Apg 18,18
A.Christlieb
Der Abschied des Paulus von Korinth.
Apostelgeschichte 18, 18.
1. Nach einem langen und gesegneten Aufenthalt in Korinth
kam die Stunde, wo Paulus von dort schied (,,danach machte
er seinen Abschied mit den Brüdern").
Dieser Abschied ruft den Orten, welche besondere Segenszeiten
genießen dürfen, zu: Kaufet die Zeit aus, denn sie nimmt
einmal ein Ende. Auch kann uns solcher Abschied mahnen,
daß wir uns doch ja nicht an die menschlichen Werkzeuge
Gottes hängen, da uns diese doch früher oder später auf
die eine oder andere Weise wieder verlassen. Sie sind nur
vorübergehend bei uns. Wohl denen, die an dem Einen hängen,
der uns nie verläßt.
2. Paulus reiste nicht allein von Korinth ab. Seine
Hausgenossen begleiteten ihn (,,mit ihm Priscilla und
Aquila").
Wir beobachten hier ein liebliches Band, das Paulus mit
seinen Hausgenossen verband. Nicht immer entsteht ein
solches. Im eigenen Haus kann man die Fehler seiner
Mitmenschen am besten wahrnehmen. Man lernt sich genau
kennen. Und manchmal schwindet dabei Achtung und Liebe.
Das Gegenteil davon war hier der Fall. Priscilla und Aquila
waren nicht etwa froh, Paulus als Hausgenossen wieder
loszuwerden. Sie rückten nicht etwa nach genauem
Bekanntwerden (auch in geschäftlichen Dingen) von ihm ab,
sondern suchten seine Gemeinschaft so lange wie möglich
festzuhalten. Ihr Mitziehen wirft ein günstiges Licht auf
den Apostel als Hausgenossen.
Wohl allen, die in ihrer allernächsten Umgebung so leben,
daß man für ihre Gemeinschaft dankbar ist und sie nicht gern
mißt.
A.Christlieb
Heimkehr von der zweiten Missionsreise.
Die Erfüllung eines Gelübdes in Kenchreä.
Apostelgeschichte 18, 18 b.
Es gab bei den Israeliten mancherlei Gelübde, welche im Alten
Testament häufiger erwähnt werden (4. Mose 30; 3. Mose 27,
2 - 25; 5. Mose 23, 22 - 24). Welcher Art das Gelübde des
Paulus war, ob es einem Nasiräatsgelübde ähnlich war, wie
manche glauben, (4. Mose 6), wissen wir nicht. Wir wollen
uns deshalb an die einfache Tatsache halten, d a ß Paulus
ein Gelübde getan hatte und dasselbe hier erfüllte.
Auch für uns gilt es treu zu sein in dem, was wir Gott gelobt
haben. Wie mancher hat im Krieg gelobt, daß er im Falle
einer glücklichen Heimkehr ein neues Leben beginnen und
Jesu nachfolgen wolle. Wohl ihm, wenn er sein Gelübde hält.
Wenn wir in schwerer Krankheitszeit oder in drohender Gefahr
für unser eigenes oder unserer Angehörigen Leben oder bei
drohendem Verlust unseres Eigentums das Gelübde irgendeiner
besonderen Dankbarkeit getan haben, so laßt uns nicht
verziehen, dasselbe einzuhalten. Jakob erfüllte sein
Gelübde, das er nach dem Traum von der Himmelsleiter getan
hatte (1. Mose 28, 20 - 22). Er zog wieder nach Bethel und
baute dort seinen Altar (1. Mose 25, 1 - 7). Hanna brachte
ihren Samuel zum Dienst in die Stiftshütte, wie sie es gelobt
hatte, obwohl sie sicherlich in ihrer Mutterliebe dieses Kind
gern bei sich behalten hätte (1. Samuel 1, 11. 27. 28;
vergleiche Richter 11, 30 - 39). Auch Paulus handelte in
Kenchreä nach seinem Gelübde.
Nur in einem Fall haben wir unser Gelübde nicht zu halten:
Wenn dasselbe einem klaren Wort oder Willen Gottes zuwider
ist, dann sind wir nie und nimmer an dasselbe gebunden. Wenn
jene vierzig Männer sich verbunden haben, weder zu essen noch
zu trinken, bis sie Paulus getötet hätten (Apostelgeschichte
23, 12 - 14), so ist solches widergöttliche Versprechen
sicherlich nicht bindend. Aber sonst gilt das Wort:
,,Bezahle dem Höchsten deine Gelübde" (Psalm 50, 14;
vergleiche Psalm 65, 2; 66, 13. 14; 116, 4. 18; Jona 2, 10;
Nahum 2, 1).