Apg 13,17
A.Christlieb
Paulus' Predigt in der Synagoge zu Antiochien.
Apostelgeschichte 13, 17 - 22
Rechte Geschichtsbetrachtung.
Paulus begann seine Rede in Antiochien mit einem
Überblick über die Geschichte seines Volkes. Bei diesem
geschichtlichen Überblick fällt uns auf, daß er überall in
den mannigfachen Begebenheiten d i e H a n d G o t t e s
s a h . Mit Gottes Erwählung begann die Geschichte der Erzväter
(,,Der Gott dieses Volkes hat unsere Väter erwählt", Vers
17). Gott war es, der den Aufstieg ihres Volkes herbeiführte
(,,Er hat das Volk erhöht", Vers 17). Nicht ihrer
Tapferkeit, sondern ,,Gottes hohem Arm" verdankten sie die
große Befreiung aus der Knechtschaft Ägyptens (Vers 17).
Seiner Geduld und Treue war die Erhaltung in der Wüste und
die Einführung in Kanaan zuzuschreiben (Vers 18 und 19).
Nicht Josuas Feldherrnkunst, sondern ,,Gott vertilgte sieben
Völker im Land Kanaan". Er selbst gab ihnen den Landbesitz
(Vers 19). Auch in der Entstehung und dem Aufhören der
verschiedenen Verfassungen, im Emporkommen und Untergehen
der einzelnen Herrscherhäuser sah Paulus überall klar und
deutlich das Wirken Gottes (,,Gott gab Richter"; ,,Gott gab
den König Saul"; ,,Gott tat denselbigen weg"; V. 20-22).
Wie ist doch diese Art der Geschichtsschreibung und die ganze
Denk- und Betrachtungsweise, aus der sie hervorgeht, so
völlig verschieden von der vielfach üblichen. Hier werden
nicht die einzelnen Begebenheiten auf die Klugheit und Taten
der großen Männer zurückgeführt und von ihnen abgeleitet,
sondern alles kommt von Gott. Nicht Menschen werden in den
Mittelpunkt gestellt. Gott wird groß gemacht. Ihm allein
wird die Ehre gegeben. Menschen sind nur Werkzeuge in seiner
Hand.
Die Geschichtsbetrachtung des Apostels ist die rechte. Seine
Denkweise wollen wir immer besser lernen und uns aneignen
(Jesaja 45, 1 - 7).
Welche praktische Folgerungen ergeben sich aus der
Geschichtsbetrachtung von Paulus?
Aus der Geschichtsbetrachtung von Paulus ergeben sich manche
praktischen Folgerungen für unser Leben. Wenn wir die
gegebenen Verhältnisse, auch die politischen Zustände, in
denen wir stehen, wie Paulus aus Gottes Hand annehmen, so
bleiben wir v o r d r e i I r r w e g e n b e w a h r t .
1. Wir werden n i c h t über die Verhältnisse m u r r e n ,
denn G o t t hat sie herbeigeführt. Die jeweiligen Zeitlagen
der einzelnen Länder mögen ganz gewiß viel Anlaß zu
berechtigten Klagen geben. Wir mögen diesen und jenen
Zustand in wirtschaftlicher und sonstiger Beziehung sehr
bedauern. Dennoch wissen wir: Gott macht keinen Fehler.
Er führt seine Heilspläne auch durch die verwickeltsten und
traurigsten Zustände hindurch aus. Wir nehmen auch die
unangenehmen Verhältnisse aus seiner Hand und murren nicht
darüber wie die Welt. (Klagelieder 3, 39).
2. Wir suchen n i c h t d i e V e r h ä l t n i s s e
in eigenwilliger Weise mit unserer Macht und Kraft zu
ä n d e r n . Wohl sollen wir alles tun, was wir nur können,
um auf geordnetem, gesetzlichem Weg die Gerechtigkeit
zu fördern. Aber niemals dürfen wir ungerechte Zustände
mit eigener Faust durch Auflehnung gegen die bestehenden
Ordnungen gewaltsam ändern. Wir nehmen auch eine ungerechte
und christentumsfeindliche Obrigkeit aus Gottes Hand an,
bleiben ihr untertan (Römer 13, 1 - 5) und vertrauen auf
Gott, daß er sie zu der Zeit und durch Werkzeuge, die er
bestimmt, hinwegtun werde. Laßt uns immer mehr David ähnlich
werden, der den ungerechten Saul in der Höhle schonte und
niemand sich gegen ihn auflehnen ließ, weil er das Joch als
ihm von Gott auferlegt ansah, das er tragen wollte, bis der
Herr es hinwegnahm (1. Samuel 24, 4 - 8).
3. Noch vor einem dritten Irrweg kann uns die Art der
Geschichtsbetrachtung des Apostels bewahren, welche die
einzelnen Begebenheiten auf Gottes Walten zurückführt. Wir
brauchen uns vor k o m m e n d e n schlimmen Ereignissen
nicht zu fürchten, noch zu erschrecken, weil Gott sie
herbeiführen wird. Welch eine lähmende Angst und Sorge kann
doch unser Herz im Blick auf die zunehmende Gottlosigkeit der
heutigen Zeit beschleichen! Welch unheimliche, höllische
Mächte regen sich doch da und dort in den breitesten
Volksmassen! Der Blick auf das sich immer stärker regende
Geheimnis der Bosheit (2. Thessalonicher 2, 7) droht unsere
Freudigkeit schlimm zu beeinflussen. Da gilt es zu wissen
und daran festzuhalten, daß der Herr der Lenker aller
Geschichte und der alleinige oberste Machthaber bleibt (Psalm
29, 10. 11). Auch bei der letzten antichristlichen Trübsal
wird es der Trost des Volkes Gottes sein, daß sie auf Gottes
Geheiß und Anordnung hereinbrechen wird. Sie wird auch auf
seinen Befehl enden.
Wohl uns, daß wir alle Ereignisse in Vergangenheit, Gegenwart
und Zukunft in diesem Licht, wie Paulus es tut, anschauen
dürfen.