Apg 2,13
A.Christlieb
Wirkungen des Geistes auf Petrus
Apostelgeschichte 2, 13 - 18
Wenn wir den Petrus als Zeugen Christi am Pfingsttage
beobachten, so erkennen wir an ihm drei herrliche Wirkungen
des Geistes Gottes, die für alle Christen begehrenswert sind.
1. Petrus bleibt ruhig bei Schmähungen
Als die gewaltigen Wirkungen des Pfingstgeistes damals an den
Aposteln sichtbar wurden, hörte man von Spöttern die frechen
Hohnworte: »Sie sind voll süßen Weins« (Apg. 2, 13). Dieser
Ausdruck stellte eine grobe Beleidigung der Apostel dar.
Dieser Kränkung gegenüber galt es, in Gottes Kraft wahre
Frömmigkeit zu beweisen. Wäre Petrus in bitteren Zorn
geraten und hätte er mit gleicher Münze den Spöttern
heimgezahlt, so hätten die Scharen der Zuhörer wohl wenig
Achtung vor der neuen Gotteskraft bekommen. Sie hätten
gedacht: »Der Pfingstgeist mag sein, was er will - den
gekränkten Ehrgeiz läßt er ruhig weiterleben. Laßt uns auch
nicht die Zahl der Christen vermehren, die lieb und fromm
bleiben, solange man sie in Ruhe läßt, die aber aufbrausen
und in Wut geraten, wenn man ihnen zu nahe tritt! Laßt uns
in der Kraft des Heiligen Geistes stille bleiben auch bei
den rohesten Vorwürfen!
Hanna wurde nicht böse, als Eh sie bei ihrem anhaltenden
Gebet für eine betrunkene Frau hielt (1. Sam. 1,
12-16).David blieb still, als sein Bruder Eliab ihm
ohne Grund Vermessenheit und Bosheit vorwarf (1. Sam. 17,
28). So ließ sich auch Petrus durch die Schmähungen der
Gegner nicht aufregen, er begegnete ihnen mit ruhiger
Entschiedenheit und bezeugte den wahren Sachverhalt: »Diese
sind nicht trunken, wie ihr wähnet, sondern das ist's, was
durch den Propheten Joel gesagt ist: Und es soll geschehen
in den letzten Tagen, spricht Gott, ich will ausgießen von
meinem Geist auf alles Fleisch« (V. 15-17).
2. Petrus ist mutig in größter Gefahr
Wir sehen den Petrus voll Mut in Augenblicken größter Gefahr.
Vor ihm stand eine große Menge. Unter ihr waren viele, die
vor kurzer Zeit Jesus ans Kreuz gebracht hatten. Wie
gefährlich war es, diesen Massen öffentlich zu sagen: »Jesum
von Nazareth, den Mann, von Gott unter euch mit Taten und
Wundern und Zeichen erwiesen ..., habt ihr genommen ...
und ihn angeheftet und erwürgt« (V. 22 f.)! Wie leicht
konnte die Volkswut, die Jesus ans Kreuz gebracht hatte, sich
gegen seinen Jünger wenden und ihm ein gleiches Schicksal
bereiten! Petrus machte mit seinen Worten die Menschen zu
»Sündern«. Und das ist gefährlich! Es hätte ihn das Leben
kosten können.
Ohne den Pfingstgeist hatte Petrus in der Stunde der
Verleugnung vor einer Magd ängstlich und schmählich versagt.
Nun aber stand er in der Kraft des Gottesgeistes da als ein
Bekenner, der Todesgefahr verachtete. Der Pfingstgeist macht
mutig!
Schön war Jonathans Mut, als er mit seinem Waffenträger
allein den Berg hinaufkletterte zum Streit gegen die
Philister (1. Sam. 14, 13). Lieblich war der Mut jener
Helden Davids, die mitten aus der Philister Lager Wasser
holten (1. Chron. 11, 18). Doch herrlicher ist der Mut der
Pfingstzeugen, die einer feindlichen Welt ihre Sünde gegen
Jesus aufweisen, dann aber die Einladung zum vollen Heil
Gottes in Jesus Christus folgen lassen.
Gott gebe uns durch seinen Geist heiligen Mut, der wie
Stephanus Zeugnis ablegen (Apg. 7) und wie Daniels Freunde
auch dann fest bleiben kann (Dan. 3), wenn eigene,
natürliche Kühnheit nicht mehr ausreicht!
3. Petrus bleibt göttlich besonnen
Eine dritte Wirkung des Heiligen Geistes erkennen wir in
dem Umstand, daß Petrus in stürmischen Ereignissen volle
Besonnenheit bewahrte.
Wie aufregend war diese gewaltige Stunde! Von allen Seiten
strömten Scharen von Menschen zusammen, Einheimische und
Auswärtige (V. 5 f.). Alle lauschten dem Wort des Petrus.
Die Augen und Ohren von Tausenden waren gespannt auf ihn
gerichtet. Er war der Wortführer in großer, denkwürdiger
Stunde. Diese Situation hatte ihre eigentümlichen Gefahren.
Wie leicht hätte Petrus sich in dieser wichtigen Rolle
gefallen und sich etwas einbilden können! Wie nahe lag die
Gefahr, sich selbst zu bespiegeln und groß zu machen! Petrus
tat das nicht. Vielmehr sehen wir, wie er jene einzigartige
Gelegenheit ausschließlich dazu benutzt, Jesus seinen
Zuhörern groß zu machen und ihre Aufmerksamkeit auf Gottes
Wege und Verheißungen in der Heiligen Schrift zu richten.
Und wie besonnen bleibt Petrus in der Seelsorge, als Tausende
plötzlich erweckt werden und das große Fragen anhebt:
»Was sollen wir tun?« (V. 37). Ist da die Antwort einfach:
»Glaubt nur, daß Jesus euch vergeben hat und alles ist gut?«
Nein, die Antwort lautet: »Tut Buße!« (V. 38). D. h.:
»Ändert euern Sinn!« Petrus und die andern Apostel reden
nicht der Oberflächlichkeit das Wort. Sie arbeiten vielmehr
auf gründliche Erneuerung hin. Es ist ihnen nicht genug, zu
merken, daß ihre Hörer innerlich vom Wort Gottes getroffen
sind. Sie fordern unentwegt eine gründliche, echte
Sinnesänderung. Zugleich aber machen sie auch wieder Mut und
locken die Menschen, in der Taufe der Vergebung der Sünden
gewiß zu werden und die köstliche Gabe des Heiligen Geistes
zu suchen.
Wie mancher Arbeiter im Reich Gottes ist den Gefahren der
Unbesonnenheit, der Oberflächlichkeit und des Hochmuts
verfallen, wenn große Gelegenheiten sich vor ihm auftun!
Der Pfingstgeist bewahrte Petrus, daß er weder empfindlich
noch zornig, weder ängstlich noch unbesonnen wurde. Er wolle
uns mit der gleichen Kraft und Bewahrungsgnade erfüllen!