Apg 11,25
A.Christlieb
Ein göttlicher Ruf in die Arbeit.
Apostelgeschichte 11, 25. 26 a.
Wie wichtig ist doch im Reich Gottes die Berufung der
richtigen Männer an den richtigen Platz! Ein Mißgriff hierin
bringt oft großen Schaden. Hier haben wir einen Ruf in die
göttliche Weinbergsarbeit, der sich für alle späteren Zeiten
als richtig bewährt hat.
1. Von wem dieser Ruf ausging.
Wer war es, der Saulus in die Arbeit nach Antiochien berief?
In unserer Zeit glaubt mancher junge Christ das Recht zu
haben, diesen oder jenen Reichsgottesarbeiter, Prediger
oder Evangelisten zu einem Dienst, zum Abhalten von
Versammlungen und dergleichen berufen zu dürfen. Durch solch
eigenmächtiges Handeln entsteht oft allerlei Verwirrung. Bei
diesem göttlichen Ruf in unserem Text war es nicht ein
beliebiges Gemeindeglied, welches Saulus nach Antiochien
rief, sondern der von Gott beglaubigte und von allen
anerkannte Führer Barnabas, der Vertreter und Beauftragte der
Muttergemeinde von Jerusalem. Er berief Saulus. Seinen Ruf
konnte der treue Zeuge von Tarsus als Gottes Ruf annehmen.
Es gilt in vielen Fällen zu prüfen, ob der, welcher einen
Prediger herbeiruft, ein solches Recht zu diesem Schritt hat
wie Barnabas (1. Thessalonicher 5, 12; 1. Korinther 16, 15.
16).
2. An wen dieser Ruf sich wandte.
W e n b e r i e f B a r n a b a s ? Das große Bedürfnis nach
reichlicher Wortverkündigung in Antiochien veranlaßte ihn nicht
zu übereilter Berufung irgendeines beliebigen Bruders. Er
rief S a u l u s , den er von früherer Zeit her genau kannte.
Von der Echtheit und Gründlichkeit der B e k e h r u n g
dieses Mannes war er überzeugt. Er wußte auch, daß derselbe
G a b e n für solche Mitarbeit besaß (Kap. 9, 20 - 22. 27.
28). Vor allen Dingen hatte er gemerkt, daß Saulus ein
d e m ü t i g e r Bruder war, der sich nicht eigenmächtig zum
Dienst und zur Mitarbeit vordrängte, sondern sich von den
Brüdern willig zurückstellen ließ und geduldig warten konnte,
bis Gott ihn wieder in die Arbeit rief (Apostelgeschichte 9,
29. 30).
Bei der Berufung solcher Männer wird man nicht leicht einen
Mißgriff tun (2. Timotheus 2, 2; Apostelgeschichte 16, 2.
3).
3. Zweck und Ziel des Rufes:
Die Unterweisung der Gemeinde Antiochien.
Barnabas wußte, daß die neugeborenen Kindlein Nahrung und
Pflege bedurften (1. Petrus 2, 2). Große Scharen waren ja
durch das Zeugenwort jener Flüchtlinge zum Herrn geführt
worden (Vers 21). Diese jungen Christen brauchten die Milch
und Speise des Wortes Gottes. Sollten sie innerlich wachsen
und zunehmen, sollten sie befestigt, gegründet und gegen
allerlei Gefahren gewappnet werden, so war Belehrung nötig.
Es galt, sie in das Wort des Herrn einzuführen und in
demselben zu gründen.
Zu dieser wichtigen Arbeit rief Barnabas Saulus herbei und
trieb sie mit ihm gemeinsam ein ganzes Jahr. Solche Arbeit
der Belehrung, des Pflegens und Säugens der jungen
geistlichen Kinder mag nach außen nicht so in die Augen
fallen und erfolgreich erscheinen wie der erste Zeugendienst
jener Flüchtlinge, der viele zum Glauben brachte. Aber er
ist nicht weniger wichtig.
Auch heute noch gilt es, nach Zeiten großer Erweckung und
Bewegung stillere Zeiten der Belehrung und Vertiefung folgen
zu lassen, damit die gewonnenen Seelen weiterkommen und ihr
Wachstum gesund sei (Kolosser 1, 11; 3, 16; 2. Petrus 3, 18;
Sprüche 9, 9).