Apg 17,32
A.Christlieb
Dreierlei Zuhörer in Athen.
Apostelgeschichte 17, 32 - 34.
Erste Zuhörergruppe: ,,Die Spötter".
Nach der Rede des Paulus auf dem Areopag können wir drei
Klassen von Zuhörern beobachten, die sich heute noch bei
mancher Wortverkündigung wiederfinden: 1. Zuerst machen
sich die S p ö t t e r bemerkbar. An dem Wort ,,Auferstehung
der Toten" haben sie sich gestoßen. Das war ja etwas
Übernatürliches. Ein Redner, der dem gebildeten Publikum
von Athen solchen Glauben zumutete, war in ihren Augen
rückständig. Mit dem Augenblick, wo Paulus dieses Wort
gebraucht hatte, war ihr Urteil über den ganzen Vortrag
fertig. Ein Mann, der einen derartigen Ausdruck brauchen
konnte, war bei ihnen abgetan und erledigt. Sie halten
es gar nicht für der Mühe wert, den Schluß des Vortrags
anzuhören, sondern unterbrechen Paulus mit ihrem beißenden
Spott. Es war ihnen unbegreiflich, wie jetzt noch, wo das
Licht der griechischen Bildung überall anerkannt war,
jemand an eine Auferstehung glauben konnte. Auch heute noch
gibt es mitten in der Christenheit ähnliche Zuhörer, die
so verstrickt sind in eine ungläubige, materialistische
Weltanschauung, daß jede Erwähnung von etwas Übernatürlichem
ihren Widerspruch hervorruft. Sie wissen es ganz genau, daß
mit dem Tod alles aus ist. Alles, was sie mit ihrem Verstand
nicht begreifen können, wird von ihnen ins Lächerliche
gezogen. Sie wähnen sich hoch erhaben über solchen
,,Köhlerglauben". (Lies dazu: 1. Korinther 1, 18 - 25; 2.
Korinther 4, 3. 4; 2. Timotheus 3, 8. 9 ; Sprüche 21, 24).
Zweite Zuhörergruppe: ,,Die Entscheidung aufschieben!"
Eine zweite Gruppe von Zuhörern ist nicht so taktlos und
benimmt sich nicht so ungebildet wie die erste. Sie besteht
aus denen, welche die Entscheidung hinausschieben. Sie
sagen: ,,Wir wollen dich davon weiter hören."
In dieser zweiten Gruppe mögen solche gewesen sein, die im
tiefsten Grunde den Standpunkt der Spötter teilten, aber aus
Rücksicht auf Paulus ihre ablehnende Stellung etwas vornehmer
bemäntelten und verbargen. Es werden aber auch solche
darunter gewesen sein, die einen tieferen Eindruck von dem
Zeugnis des Paulus empfangen hatten. Aber es fehlte ihnen
die innere Kraft, der Stimme der Wahrheit zu folgen.
Jedenfalls stellte diese Gruppe eine weitere Beschäftigung
mit der Lehre des Paulus in Aussicht.
W e n n dies Vorhaben verwirklicht wurde, so dürfen wir für
diese Leute Hoffnung haben, zumal durch die Unterbrechung
jener Spötter der Name Jesus noch gar nicht genannt und
die Herrlichkeit seiner Gabe noch nicht gezeigt war. Die
köstliche Perle hat ihnen noch gar nicht in ihrem Glanz voll
und ganz leuchten können. Ob aber alle diejenigen, die es
hier versprechen, wirklich später weiteren Aufschluß über
die göttliche Wahrheit bei Paulus suchten und fanden, das
bezweifeln wir ernstlich. Wer weiß, ob nicht manche von
ihnen später bald durch diese und jene Freunde von der
Fährte, die Paulus gezeigt hatte, abgelenkt und in die
Bahnen ihres altgewohnten Heidentums zurückgeführt wurden.
Jedenfalls ist es ein ernstes Ding um das Aufschieben nach
empfangenen Segenseindrücken. (Lies: Apostelgeschichte 24,
35; Psalm 95, 6 - 11).
Dritte Zuhörergruppe: ,,Etliche wurden gläubig".
Wir wenden uns jetzt zur dritten und schönsten Gruppe. Gott
sei Dank, es gab in Athen nicht nur Spötter und Schwankende,
sondern auch solche, welche die Wahrheit annahmen und gläubig
wurden. Wenn es auch nicht ,,eine große Menge" war wie in
Ikonion (Kap. 14, 1) oder in Thessalonich (Kap. 17, 4),
wenn auch nicht ,,viele" glaubten wie in Beröa (Kap. 17,
12), so waren es doch immerhin ,,etliche", die gläubig
wurden. Wir wollen nicht meinen, es müsse überall große
Zahlen von Bekehrungen geben, wenn ein Zeuge voll Geist
und Leben an einem Ort auftritt.
Laßt uns aus der Verschiedenheit der Erfolge bei Paulus etwas
lernen. Wie die Jünger nicht jeden Tag ganze Scharen von
Fischen fingen, so daß die Netze zerrissen und Schiffe davon
sanken (Lukas 5, 4 - 7), sondern später gewiß auch für
geringeren Erfolg dankbar waren, so geht es auch in der
Menschenfischerei verschieden zu. Nicht auf die Größe,
sondern auf die Echtheit eines Erfolges kommt es an. Laßt
uns niemals geringe Zahlen verachten, sondern vielmehr auch
für wenige dankbar sein, die das Wort aufnehmen und selig
werden (Matthäus 13, 31. 32; Matthäus 11, 25. 26).