Apg 17,10
A.Christlieb
Paulus in Beröa.
Dreierlei Personen in Beröa.
Apostelgeschichte 17, 10 - 13.
Laßt uns bei dem Aufenthalt des Paulus in Beröa auf
die Evangeliumsboten, die Evangeliumsempfänger und die
Evangeliumsfeinde achten. Von jeder dieser drei Klassen
können wir für unseren praktischen Christenwandel etwas
lernen.
1. Die Evangeliumsboten.
Paulus und Silas hatten soeben in der Synagoge zu
Thessalonich recht böse Erfahrungen gemacht. Die
halsstarrigen Juden hatten sie aus Neid und Haß vertrieben.
Manchem wäre nach solchen Erlebnissen die Lust vergangen, an
einem anderen Ort wieder in die Synagoge zu gehen. Trotzdem
heißt das erste Wort über die Arbeit in Beröa: ,,Als sie
dahin kamen, gingen sie in die Judenschule (Synagoge)". Wie
tief beschämt uns doch jedesmal diese Liebe des Paulus zu
seinen Landsleuten! Er wußte, wie fest diese an der Synagoge
hielten, und wie er an diesem Ort die günstigste Gelegenheit
hatte, sie alle mit dem Evangelium zu erreichen. So trieb
ihn das Erbarmen mit seinem Volke immer wieder gerade
dorthin. Wie Gott einst mit ihm Geduld gehabt hatte, so
zeigte er jetzt wiederum Geduld andern gegenüber. Er bewies
die Liebe, ,,die sich nicht erbittern läßt" (1. Korinther
13, 5).
2. Die Evangeliumsempfänger.
Bei den Evangeliumsempfängern wollen wir auf einen doppelten
Vorzug achten:
a. Diese standen zunächst in einem wohltuenden Gegensatz zu
den Hörern in Thessalonich. Letztere hatten sich sehr roh
und unanständig gegen Paulus benommen, indem sie seine Arbeit
mit Hilfe des Pöbels von der Gasse zu unterdrücken suchten.
Ein solches Verhalten war ungebildet. Demgegenüber zeigten
sich die Leute von Beröa vornehm und anständig (Luther
,,edel"), indem sie das Wort ruhig anhörten. Solches
Benehmen zeugte von Takt und Anstand.
b. Dabei waren sie in gutem Sinne selbständige Leute. Bei
allem Wohlwollen prüften sie doch die ihnen bisher unbekannte
Lehre des fremden Predigers erst nach der Schrift, bevor sie
dieselbe annahmen. Solche Selbständigkeit, die das Gehörte
genau mit dem ganzen Wort Gottes vergleicht, tut in unserer
Zeit dringend not, wo immer mehr allerlei Irrtümer in die
Kreise der ernsten Christen hineingetragen werden (1.
Thessalonicher 5, 21; 1. Johannes 4, 1). Die Leute von
Beröa können uns in ihrer Verbindung von Freundlichkeit und
Vorsicht zum Vorbild dienen.
3. Die Evangeliumsfeinde.
Endlich wollen wir auch von den Evangeliumsfeinden etwas
lernen. Ihre Feindschaft müssen wir zwar verurteilen. Aber
ihr Eifer für den falschen Weg kann unsern Eifer für den
guten beschämen. Wie zäh verfolgten sie ihr Ziel, das
Evangelium zu hindern! Wie leicht lassen wir nach in dem
Bemühen, es zu fördern! Sie waren sofort zur Stelle, als es
galt, den Sieg des Wortes aufzuhalten.
Laßt uns wie jene gleich am Platz sein, wo es gilt, diesen
Sieg weiter zu tragen. Sie waren glühend im Hassen. So laßt
uns brennend werden im Lieben. Sie waren ganze Leute für
ihre falsche Überzeugung. So laßt uns ganze Leute werden für
unsere richtige.