Apg 13,5
A.Christlieb
Ein dreifacher Demütigungsweg der ersten Missionare.
Apostelgeschichte 13, 5 - 8.
Erster Demütigungsweg: Das Ausbleiben auffällig großer
Erfolge am Anfang der Missionsreise.
Wenn ein Taucher in Meerestiefe hinabsteigen will, so wird
vorher nicht nur für Luftzufluß gesorgt, sondern auch sein
Gleichgewicht gesichert durch Anlegung eines Bleigewichts an
seine Sohlen. -
Alle, die im Reich Gottes mithelfen, brauchen nicht nur
himmlische Zuflüsse von oben, sondern auch ,,Gewichtsteine",
allerlei Anfechtungen und Leiden, damit ihr inneres
Gleichgewicht erhalten und sie vor falschem Höhenflug bewahrt
bleiben. Das sehen wir auch bei den ersten Missionaren.
Wenn wir nichts anderes als die Herrlichkeit ihrer
Siegesmacht anschauen würden, so könnten wir versucht sein,
an einen alsbaldigen, schnellen und leichten Sieg über das
ganze Heidentum zu glauben. Um aber nüchtern zu bleiben,
müssen wir nicht allein das, was sie mit Mut und Zuversicht
erfüllte, sondern auch das andere betrachten, was sie unten
in der Demut hielt, nämlich ihre Schwierigkeiten, Hindernisse
und Widerwärtigkeiten (Apostelgeschichte 9, 16; 2. Korinther
11, 23 - 33).
Eine erste Demütigung lag in der Unscheinbarkeit der
Anfangserfolge. Bei der ersten Wortverkündigung in Salamis
fehlt jede Angabe über einen Erfolg des Wortes. Daraus
dürfen wir den Schluß ziehen, daß ihre allererste Tätigkeit
noch nicht von besonders auffallendem Erfolg begleitet wurde.
Wäre die Frucht jener Wortverkündigung eine große Erweckung
(wie V. 44 - 49) gewesen, so würde dies von Lukas erwähnt
worden sein. Aber erst an späteren Stationen wird von
solcher erkennbaren, großen Frucht der Arbeit berichtet.
Erst in Paphos kommt ein Landpfleger zum Glauben, und erst
in Pisidien entsteht eine große Geistesbewegung.
Unsere menschliche Ungeduld möchte in der Reichsgottesarbeit
am liebsten immer sofort große Scharen von Bekehrungen sehen.
Danken wir der Erziehungsweisheit Gottes, daß er das Erleben
göttlicher Wirkungen bis zur richtigen Stunde aufspart und
uns zunächst zur Demut erzieht (Lukas 21, 19; Hebräer 10,
36).
Zweiter Demütigungsweg: Das Fortgehen des Dieners Johannes
Markus.
Eine zweite Demütigung und Schwierigkeit war für die ersten
Missionare die Enttäuschung, welche sie im allerengsten
Kreise an einem Mitarbeiter und Diener erlebten. Sie hatten
bei ihrer Ausreise Johannes Markus mitgenommen, der ein
Gehilfe in ihrem Missionswerk, wenn auch in untergeordneter,
dienender Stellung, sein sollte. Die innere Stellung dieses
Mithelfers muß so gewesen sein, daß beide Gottesknechte durch
ihn eine Förderung der Missionsarbeit erhoffen durften.
Sonst hätten sie ihn gewiß nicht mitgenommen. Aber welch
traurige Erfahrung mußten sie mit ihm machen! In Perge
verließ er sie und kehrte in seine Heimat zurück! Eine
solche Enttäuschung in der allernächsten Umgebung, durch
einen gläubigen Gehilfen verursacht, ist eine besonders
schmerzliche Unannehmlichkeit. (Psalm 78, 9). Mancher ist
durch derartige Fälle schon verbittert und verärgert worden.
Laßt uns beachten, daß zwischen der Bekehrung des Sergius
Paulus und der großen Erweckung in Antiochien (Vers 44 ff.),
zwischen diesen zwei lieblichen, erhebenden Erlebnissen
diese peinliche Erfahrung mit Johannes Markus in der
Mitte liegt. W i e s o r g t d o c h G o t t f ü r
D e m ü t i g u n g e n a u f d e m W e g !
(2. Timotheus 4, 10. 16; Psalm 118, 21; 119, 71. 75;
88, 19).
Dritter Demütigungsweg: Die Gegenarbeit des Elymas.
Ein dritter Gewichtstein war für die Apostel das
Zusammentreffen mit einem Menschen, welcher ihrer
Missionsarbeit geradezu feindlich und hindernd in den Weg
trat. Der Zauberer Elymas gab sich jede erdenkliche Mühe,
die Segenswirkung des Wortes Gottes zunichte zu machen.
Wie können doch solche Elymasleute das Herz eines Knechtes
Gottes mit Druck belasten, bis endlich der Sieg über sie
durch göttliche Macht herbeigeführt wird. Solche Hemmungen
mußte Paulus manchmal erleben. Er, der von so vielen dankbar
verehrt und geschätzt wurde, hatte auch einen Alexander,
den Schmied. der ihm viel Böses erwies (2. Timotheus 4,
14) und einen Demetrius, der eine ganze Stadt gegen die
Missionsarbeit in Aufruhr brachte (Apostelgeschichte 19, 23
ff.). Laßt uns auch solche Demütigungen auf dem Weg willig
ertragen! (2 Timotheus 3, 8. 9; Psalm 120, 5 - 7; 52, 3 -
6; 2. Samuel 23, 6. 7).