Apg 13,52
A.Christlieb
Die Freude der zurückbleibenden Christen.
Apostelgeschichte 13, 52.
Die Welt lechzt nach echter, bleibender Freude. Unser Text
zeigt uns eine solche. Laßt uns darauf achten, 1. wer sie
erfährt, 2. wie sie sich bewährt, 3. worin sie begründet
ist.
1. Wer erfährt hier wahre Freude? Unser Text antwortet:
,,D i e J ü n g e r", d. h. diejenigen, welche in der
großen Geistesbewegung zu Antiochien die Botschaft von Jesus
im Glauben angenommen und in seine Nachfolge eingetreten waren
(V. 48). Diese Leute erfuhren gewiß zunächst mancherlei
Trübsal und Unannehmlichkeiten. Aber sie erlebten auch eine
Freude, welche die Welt nicht kennt (,,Die Jünger wurden voll
Freude".) Wer wahre Freude kennenlernen will, der werde ein
Jünger Jesu. Da findet er sie.
2. Wie bewährt sich die Freude? Die Jünger erfuhren
dieselbe hier nicht etwa in einer besonders erhebenden
Versammlung, wo geistgesalbte Redner ihnen Speise aus Gottes
Wort gaben, sondern mitten in der Verfolgungszeit (V. 50.
51). Als ihnen die menschlichen Stützen, die Apostel,
entzogen wurden, als ihre Gegner triumphierten, als die
Ungerechtigkeit den Sieg bekommen hatte, da wurden die Jünger
voll Freude. Es ist leicht, in angenehmen Lagen ein
Jubellied anstimmen. Aber in trüber Zeit voller Freude sein,
das ist Gnade von Gott. In diesen Umständen hat sich ihre
Freude bewährt. (Apostelgeschichte 5, 41; 8, 39; 16, 25).
3. Wie erklärt sich die Freude der zurückbleibenden
Christen? Sie muß für ihre Gegner ein Rätsel gewesen sein.
Die Welt kann es auch heute nicht verstehen, wie wahre
Christen in besonders schweren Umständen so getrost und froh
sein können. Wo liegt die verborgene Quelle ihrer Freude?
Unser Text nennt den Ursprung derselben, aus dem alles zu
erklären ist: ,,Die Jünger wurden voll Freuden und heiligen
Geistes". In der Kraft des heiligen Geistes liegt das
Geheimnis wahrer Freude.
Es gibt ein Freudengefühl, das aus der Natur, aus guter
Gesundheit und dergleichen stammt. Dies hält nicht stand.
Wahre, sich bewährende Freude erklärt sich weder aus
gesunden Nerven allein, noch aus der Erfüllung von allerlei
menschlichen Wünschen, sondern aus der Quelle, die am
Pfingsttag eröffnet wurde, aus der auch diese Jünger zu
Antiochien gestärkt wurden. Wer diese Quelle kennt, dem ist
das Rätsel d er wunderbaren Freude jener Jünger gelöst
(Apostelgeschichte 2, 47; Johannes 16, 24; 15, 11;
Apostelgeschichte 4, 31; 16, 34).
A.Christlieb
Die Freude der Christen in Antiochien, ein Beweis ihres
gesunden Glaubenslebens.
Die Freude der zurückbleibenden Christen läßt uns einen
Blick in ihr gesundes Glaubensleben tun, denn wir sehen
aus derselben:
Diese Jünger hatten sich nicht an Personen gehängt. Wären
sie nur bis zu Paulus und Barnabas und nicht zu Christus
selbst bekehrt worden, so wäre all ihr Halt und Trost durch
die Vertreibung der Apostel zusammengebrochen und eine Freude
unmöglich gewesen. Nun sie sich aber nicht an die Prediger,
sondern an den Herrn selbst gehängt hatten, konnten sie ganz
getrost und freudig bleiben, auch als die Werkzeuge ihrer
Bekehrung weggenommen wurden (Apostelgeschichte 8, 39).
Ihre Freude beweist, daß sie nicht auf die schwierigen
Verhältnisse, sondern auf den Herrn sahen. Hätten sie auf
die Lage der jungen Christengemeinde geblickt, so konnten
sie verzagen. Die Obrigkeit ihres Ortes war gegen das
Christentum. Eine innere Versorgung durch andere Prediger
war nirgends in Aussicht. Der Haß der feindlichen Juden war
zäh, der Einfluß jener vornehmen Proselytinnen war groß (V.
50). Ein Blick auf all die Schwierigkeiten konnte sie mit
Sorgen belasten und ihnen alle Freudigkeit rauben. Aber im
Blick auf die Allmacht und Treue des Herrn konnten und
durften sie sich freuen (Psalm 18, 28 - 30; 33 - 41).
A.Christlieb
Weshalb verlieh Gott gerade diesen Christen solche besondere
Freude?
Apostelgeschichte 13, 52.
Nicht immer stehen Jünger Jesu in solcher Freude wie hier die
jungen Christen in Antiochien. Nicht immer fließen solch
besondere Zuflüsse von Trost und Kraft in ihre Herzen. Es
wäre falsch, wenn wir beständig und allezeit derartige
Erquickung von Gott erwarten und erbitten wollten. Er allein
weiß, was für unseren inneren Zustand und unser Wachstum
heilsam ist. Wo es aber zur Ehre des Herrn nötig ist, da
füllt er Seelen mit überfließender Freudigkeit. Das war hier
der Fall. Es ist leicht zu erkennen, daß bei der Lage der
Gemeinde in Antiochien solcher Freudenzufluß ein besonderes
Bedürfnis war. Er war nötig,
1. um der Jünger selbst willen. Sie waren erst in den
letzten Wochen zum Glauben gekommen und mußten schon
im Anfang ihres Gnadenstandes solche Prüfung einer
Verfolgungszeit erdulden! Dazu wären sie - menschlich
gesprochen - gar nicht fähig gewesen, wenn sie nicht diese
besonderen Zuflüsse des Geistes empfangen hätten.
Gott überfordert seine Kinder nie. Er lädt jugendlichen
Schultern nicht mehr auf, als sie tragen können, und gibt,
wo besondere Traglasten auferlegt werden, auch besondere
Kraft (1. Korinther 10, 13; Psalm 68, 20).
2. Diese Stärkung von oben war auch nötig um der Ungläubigen
willen. Sie sollten schauen, welch eine herrliche
Gotteskraft der von ihnen abgewiesene Glaube an Jesus war.
Dieser Anblick war geeignet, sie zur Erkenntnis ihrer Torheit
zu bringen und zur Umkehr einzuladen.
3. Diese Freude der Jünger war heilsam auch für die
schwankenden Seelen, die zwischen Glauben und Unglauben
standen. Sie merkten, wo das Rechte war. Durch die
Ausweisung der Apostel war das Christentum in den Augen
der Menge mit Spott und Verachtung belegt. Da erforderte es
die Ehre des Herrn, daß die Wahrheit seiner Sache und die
Echtheit seiner Gemeinde in besonderer Weise vor allem Volke
offenbart würde. Deshalb erfüllt der Herr seine Jünger
gerade hier mit einer besonderen Freude.
Niemand verzage, der nicht immer solche besondere Freudigkeit
in sich spürt. Wenn es aber zur Ehre des Herrn und zur
Förderung seines Reiches nötig ist, dann darf der schwächste
Anfänger im Glauben um ein besonderes Maß von Freudigkeit
bitten (Psalm 138, 3).