Apg 14,1
A.Christlieb
Die Erweckung in Ikonien.
Apostelgeschichte 14, 1.
Auf der nun folgenden Missionsstation Ikonien wurde den
Aposteln ein besonders reicher Erfolg geschenkt. Eine
große Erweckung brach hier aus. (,,Eine große Menge wurde
gläubig"). Laßt uns diese Erweckung näher anschauen.
1. Der Ort, an dem die Erweckung ausbrach.
Die Erweckung brach in der Synagoge aus (,,in der Juden
Schule"). Nach den Erfahrungen der letzten Missionsstation,
nach der schlimmen Feindschaft, die sie dort erlebt hatten
(Kap. 13, 45 - 51), würde mancher an der Stelle der Apostel
die Lust verloren haben, noch einmal in einer Synagoge von
Jesus zu zeugen. Die Apostel aber ließen sich dadurch nicht
abschrecken und wurden dafür besonders gesegnet. Die Liebe,
die sich nicht erbittern ließ, wurde mit großem Erfolg
gekrönt.
Wir wollen uns doch niemals durch unangenehme Erfahrungen bei
diesen oder jenen Menschen oder an allerlei Plätzen bewegen
lassen, sie einfach aufzugeben und nicht mehr zu besuchen.
Laßt uns vielmehr in die Fußstapfen von Paulus und Barnabas
treten, die in der Judenschule zu Antiochien beschimpft,
verlästert und vertrieben wurden und in Ikonien alsbald die
Judenschule wieder aufsuchten (1. Korinther 13; Lukas 19,
10; Hesekiel 34, 12 - 16).
Wer etwas von den Erfolgen und Segnungen der Apostel erleben
möchte, der lerne auch etwas von der Geduld und Liebe dieser
Gottesknechte!
2. Das Mittel, durch welches die Erweckung entstand. Die
Erweckung in Ikonien entstand durch die Predigt der beiden
Apostel (,,Sie p r e d i g t e n also, daß eine große Menge
gläubig wurde"). Nicht künstliche Mittel, nicht menschliche
Anstrengungen, sondern die Predigt des Wortes rief diese
himmlische Bewegung hervor.
Auch dies muß immer wieder betont werden. Die Ungeduld
unseres eigenen Herzens will uns oft fortreißen, der Arbeit
des Geistes Gottes mit eigenem Wirken nachzuhelfen. Dadurch
entstehen aber nur Scheinerfolge, die nichts taugen. Laßt
uns dem Wort zutrauen, daß es die Herzen zum Glauben bringe
(Hebräer 4, 12; Jeremia 23, 29).
Wegen der Wichtigkeit dieses Punktes sei hier ein Beispiel
erwähnt. Pastor Engels in Nümbrecht erzählte, wie in einem
Ort seiner Gemeinde der Versuch gemacht wurde eine Erweckung
zu ,,machen", d. h. zu erzwingen. Man rief einen
auswärtigen Redner herbei, der in den angeordneten
Nachversammlungen die Zurückbleibenden so lange bearbeitete,
bis einige endlich etwas Frieden zu empfinden meinten.
Dieser Ort war nachher, wie Pastor Engels sagte, für
viele Jahre dem Evangelium gegenüber verschlossener und
unempfänglicher als viele andere. Hüten wir uns, eine
Erweckung durch andere Mittel herbeiführen zu wollen, als die
im Wort Gottes gezeigten und von den Aposteln gebrauchten
(Hebräer 10, 36; Lukas 21, 19).
3. Die Menschen, welche von der Erweckung erfaßt wurden.
Wen erfaßte diese Bewegung? Juden und Griechen wurden in
Scharen ergriffen (,,also, daß eine große Menge der Juden und
Griechen gläubig wurde"). Die große Zahl der zum Glauben
gekommenen zeigt uns, daß es nicht immer Schwärmerei und
Unnüchternheit ist, wenn v i e l e gläubig werden. Es
kann auch ein gesundes Werk Gottes sein.
Aus zwei verschiedenen Völkern kamen hier die für das
Himmelreich Gewonnenen zusammen. Zahlreiche ,,Juden und
Griechen" wurden gläubig. Wir sehen hier, daß das Evangelium
die durch Rassenunterschiede entstehenden Trennungsmauern
zu beseitigen vermag. Wie verschieden waren doch die
gesetzeseifrigen Juden und die gebildeten heidnischen
Griechen! Zwischen beiden Volksstämmen bestand nicht immer
ein freundliches Verhältnis (vergleiche Kap. 18, 17). Die
Juden sahen herab auf die Heiden, und die Griechen mochten
die Juden vielfach nicht leiden. Nun griff die Macht des
Evangeliums in diese beiden unter sich getrennten Lager
hinein. Sowohl Juden als auch Griechen wurden an Jesus
gläubig. Die von Gott geschenkte Erweckung verband das
Getrennte und legte die Scheidewand nieder (Epheser 2, 11 -
22; Galater 3, 28; Römer 10, 12; 1. Korinther 12, 13;
Apostelgeschichte 15, 11).
Wie herrlich ist es auch heute noch, wenn Gottes Wort und
Geist die verschiedensten Nationen und Menschenklassen
ergreift und sie in Christus zusammenführt!
W.Nee
Sie gingen in die Synagoge und redeten so, daß eine große
Menge sowohl von Juden als von Griechen gläubig wurde.
Apostelgeschichte 14,1
Wenn wir predigen oder sonstwie in Versammlungen sprechen,
merken die Leute sofort, ob wir das Hauptgewicht auf die
christliche Doktrin legen oder auf das Leben. Tun wir das
erstere, dann hüten wir uns ängstlich, irgendwelche heiklen
Punkte zu berühren, und halten uns sorgfältig innerhalb der
Grenzen unseres Lehrgebäudes, damit wir völlig sichergehen
und jede Möglichkeit, daß etwas falsch verstanden wird,
vermeiden. In logischer Ordnung bringen wir dann unsere
vielen Argumente vor, leiten eines aus dem anderen ab und
kommen so zu unseren zwingenden Schlüssen. Stellen wir
jedoch das Leben in den Vordergrund, dann gehen wir ganz
anders vor. Die Sorge, ob unsere Rede auch dogmatisch
richtig und korrekt ist, kümmert uns dann sehr viel weniger,
weil wir aus eigener Erfahrung wissen, daß es Situationen
gibt, durch welche uns Dogmatik nicht hindurchtragen kann.
Wenn wir unseren Hörern Christus als lebendige Person zeigen
können und sie in eine bleibende Verbindung mit ihm bringen,
dann wissen wir, daß unser Zweck erreicht ist.