Apg 13,2
A.Christlieb
Eine dreifache Siegesmacht, mit der die ersten Missionare
auszogen.
Apostelgeschichte 13, 2 - 5.
Erste Siegesmacht: Volle Gewißheit des göttlichen Auftrages.
Die Ausreise der ersten Missionare in die Heidenwelt war -
menschlich gesehen - ein tollkühnes, aussichtsloses
Unternehmen. Was wollten diese zwei einfachen Leute gegen
die Bollwerke des Heidentums ausrichten? Nirgends hatten
sie einen menschlichen Schutz oder eine äußere Macht als
Rückendeckung hinter sich. Wie wollten sie es denn wagen,
gegen die Macht des Heidentums, das an den meisten Orten
besonderen staatlichen Schutz genoß, den Kampf aufzunehmen?
Als einst David gegen Goliath ausziehen wollte, sagte Saul zu
ihm: ,,Du kannst nicht hingehen wider diesen Philister, mit
ihm zu streiten" (1. Samuel 17, 33). Ähnliche Worte hätte
man wohl diesen ersten Missionaren zurufen können. Wenn sie
es trotzdem wagten, hinauszuziehen und den Kampf aufzunehmen,
so mußten sie etwas unter ihren Füßen haben, das die Welt mit
ihren Augen nicht sehen, geschweige denn einschätzen konnte,
das aber wichtiger und stärken als alle menschlichen
Garantien und Machtmittel war. Dies war auch der Fall.
Sie hatten eine d r e i f a c h e v e r b o r g e n e
S i e g e s m a c h t auf ihrer Seite, die ihnen trotz aller
eigenen Ohnmacht gewissen Erfolg in Aussicht stellte.
Die erste gewaltige Siegesmacht, die sie auf ihrer Seite
hatten, war die G e w i ß h e i t d e s g ö t t l i c h e n
W i l l e n s u n d A u f t r a g e s .
Wenn irgend etwas bei dieser Missionsreise zweifellos
feststand, dann war es die Tatsache, daß Gott einen klaren
Hinweis und bestimmten Auftrag für die Ausreise dieser beiden
Männer gegeben hatte.
Wo bei einem Unternehmen im Reich Gottes diese Gewißheit
vorhanden ist, da ist die sicherste Grundlage für zu
erwartenden Erfolg gegeben. (Vergleiche 1. Mose 24, 27 b;
Apostelgeschichte 5, 38 b. 39 a; Sprüche 19, 21).
Der Text sagt uns einiges Nähere darüber, wie diese Gewißheit
des göttlichen Willens zustande kam, und zwar: 1. durch wen,
2. zu welcher Zeit, 3. mit welcher genaueren Weisung dies
geschah.
1. Auf die Frage: D u r c h w e n entstand die felsenfeste
Gewißheit? wird uns geantwortet: Sie wurde unmittelbar durch
den Heiligen Geist gegeben. (,,Sprach der Heilige Geist").
- Auf welche Weise der Geist Gottes diesen Befehl gab, ob er
dies durch einen der Vers 1 genannten prophetisch begabten
und erleuchteten Männer tat, oder ob er auf andere Weise die
wunderbar übereinstimmende Gewißheit bewirkte, ist nicht
angegeben. Wir wollen uns deshalb nur an die Tatsache
halten, d a ß diese Weisung vom Heiligen Geist ausging. -
Hier merken wir, daß die oberste Missionsleitung nicht in
Menschenhänden liegt. Menschliche Missionsleitungen müssen
sein; man kann sie nicht entbehren. Aber die letzte und
höchste Leitung im Bau des großen Gottesreiches hat der
Heilige Geist. Von ihm gehen die entscheidenden Weisungen
aus. Er bestimmt, wann und durch wen die einzelnen
Fortschritte im Reich Gottes geschehen sollen.
Wohl allen, die auf ihn achten und ihm gehorchen! (Kap. 16,
6 - 10; 8, 26 - 29).
2. Z u w e l c h e r Z e i t ging jene göttliche Weisung
aus? Sie kam zu einer Stunde, wo die Brüder zu gemeinsamem
Gottesdienst und vereinigtem Gebet beisammen waren. (,,Da
sie dem Herrn Gottesdienst hielten und fasteten", wörtliche
Übersetzung). Eine Versammlung und Gebetsstunde wurde zur
unvergeßlichen Geburtsstunde der Heidenmission.
Auch diese Zeit hat uns etwas zu sagen: Gott gibt sein Licht
und seine göttlichen Weisungen nicht immer im verborgenen
Kämmerlein oder bei einsamem Schriftforschen. Er kann auch
ein Beisammensein gläubiger Christen dazu benutzen. Deshalb
gilt es, diese Versammlungen nicht zu versäumen und zu
verachten, sondern dankbar zu benutzen. Gott spendet in
denselben gar oft sein herrliches Licht und seinen besonderen
Segen (Hebräer 10, 25; Psalm 133; Matthäus 18, 20; Johannes
20, 24. 26).
3. D e r g e n a u e r e I n h a l t des göttlichen Befehls
gab den ausziehenden Missionaren die volle Gewißheit, daß
jeder von ihnen für die bevorstehenden Aufgaben von Gott
erwählt und bestimmt sei; daß ihre Verbindung untereinander
und ihre Arbeitsgemeinschaft dem Willen und der Führung
Gottes entspreche (,,Sondert mir aus Barnabas und Saulus" );
und daß die Arbeit, welche geschehen sollte, gottgewollt sei
(,,zu dem Werk, wozu ich sie berufen habe").
Wie wichtig war doch dieses Bewußtsein für ihre Freudigkeit
in der Arbeit! Wenn sie einmal im Blick auf ihre eigene
Schwachheit und Unzulänglichkeit von einem Gefühl der
Bangigkeit beschlichen wurden (2. Korinther 7, 5), so
konnten sie sich darin trösten, daß Gott sie trotz ihrer
Schwachheit und Ohnmacht in seinen Dienst berufen hatte.
Wenn einer an der Art des anderen auch einmal zu tragen bekam
(was in der Reichsgottesarbeit nicht auszubleiben pflegt), so
konnten sie daran gedenken, daß Gott sie in ein gemeinsames
Joch gestellt und zusammen verbunden hatte. Wenn sich in
der Arbeit Schwierigkeiten ergaben und Stürme erhoben (2.
Korinther 1, 8), wenn ihnen manche Aufgaben allzu schwer
erscheinen wollten, so durften sie sich stets daran
aufrichten, daß vom Herrn selbst ihnen gerade diese Arbeit
befohlen war.
Solche Gewißheit hebt und stärkt in allerlei Nöten alle
Arbeiter im Reich Gottes, die nicht nach einem Platz oder
einem Dienst trachten, außer nach dem, den Gott ihnen
zuweist. Die kleinste Arbeit, die man aus Gottes Hand
annehmen kann, ist besser als jeder große und wichtige
Posten, auf dem man die Gewißheit der göttlichen Führung
entbehrt. Barnabas und Paulus zogen mit der vollen Gewißheit
eines göttlichen Auftrages hinaus. Das war ihre erste und
wichtigste Siegesmacht.
(2. Mose 33, 12 - 15; Psalm 119, 45. 56. 94; Lukas 5, 5 b; 9, 1 - 6).
Zweite Siegesmacht: Die Fürbitte der Brüder.
Unser Text zeigt uns die Aussendung der ersten Missionare.
Die kurze Beschreibung derselben läßt uns erkennen, daß die
gläubige Gemeinde mit ihren Gebeten hinter den ausziehenden
Gottesknechten stand. In dieser Fürbitte lag eine große
Siegesmacht für ihren Dienst.
Wo das Volk Gottes einem Zeugen Jesu mit Gebet hilft und ihn
in ernster Fürbitte trägt, da kann er freudig arbeiten und
Frucht bringen. Ein Unternehmen, welches das Vertrauen und
die Gebete der gläubigen Kreise und der wahren Beter nicht
hinter sich hat, wird wenig Aussicht auf bleibenden Erfolg
haben, wenn es auch noch so viel menschliche Hilfsquellen
besitzt. Wer das Geheimnis einer wahren Siegesmacht besitzen
will, der sehe zu, daß er eine Gebetsmauer im Rücken hat
(Apostelgeschichte 4, 29 - 31; 2. Korinther 1, 11; Epheser
6, 18 - 20; Kolosser 4, 3. 4; Römer 15, 30 - 32; 2.
Thessalonicher 3, 1. 2).
Laßt uns aber nicht vergessen, daß die Kraft und Einmütigkeit
jener Fürbitte für Barnabas und Saulus auf einem ganz
bestimmten Grund beruhte: Alle Christen jener Gemeinde hatten
in der Aussendung jener zwei Männer einen gottgewollten Weg
erkannt. Sie besaßen alle das volle Vertrauen, daß dieses
Unternehmen kein selbstgewähltes oder menschlich gemachtes,
sondern vielmehr ein vom Herrn befohlenes und geleitetes war.
Wo solche geschlossene Einmütigkeit in der Arbeit für den
Herrn vorhanden ist und die Beter sich geschlossen dahinter
stellen, da kann und darf Segen und Frucht erwartet werden.
Dritte Siegesmacht: Das Wort Gottes.
Als die ersten Missionare hinauszogen, nahmen sie die rechte
Waffe mit in den heiligen Krieg. Gleich bei der ersten
Tätigkeit in der Stadt Salamis machten sie von ihr Gebrauch.
Sie bestand im Worte Gottes. (,,Sie verkündigten das W o r t
G o t t e s"). Mit diesem Wort waren sie vertraut, seine
Kraft hatten sie am eigenen Herzen erfahren und gebrauchten
es nun, wie David seine Schleuder (1. Samuel 17, 38 - 40).
Es gibt in der Welt keine Waffe, die dieser an Siegeskraft
gleichkommt. Kluge Reden menschlicher Weisheit zerstören
die Teufelsburgen niemals. Aber diesem Wort gehört der Sieg
(Epheser 6, 17; Römer 1, 16. 17; Psalm 119, 46. 111). Laßt
auch uns stets mit dieser Waffe des einfachen Wortes kämpfen.
Wer diese dreifache Macht auf seiner Seite hat, wer des
göttlichen Willens gewiß ist, von der Fürbitte der Brüder
begleitet wird und mit dem Schwert des Wortes Gottes kämpft,
der wird nicht vergeblich wirken und streiten im Reich
Gottes.
W.Nee
Während sie dem Herrn dienten und fasteten, sprach der
heilige Geist: Sondert mir nun Barnabas und Saulus zu dem
Werk aus, zu welchem ich sie berufen habe. Apostelgeschichte
13,2
Niemand kann für den Herrn wahrhaft wirken, wenn er nicht
vorher gelernt hat, ihm zu dienen. Daß sich die Stimme des
Geistes vernehmen ließ und Barnabas und Saulus zu einer
besonderen Aufgabe berief, geschah, als sie dem Herrn dienten
und fasteten.
Und es war der Ruf Gottes, welchem sie folgten, nicht der Ruf
menschlicher Not. Sie hatten nicht etwa Berichte über
Menschenfresser oder Kopfjäger gehört; es waren ihnen nicht
traurige Geschichten von Kinderheirat, Sklaverei oder
Opiumrauchen zu Ohren gekommen, die ihr Mitgefühl aufgewühlt
hätten. Sie hatten nichts gehört als die Stimme des Geistes;
nicht Menschen forderten ihren Aufbruch, sondern Christus.
Er war es, der ihre Dienste beanspruchte, und nur in seiner
Ermächtigung zogen sie aus.