Apg 8,27
A.Christlieb
Ein Mann aus Mohrenland, ein Kämmerer und Gewaltiger der
Königin Kandake, war nach Jerusalem gekommen, anzubeten.
Apg. 8, 27
Der Anblick des nach Jerusalem reisenden Kämmerers ist das
Bild eines nach Gott verlangenden Herzens, wie sich solche in
der Heidenwelt öfter finden. Er war ein Mann, der es in der
Welt zu etwas gebracht hatte. Er war der Schatzmeister und
Finanzminister der Königin Kandake in Äthiopien, dem heutigen
Abessinien. Auf ihren Handelsreisen sind Juden in das Land
gekommen, haben dort Niederlassungen und Synagogen gebaut,
in denen sie ihre Gottesdienste hielten. Die Kunde davon,
daß es nur einen wahren Gott gebe, hat den Kämmerer mächtig
ergriffen. Das Heidentum hat ja eine verwirrende Fülle von
Götzen und wirkt beängstigend durch das Heer der Dämonen.
Der Kämmerer nahm an den Gottesdiensten teil, lernte
Hebräisch und beschloß zuletzt, die Reise nach Jerusalem zu
unternehmen, um den Segen Gottes im Heiligtum selber zu
empfangen. Viele Hindernisse türmten sich vor ihm auf: die
wochenlange gefahrvolle Reise auf holperigen Wegen durch
Sand- und Steinwüsten, durch Durststrecken und Räubergebiete.
Die hohen Kosten brauchte er nicht zu scheuen. Eher die
Beschwerden, wochenlang auf dem Wagen auch zu schlafen.
Diese Bedenken waren aber noch nicht so schwerwiegend, wie
die Rücksicht auf die Religion der Väter. Abfall vom
angestammten Glauben konnte sein Leben und seine Stellung
gefährden. Aber der Hunger nach dem lebendigen Gott war
so stark, daß er sich durch kein Hindernis davon abbringen
ließ, zur Anbetung des lebendigen Gottes dessen Heiligtum
aufzusuchen. Wie beschämt der Eifer dieses Heiden viele
Christen. Kein Weg sollte uns zu weit und zu beschwerlich
sein, wenn er uns inneren Gewinn einbringt. Der Kämmerer aus
dem Mohrenland wird am Jüngsten Tage mit der ,,Königin von
Mittag", die zu Salomo reiste, Anklage erheben gegen die im
Glauben Lässigen (Matth. 12, 42).