innerer Herzensliebe zu der göttlichen Wahrheit,
die er vertrat. Er redete nicht kalt und trocken von einer
Lehre, die er nur mit dem Verstand erfaßt hatte, sondern er
sprach mit einem inneren Eifer und einer heiligen Glut, die
auch andere nicht kalt ließ, sondern entzündete und mit
fortriß (Römer 12, 11; vergleiche Offenbarung 3, 15).
2. Seine Schriftkenntnis.
Sodann war er in Gottes Wort zu Haus. Er war ,,mächtig in
der Schrift". Nicht im Vertrauen auf seine alexandrinische
Bildung zog er in den Kampf hinein (so sehr diese ihm auch
von Nutzen sein konnte), sondern mit dem teuren Wort Gottes,
das allein die Herzen bezwingt. Er hatte die Kraft dieses
Buches an seinem eigenen Herzen geschmeckt. Nun ging er mit
dieser Waffe an andere Seelen heran und überwand sie.
Wohl allen Arbeitern im Reich Gottes, die dieses beste
Schlachtschwert besitzen. Andere Waffen reichen nicht aus
(Psalm 119, 97 - 100, 11; Epheser 6, 17).
3. Seine Demut.
Vor allem aber war Apollos ein demütiger Mann. Trotz seiner
reichen inneren und äußeren Gaben verschmähte er es nicht,
sich von den einfachen Handwerkern Aquila und Priscilla
unterweisen und das geben zu lassen, was ihm noch an
christlicher Erkenntnis fehlte. Er hielt es nicht für weit
unter seiner Würde, als gebildeter Mann von schlichten
Zeltwebern noch etwas zu lernen. Die Anerkennung, die ihm
bei seiner großen Redebegabung ohne allen Zweifel da und dort
zuteil geworden war, hatte ihn nicht zu dem Wahn verleitet,
daß er einer weiteren Belehrung nicht mehr bedürfe, sondern
selbst alles am besten wisse. Apollos, der wie wenige den
Platz eines Redners und Lehrers in der Synagoge ausfüllen
konnte, setzte sich auch gern als Hörer auf die Schulbank, um
von zwei Leuten, die an äußerer Bildung sicherlich weit unter
ihm standen, zu lernen.
Diese Demut des Apollos ist noch wichtiger als seine übrigen
Vorzüge. Die gesegnetsten Werkzeuge im Reiche Gottes sind
durchaus nicht immer die, welche die glänzendsten Gaben
haben, sondern vielmehr die, welche klein und niedrig bleiben
und den Schülersinn nicht verlieren. An ihnen erfüllt sich
das Wort, welches auch von Apollos gilt: Wer sich sagen läßt,
den läßt man auch allezeit wiederum reden (Sprüche 21, 28;
12, 1; 11, 2 b; 29, 23; 1. Petrus 5, 5).