Apg 15,29
A.Christlieb
Was gefällt dem heiligen Geist ?
Apostelgeschichte 15, 19. 28. 29; Römer 8, 7 f.
Wieviel hängt doch von der richtigen Beantwortung dieser
Frage ab! Wenn wir in unserem Wirken das treffen, was dem
heiligen Geist gefällt, so dürfen wir eines unberechenbaren
Segens gewiß sein. Treffen wir es nicht, so machen wir
unnütze Luftstreiche. Unser Text kann uns Licht zur
Beantwortung der wichtigen Frage geben; denn er zeigt uns
drei Stücke, die dem heiligen Geist damals wie heute sicher
gefallen. Es gefällt dem heiligen Geist, ,,e u c h k e i n e
B e s c h w e r u n g a u f z u l e g e n".
Den gesetzlichen Lehrern gefiel es, von den gläubigen
Heidenchristen das Halten äußerer Satzungen zu verlangen
(V. 1). Durch diese Forderung übten sie einen Druck auf
die Herzen und Gewissen der Gläubigen aus, daß diese sich
durch die vermeintliche biblische Forderung beunruhigt und
beschwert fühlten. Nun stellen die vereinigten Apostel die
biblische Tatsache fest, daß dem heiligen Geist gerade das
Umgekehrte wohlgefällt. Er liebt es nicht, die Gläubigen mit
Lasten und Forderungen zu beschweren, sondern vielmehr, sie
davon zu befreien. Er macht sie von allem Gesetzesjoch los
und nimmt ihnen jede gesetzliche Ängstlichkeit und Unruhe
weg. Er bringt das Herz dahin, daß es nur auf die Gnade Jesu
vertraut und darin all sein Heil sieht. Wer nun so an den
Seelen arbeitet, daß er sie von gesetzlicher Ängstlichkeit
los macht, wer sie nur auf den Heiland weist, in dem unsere
ganze Gerechtigkeit ohne unser eigenes Hinzutun ruht, der
arbeitet so, wie es dem heiligen Geist gefällt. Wer hingegen
die Seelen auf einen anderen Grund des Heils hinführt, auf
ihr eigenes Tun und Gesetzhalten, der arbeitet nicht so, wie
es dem heiligen Geist gefällt.
Die zweite Antwort, welche uns die Apostelversammlung auf
diese wichtige Frage gibt, lautet: ,,Es gefällt dem heiligen
Geist, d a ß i h r e u c h e n t h a l t e t v o n
G ö t z e n o p f e r u n d H u r e r e i." Auf der einen
Seite sollte den Heidenchristen das Joch des mosaischen
Gesetzes nicht auferlegt werden, auf der anderen Seite aber
sollten dieselben auf das klarste wissen: Nur dann, wenn wir
dem alten heidnischen und sündlichen Leben völlig den Rücken
kehren, wird man uns als Brüder und als Mitgenossen des Heils
in Christo anerkennen. Wer ein heidnisches Götzenopfer
darbrachte oder sich daran beteiligte, der bekannte sich
damit zum heidnischen Gottesdienst und verleugnete seine
Zugehörigkeit zu Christus. Das durfte bei Mitgliedern der
christlichen Gemeinde nicht geduldet werden. Wer ein Leben
der im Heidentum üblichen Fleischessünde, auch der
unordentlichen Vielweiberei, weiter fortsetzen wollte, dem
sollte unter allen Umständen die brüderliche Anerkennung
versagt werden. Solches Wesen sollte in der Schar der
Nachfolger Jesu keinen Platz haben.
Mit dieser Regel haben die Apostel in der Tat die
gottgewollte Richtschnur eines wahren Christenlebens gezeigt.
Denn der Herr will einerseits, daß die Seinen sich mit
Zeremonien und Gesetzen nicht mehr aufhalten, andererseits,
daß sie sich von der Welt und Sünde ganz scheiden.
Der heilige Geist macht heute noch frei von dem äußeren
Gesetz, das in Satzungen besteht, aber er bringt uns auch
unter sein Lebensgesetz (Römer 8, 2), welches weltlich
heidnisches und sündliches Wesen ausscheidet. Deshalb
arbeiten diejenigen im Sinne des heiligen Geistes, welche
einerseits die Seelen von allem Gesetzeswesen hinweg allein
auf Christus weisen, andererseits aber zeigen, daß ein
Christentum ohne Scheidung von Welt und Sünde vor Gott
keine Anerkennung findet.