Apg 5,15
A.Christlieb
Sie trugen die Kranken auf die Gassen, daß, wenn Petrus käme,
sein Schatten etliche von ihren überschatte. Apg. 5, 15
Welch ein Wunder! Das Vorübergehen des Petrus wirkte Wunder!
Ähnliches ereignet sich bis heute. Der Anblick eines still
vorübergehenden Christen kann Segen vermitteln. Von der
Leiterin der Hospitäler im Krimkrieg berichtet man, es sei
eine erquickende Wirkung von ihr ausgegangen, wenn sie nur
still durch die Säle geschritten sei. Es sei gewesen, als
ginge die Sonne auf. - Zwei Töchter wollten in Württemberg
zu einer Stätte zweifelhaften Vergnügens gehen. Da kam ihnen
Professor Bengel entgegen, von dem man sagt, auf seiner Stirn
habe das Wort ,,Ewigkeit" geleuchtet. Augenblicklich machten
die Mädchen kehrt und gingen heimwärts. - Petrus brauchte
keinen der Kranken zu berühren. Sein Schatten schon brachte
Heilung. Etwas Ähnliches ist in China vorgekommen. Da war
ein Missionar, der vielen Seelen den Weg zum Heil bahnte,
schon ehe er der chinesischen Sprache mächtig war. Der
Friede Gottes leuchtete so aus seinem Angesicht hervor, daß
man ihn ,,Glanzgesicht" nannte. Indessen, Jesu Jünger haben
nicht nur Glanzzeiten, sie haben auch ihre Schatten. Nicht
,,immer fröhlich", oft auch weinend und seufzend gehen sie
durch dieses Leben. Ein Vater bat einst, Gott möge ihm einen
triumphierenden Heimgang bescheren, damit seine Söhne Lust
bekämen, auch in die Nachfolge Jesu einzutreten. Gott ließ
ihn aber sterben unter viel Elend des Leibes und schweren
Anfechtungen der Seele. Und siehe: Die Söhne sprachen:
,,Wenn schon unser lieber frommer Vater im Sterben solche
Nöte durchkosten mußte, wie wird es uns dann erst im Tod
ergehen!" Die ,,Schatten" beim Heimgang des Vaters aber
wurden Anlaß zu ihrer Bekehrung. Zum Schluß noch eins. Wenn
schon der Schatten eines Menschen Heilung wirkte, mit wieviel
größerem Recht durfte dann der Dichter von unserem Herrn Jesu
sagen: ,,Alles Gift und Unheil weicht, Was sein Schatten nur
erreicht."
A.Christlieb
Es geschahen aber viel Zeichen und Wunder durch der Apostel
Hände, so, daß sie die Kranken auf Betten und Bahren legten,
auf daß, wenn Petrus käme, sein Schatten etliche von ihnen
überschatte. Apg. 5, 12. 15
Die staunenswerten Wunder, die durch Petrus geschahen, können
uns drei Tatsachen bekräftigen. - Gott kann gestrauchelte
Jünger wieder zu Ehren bringen. Wenn wir den Petrus vor
Augen haben, der sich verflucht und schwört: ,,Ich kenne den
Menschen nicht!"; wenn wir ihn sehen, wie er verzweifelt am
Boden liegt, gleich einem waidwund geschossenen Tier, dann
kann man sich kaum denken, daß es derselbe Mensch ist, der
hier als göttliches Werkzeug bei großen Wundertaten gebraucht
wird. Und doch ist es wirklich derselbe Mann. Verzagt
nicht, ihr Gestrauchelten! Noch gilt Psalm 145, 14: ,,Der
Herr erhält alle, die da fallen (nicht abfallen!) und richtet
auf alle, die niedergeschlagen sind." Tersteegen sagt:
,,Hat's Untreu irgendwo verdorben, so mach's durch Treue
wieder gut. Gefallen sein ist nicht gestorben. Auf! Lauf
mit frischem, frohem Mut!" Ferner: Gott erhört die Gebete der
Seinen oft auffallend wörtlich. Nach der ersten Verhaftung
der Apostel hatten die versammelten Christen gebetet:
,,Strecke deine Hand aus, daß Gesundheit und Zeichen und
Wunder geschehen'' (Apg. 4, 30). Und was sehen wir hier vor
uns? Die buchstäbliche Erfüllung dieses Gebetes. Ja, es
bleibt für alle Zeiten: ,,Er tut, was die Gottesfürchtigen
begehren, er hört ihr Schreien und hilft ihnen" (Psalm 145,
19). Der Herr Jesus hat (Joh. 14, 12) gesagt: ,,Wer an mich
glaubt, wird größere Werke tun, als diese, denn ich gehe
zum Vater." Wie verwunderlich muß dieses Wort den Jüngern
geklungen haben. Größeres vollbringen als Jesus! Unmöglich!
Und hier? Der Augenschein überführt uns davon, daß Jesu Wort
wahr bleibt. Es diene uns zur Glaubensstärkung: Alle Worte
Jesu, mögen sie auch noch so unwahrscheinlich klingen, werden
sich genau erfüllen. Wohl allen, die ihm trauen.
W.MacDonald
»... sodaß sie die Kranken auf die Straßen hinaustrugen und
auf Betten und Lager legten, aufdaß, wenn Petrus käme, auch
nur sein Schatten einen von ihnen überschatten möchte.«
Apostelgeschichte 5,15
Die Menschen erkannten, daß Petrus' Dienst ein Dienst in
Kraft war. Wo immer er hinkam, wurden die Kranken geheilt.
Es nimmt nicht Wunder, daß die Menschen unter seinen Schatten
kommen wollten! Er übte einen gewaltigen Einfluß aus.
Jeder von uns wirft einen Schatten. Ob wir wollen oder
nicht, wir beeinflussen das Leben derer, mit denen wir in
Berührung kommen. Herman Melville schrieb: »Wir können
nicht für uns selbst leben. Unser Leben ist mit dem anderer
Menschen durch tausend unsichtbare Fäden verbunden, und
entlang dieser Nervenbahnen fließen unsere Handlungen als
Ursachen von uns weg und kehren als Ergebnisse wieder zu
uns zurück.« »Du schreibst ein Evangelium, eine Botschaft,
jeden Tag ein Kapitel; durch die Taten, die du tust,
durch die Worte, die du sagst. Die Menschen lesen, was du
schreibst, ob es unehrlich ist oder wahr. Sag, was ist das
Evangelium nach Dir?«
Auf die Frage nach seinem Lieblingsevangelium antwortete
jemand: »Das Evangelium nach meiner Mutter.« John Wesley
sagte einmal: »lch lernte von meiner Muter mehr über das
Christentum als von allen Theologen in England.«
Es ist ziemlich ernüchternd, wenn wir uns vergegenwärtigen,
daß oft jemand auf uns blickt und dabei denkt: »So sollte
also ein Christ sein.« Es kann ein Sohn oder eine Tochter
sein, ein Freund oder Nachbar, ein Lehrer oder ein Schüler.
Wir sind sein Held, sein Modell, sein Ideal. Er beobachtet
uns genauer, als wir vielleicht denken. Unser Berufsleben,
unser Gemeindeleben, unser Familienleben, unser Gebetsleben -
all das gibt ihm das Muster vor, das er nachahmt. Er möchte,
daß unser Schatten auf ihn fällt.
lm allgemeinen denken wir, daß Schatten völlig bedeutungslos
sind. Aber der geistliche Schatten, den wir werfen, ist
etwas sehr Reales. Deswegen müssen wir uns die Frage
stellen: Wenn einst die Leben, die ich berühre, zum Letzten
Gericht gehen müssen, hat dann diese meine winzige, kurze
Berührung Freude oder Leid zugefügt? Wird Er, der ihre
Verzeichnisse überprüft - nach Namen, Zeit und Ort - sagen:
»Hier findet sich ein gesegneter Einfluß« oder: »Hier ist
die Spur des Bösen«? Robert G. Lee schrieb: »Man kann den
Einfluß dessen, was wir sind, sagen und tun, auf andere
Menschen genausowenig verhindern, wie wir verhindern können,
daß unser Körper im Sonnenlicht einen Schatten wirft. Was
wir in uns sind, zeigt sich ohne Verzerrung nach außen. Wir
üben einen Einfluß aus, im Vergleich zu dem bloßes Reden und
starke Überzeugungskraft nur schwache Mittel sind.