Apg 16,33
C.H.Spurgeon
Und er nahm sie zu sich in derselben Stunde der Nacht und wusch
ihnen die Striemen ab; und er ließ sich taufen und alle die
Seinen alsobald. Apostelg. 16, 33.
Diesem Mann war es durchaus Ernst, und darum wollte er seine
Taufe nicht hinausschieben. Er hatte sich in Christi Armee
eintragen lassen, und er wollte alsbald Christi Uniform
anlegen. Ich wünschte, daß etliche, die da bekennen, sie seien
bekehrt, es so ernst nehmen möchten, wie dieser Kerkermeister
es tat. ,,Aber," sagt jemand, ,,verfahren Sie doch nicht gar
zu streng mit uns; ich hoffe, daß ich auch ein Christ bin,
obgleich ich Christus bisher noch nie bekannt habe." Warum
bekennst du Christus nicht, wenn du Ihm angehörst? So ähnlich
sprach ich zu einem Mann, der seiner eigenen Angabe nach schon
seit zwanzig Jahren ein Christ war. Er hatte sich der Gemeinde
nie angeschlossen und nie ein offenes Bekenntnis abgelegt, und
als ich zu ihm sprach, was meint ihr, was er mir antwortete? Er
sagte: ,,Wer glaubt, der eilt nicht." ,,Nun," erwiderte ich,
,,wenn Sie morgen getauft und in die Gemeinde aufgenommen
würden, so könnte man nicht gerade sagen, daß Sie große Eile
haben, zumal Sie schon seit zwanzig Jahren gläubig sind; aber
ein viel passenderer Text für Sie wäre doch das Wort des
Psalmisten: >>Ich eile, und säume mich nicht, auf daß ich Deine
Gebote halte.<<"
,,Aber," sagt ein anderer, ,,ich habe es nur kurze Zeit
hinausgeschoben, und - " ,,Kurze Zeit! " Erlaubst du es deinem
Jungen, so zu dir zu sprechen? Du sagst zu ihm: ,,Johannes,
gehe hinauf zur Stadt, um dort eine Sache für mich zu
erledigen." Etwa eine Stunde später siehst du ihn noch daheim,
und du fragst ihn, warum er deinen Befehl nicht ausgeführt
habe, und er sagt: ,,Vater, ich habe es kurze Zeit
hinausgeschoben." Ich halte es für wahrscheinlich, daß du ihm
einen Denkzettel geben wirst, so daß er die Entschuldigung
nicht wiederholt. Aber wenn du ihn eine Stunde nach der anderen
noch immer zu Hause sehen solltest und ihn sagen hörtest, daß
er durchaus nicht ungehorsam sei, sondern daß er nur einige
kleine eigene Dinge zuerst wahrnehmen wolle, so bilde ich mir
ein, daß du ihn lehren würdest, was die Pflicht eines Sohnes
sei. Ein Knecht dieser Art würde sich wahrscheinlich sehr bald
einen anderen Dienst suchen müssen, und nennst du dich einen
Knecht Christi, wenn du das dir befohlene Bekenntnis durch die
Taufe hinausgeschoben und wieder hinausgeschoben und noch
einmal hinausgeschoben hast, bis du, soweit ich sehen kann, von
dem Gehorsam gegen deines Herrn Gebote soweit entfernt bist,
wie du es nur je gewesen bist? Dieser Kerkermeister legte ,,in
derselben Stunde der Nacht" ein Bekenntnis seines Glaubens ab
,,und ließ sich taufen und alle die Seinen alsbald", und
alsbald waren alle mit Paulus und Silas zu einem Liebesmahl
vereinigt und hatten selige Gemeinschaft miteinander. Lieber
Freund, wenn du bekehrt bist, so schiebe das Bekenntnis von
Christus nicht hinaus. Du beraubst deinen Prediger seines
Soldes, denn es ist sein Lohn, zu hören, daß Gott deine Seele
gesegnet hat. Du beraubst auch die Gemeinde. Wenn du ein Recht
hast, draußen zu bleiben und Christus nicht zu bekennen, so hat
jeder andere dasselbe Recht, und wo gäbe es dann überhaupt noch
irgendwelches Bekenntnis von Christus, oder irgendwelche
sichtbare Gemeinde Christi, oder irgendwelche Verordnungen
Christi, oder auch nur Diener Christi? Wenn du ein Recht hast,
dich nicht taufen zu lassen und ein Recht hast, das Abendmahl
in der Gemeinde zu vernachlässigen, so hat auch jeder andere
Christ das Recht, diese Dinge zu vernachlässigen. Wozu wären
aber dann diese Anordnungen überhaupt getroffen worden? Was
ist Christus in Seinem Hause? Ist Er der Hausherr, oder bist
du es, und nimmst du dir die Freiheit, zu tun oder nicht zu tun,
gerade was und wie es dir gefällt?
Kommt und laßt diesen Text von euch allen wahr werden, die ihr
glaubt: Er ließ sich taufen und alle die Seinen alsbald.
P.Wurster
Und der Kerkermeister nahm Paulus und Silas zu sich in
derselben Stunde der Nacht und wusch ihnen die Striemen ab; und
er ließ sich taufen und alle die Seinen alsobald, und führte
sie in sein Haus und setzte ihnen einen Tisch und freute sich
mit seinem ganzen Hause, daß er an Gott gläubig geworden war.
Apostelg. 16, 33.34
Das war eine denkwürdige Nacht im Kerker zu Philippi und im Haus
des Kerkermeisters. Diese Nacht bildet einen Einschnitt in der
Geschichte seines Hauses, ja der Stadt Philippi, Mazedoniens und
ganz Europas. Denn damals ist, soviel wir wissen, die erste
christliche Familie auf europäischem Boden begründet worden. Das
alles durch die Bekehrung des Mannes, der zwei Gefangene zu
hüten hatte. Es war eine stürmisch verlaufende Bekehrung ; ein
Erdbeben und ein Selbstmordversuch spielt darin eine Rolle. Sie
war vorbereitet durch das Gebet des Paulus und Silas ; sie haben
Gott gelobt die ganze Nacht, und vielleicht hat schon mit dem
Eindruck, den das auf den Kerkermeister machte, das Werk des
heiligen Geistes an ihm begonnen. Jedenfalls hat er dem Zug des
Geistes nachgegeben, als nachher der Apostel zu ihm redete. Da
kam's zu der entscheidenden Frage: was muß ich tun, daß ich
selig werde? und zu dem folgenschweren Entschluß: ich lasse mich
taufen. Es war viel gewagt für einen Mann in seiner Stellung,
aber auch viel gewonnen. Nun behandelt er die Gefangenen auf
einmal wie Brüder, pflegt und bewirtet sie, und wie bald hat
sich das Wort erfüllt: du und dein Haus wirst selig. Es war ein
Geist seliger Freude eingekehrt in sein Haus. Ist es bei uns
auch so? Sind das die Früchte unserer Bekehrung, daß wir den
Brüdern dienen und den Herrn mit der Tat bekennen ohne Rücksicht
darauf, was die Menschen sagen? Und spürt man es auch in unserem
Hause, an dem Geist, der darin lebt: da sind Seelen selig
geworden, die sich dem Herrn Jesus anvertraut haben?
Ch.Spurgeon
"Und er nahm sie in jener Stunde der Nacht zu sich und wusch
ihnen die Striemen ab und ließ sich auf der Stelle taufen,
er samt den Seinigen." Apostelgeschichte 16,33
Gestattet mir heute, euch daran zu erinnern, daß
hinausgeschobene Pflichten Sünden sind. Wollt ihr das mit
nach Hause nehmen, die ihr seit Jahren gläubig und noch nicht
getauft seid? Gestattet mir, euch auch daran zu erinnern,
daß hinausgeschobene Vorrechte Verluste sind.
"Warum denn soviel über die Taufe sprechen?" sagt jemand.
Viel über die Taufe? Ich könnte mit viel größerem Recht
getadelt werden, daß ich so wenig darüber sage. Ich rufe
euch alle als Zeugen dafür auf, daß ich, wenn mir die Taufe
nicht in der Schrift in den Weg kommt, nie von meinem Text
abweiche, um sie heranzuziehen. Ich bin kein Parteigänger.
Ich habe die Taufe nie zu meiner Hauptlehre gemacht. Gott
verhüte, daß ich es jemals tue. Aber ich werde mich nicht
daran hindern lassen, die ganze Wahrheit zu predigen. Hier
hat der Heilige Geist die Taufe verzeichnet. Wollt ihr
gering von dem denken, was er zu berichten für gut befindet?
Paulus und Silas, der Apostel und sein Gefährte, wagten es
nicht, Gottes Anordnung zu vernachlässigen. Wie dürft ihr
es wagen, sie zu verachten?
Es war mitten in der Nacht; es war in einem Gefängnis. Wenn
sie jemals außer acht gelassen werden konnte, so hätte es
sicherlich dort geschehen können. Es war kein rühmlicher
Ort, die Taufe zu vollziehen. Es war auch keine besonders
geeignete Stunde; aber sie hielten es für so wichtig, daß sie
da und dann die Taufe an dem ganzen Haus vollzogen. Wenn
dies Gottes Befehl ist - ich glaube allen Ernstes, daß es
so ist -, dann verachtet ihn nicht!
Der Kerkermeister und sein Haus ließen sich sofort taufen.
In jenen Tagen hatte niemand irgendwelchen Skrupel oder
Einwürfe gegen den Gehorsam zu machen; alle waren dem
göttlichen Willen gehorsam. Keiner schrak vor der Taufe
zurück aus Furcht, daß das Wasser seiner Gesundheit schaden
oder ihm irgendwelches Unbehagen bereiten könne; sondern er
und die Seinen erfüllten den einfachen Wunsch des Herrn und
ließen sich auf der Stelle taufen.