Apg 5,32
A.Christlieb
Die Apostel sprachen: Wir sind Jesu Zeugen samt dem Heiligen
Geist. Da der Hohe Rat das hörte, ging es ihnen durchs Herz
und gedachten, sie zu töten. Apg. 5, 32 f.
Laßt uns Gottes Weisheit bewundern in der Behandlung seiner
Freunde wie seiner Feinde. Wie wunderlich geht Gott mit den
Aposteln um. Mitten in einer Ruhmeslaufbahn, als sie eben
Gegenstand der allgemeinen Bewunderung und der öffentlichen
Anerkennung wurden, ließ er sie in das gemeine Gefängnis
werfen. Wir zweifeln keinen Augenblick, daß die Apostel
demütige Leute waren. Aber auch der demütigste Mensch kann
leicht Schaden nehmen, wenn er nur Erfolg und Anerkennung
findet. Er braucht ein G e g e n g e w i c h t. Das
beschert Gott den Aposteln durch die Feindschaft ihrer
Obrigkeit, die ihre Verhaftung befiehlt. Laßt uns für jede
Demütigung dankbar werden. Doch es bleibt für die Apostel
nicht bei der Demütigung. Dieselbe wird die Vorstufe für
noch größere Segnungen. Durch Engelshand führt Gott die
Apostel aus dem Kerker und befiehlt: ,,Gehet hin und tretet
auf und redet im Tempel zum Volk alle Worte dieses Lebens".
Gleich darauf wurden sie wieder vor den Hohen Rat gefordert,
und nun gibt Gott ihnen Vollmacht, die Mörder Jesu so tief
ins Gewissen zu treffen, daß sie vor Wut die Apostel
stäupen lassen. Wir sehen, Gott führt die Seinen bald
Demütigungswege, bald Herrlichkeits- und wieder Leidenswege.
Und wie behandelt Gott seine Feinde? In der Mehrzahl waren
es Sadduzäer, ,,welche sagen, es sei keine Auferstehung,
noch Engel, noch Geist" (Apg. 23, 8). Nun müssen diese
Ungläubigen erleben, daß E n g e l ihre Gefangenen aus dem
Kerker führen. Dann müssen sie aus dem Munde dieser Männer
ein überwältigendes Zeugnis von der A u f e r s t e h u n g
hören, gegen welches sie in ihrem Gewissen nicht anzugehen
vermögen. Und aus dem Munde dieser Geringsten und
Ungebildeten in ihrem Volk redet ein G e i s t , vor dem
menschliche Weisheit verblaßt. Gottes Weisheit triumphiert
über alle Menschenweisheit.