Apg 17,14
A.Christlieb
Christliche Liebe.
Apostelgeschichte 17, 14. 15.
Die Reise des Paulus von Beröa nach Athen war nach mancher
Seite hin eine traurige. Eines der schönsten Arbeitsfelder,
auf dem er besondere Freude erlebt hatte, mußte er gar so
bald und schnell verlassen! Wie gerne wäre er gewiß gerade
bei diesen Bibelforschern noch länger geblieben! Aber der
Haß der Feinde zwang ihn zur Flucht. Trotzdem hatte diese
Reise ihre besondere Lieblichkeit. Dreimal können wir die
christliche Liebe bei dieser Reise beobachten.
1. Die Liebe der Beröachristen zu Paulus.
Die Liebe der jungen Christen zu Beröa zeigt sich darin,
daß sie ,,alsbald", wo sein Leben in Gefahr stand, ihn in
Sicherheit brachten und ihn bis nach Athen begleiteten. Sie
fragten nicht danach, welchen Ausfall an Lohn und Verdienst
diese Begleitung mit sich brachte. Sie trachteten nicht nach
äußerlichem Gewinn und nach Entschädigung für diesen weiten
Weg. Sie suchten nur das teure Leben dessen, der ihnen
das Evangelium gebracht hatte, vor dem Haß der Feinde zu
schützen. Die Liebe verband sie mit dem, der das Werkzeug
ihrer Bekehrung geworden war, und diese Liebe bewies sich
durch das Leben und durch die Tat.
Wohl uns, wenn solche dankbare Liebe gegen alle diejenigen,
die uns einen inneren Segen vermittelt haben, unser Herz
erfüllt. (Philipper 4, 14 - 16; 3. Johannes 5 - 8)
2. Die Liebe des Apostels zu den Christen in Beröa.
Neben der Liebe der neugewonnenen Beröachristen zum Apostel
tritt uns auch die des Paulus zu jenen jung bekehrten Seelen
entgegen. Sie zeigt sich darin, daß er seine liebsten und
besten Mitarbeiter, Silas und Timotheus, zurückließ. Dies
bedeutete für den Apostel einen Verzicht. Sie wären ihm eine
Stärkung und Erquickung bei dieser Flucht gewesen. Aber die
kleine Christengemeinde zu Beröa war noch ein gar so junges
und zartes Pflänzchen, das der Pflege und Mithilfe solcher
treuen Zeugen bedurfte, wie Silas und Timotheus waren.
So wollte Paulus lieber die Gesellschaft jener Gefährten
entbehren, damit die Christen zu Beröa noch länger von ihnen
Gewinn haben könnten. Der Fortgang des Reiches Gottes, die
Befestigung der bekehrten Seelen, lag Paulus tausendmal mehr
am Herzen als seine eigene Annehmlichkeit. Er, der später
das Wort schrieb: ,,Die Liebe sucht nicht das Ihre" (1.
Korinther 13, 5), bewies auch bei dieser Abreise von Beröa,
daß er nicht sein, sondern seiner Kinder Bestes suchte.
Laßt uns auch nach der Liebe trachten, die um der Brüder
willen bereit ist, auf das zu verzichten, was wir lieber
genießen würden. (Vergleiche Philipper 2, 25; 2. Korinther
5, 14).
3. Die Liebe der Knechte Gottes untereinander.
Bei dem Abschluß der Reise nach Athen schauen wir auch die
Liebe des Paulus zu seinen Mitarbeitern. Sein Abschiedswort
an die Begleiter enthält die dringende Aufforderung an Silas
und Timotheus, gleich zu ihm zu kommen. Das zeugt von einem
Verlangen des Paulus nach seinen Gehilfen. Ein solches
Verlangen konnte nur vorhanden sein, weil das Verhältnis
der arbeitenden Brüder untereinander ein richtiges und
liebevolles war. Wo solches nicht besteht, da ist einem
die Ankunft eines Mitarbeiters oft gleichgültig oder gar
unerwünscht. Paulus fühlte sich mit Silas und Timotheus so
verbunden, daß er dringend ihre Gesellschaft begehrte. Er
konnte es in der heidnischen Stickluft zu Athen besser
aushalten, wenn er diese Brüder und Mitbeter bei sich hatte.
Er wollte nicht allein ohne seine treuen Mitstreiter den
Kampf gegen das Heidentum jener Stadt aufnehmen.
Wie wichtig ist es doch für die Arbeit im göttlichen
Weinberg, daß die am Wort dienenden Brüder untereinander
in Liebe verbunden sind, so daß einer die Gesellschaft des
anderen wünscht und sucht. Nur da kann ungetrübter Segen
auf ein Arbeitsfeld ausgehen.
All diese Liebe machte die an sich betrübende Reise von Beröa
nach Athen zu einem herrlichen, erquickenden Weg. Wer den
Himmel auf Erden haben will, der trachte danach, daß er sich
auch in dieser Liebeskette befinde, besonders in solchen
Zeiten, wo in vielen die Liebe erkaltet. (Matthäus 24, 12,
vergleiche Epheser 4, 2. 3; Johannes 13, 35; 1. Petrus 1,
22; 4, 8).