Apostelgeschichte

Apg 2,4 C.H.Spurgeon ,,Und wurden alle voll des Heiligen Geistes." Apg. 2, 4.

Wie reich wären doch die Segnungen des heutigen Tages, wenn wir alle erfüllt würden mit dem Heiligen Geist. Es wäre ganz unmöglich, die unendliche Fülle von Früchten solcher Heiligung der Seele zu überschätzen. Leben, Trost, Licht, Reinheit, Kraft, Friede und noch so viele andre teure Gnadenschätze sind ganz unzertrennlich von der seligen Gegenwart des Heiligen Geistes. Gleich dem heiligen Öl salbt Er das Haupt des Gläubigen, sondert ihn aus zum Priestertum der Heiligen und schenkt ihm Gnade, sein Amt recht zu verwalten. Als das einzige wahrhaft reinigende Wasser macht Er uns frei von der Gewalt der Sünde und heiligt uns zu einem göttlichen Leben und wirket in uns das Wollen und das Vollbringen nach des Herrn Wohlgefallen. Als das Licht offenbarte Er uns zuerst unser Verderben, und jetzt offenbart Er an uns und in uns den Herrn Jesum und leitet uns auf den Weg der Gerechtigkeit. Erleuchtet von seinen reinen himmlischen Strahlen sind wir nun nicht mehr Finsternis, sondern Licht in dem Herrn. Als ein Feuer reinigt Er uns von allen Schlacken und läßt zugleich unser geläutertes Wesen in hellem Glanze strahlen. Er ist die Opferflamme, durch welche wir imstande sind, unsre Seelen Gott völlig darzubringen zum lebendigen, wohlgefälligen Opfer. Als Tau vom Himmel steuert Er unsrer Dürre und befruchtet unser Leben. O, daß Er doch in dieser Morgenstunde recht reichlich auf uns herabkäme! Solcher Morgentau wäre ein lieblicher Anfang des Tages. Als die Taube schwebt Er mit Fittichen sanfter Liebe über seiner Arche und über den Seelen der Gläubigen, und als der Tröster zerstreut Er die Sorgen und Zweifel, die den Frieden seiner geliebten Kinder stören. Er steigt auf die Auserwählten herab, wie auf den Herrn im Jordan, und gibt Zeugnis für ihre Kindschaft, indem Er in ihnen einen kindlichen Geist erweckt, durch welchen sie rufen: Abba, lieber Vater! Als der Wind bringt Er den Lebensodem in die Menschen; Er wehet, wohin Er will, und äußert die belebenden Wirkungen, durch welche die geistliche Schöpfung bewegt und erhalten wird. Der Herr gebe, daß wir die Gegenwart seines Heiligen Geistes jetzt und jederzeit fühlen! ,,O Gott! Verwirf mich nicht von Deinem Angesicht, und nimm Deinen Heiligen Geist nicht von mir!"





A.Christlieb Sie wurden alle voll des Heiligen Geistes. Apg. 2, 4

An Petrus können wir drei herrliche Wirkungen des Heiligen Geistes wahrnehmen. Er blieb in der Kraft des Geistes r u h i g gegenüber den Schmähungen der Feinde Christi. Die spöttische Bemerkung, die Apostel seien ,,voll süßen Weines", war eine grobe, öffentliche Beleidigung. Den Petrus aber erfüllte eine solche Freude, daß er den Menschen nicht mit gleicher Münze heimzahlte, sondern sie herzlich und dringlich bitten konnte, auf ihre ewige Rettung bedacht zu sein. Und wie m u t i g hat der Heilige Geist den Petrus gemacht. Vor kurzem hatte er noch gezittert vor einer Magd. Jetzt steht er vor einer vieltausendköpfigen Menge, die kurz zuvor in fanatischem Haß ihr ,,Kreuzige! Kreuzige!" geschrien hatte. Und denen hält Petrus nun ihr Verbrechen vor und nennt sie Verräter und Mörder des Sohnes Gottes. Wie leicht hätte da die Volkswut neu aufflammen und ihm das gleiche Schicksal bereiten können. Doch nicht Petrus erschrickt, sondern das Volk wird durch die Kraft des Heiligen Geistes ergriffen von dem Schrecken Gottes. Das Wichtigste ist, daß Petrus b e s o n n e n bleibt in stürmischer Stunde. Seine Worte treffen die Massen bis ins Innerste. Tausende wachen auf. Ein großes Fragen hebt an: ,,Was sollen wir tun?" In solchen Lagen kann Unbesonnenheit, Selbstgefälligkeit und Oberflächlichkeit schwersten Schaden anrichten. Petrus aber dringt auf g r ü n d l i c h e Erneuerung. Er fordert Buße, Änderung der Herzensstellung dem Herrn gegenüber und Beugung unter die schwere Schuld. Zugleich aber macht er den Seelen Mut und lockt sie, sich dem Wirken des Heiligen Geistes innerlich zu öffnen. Wie mancher Arbeiter im Reich Gottes ist den Gefahren der Unbesonnenheit und des Hochmuts erlegen, wenn ,,große Gelegenheiten'' im Reich Gottes sich vor ihm auftaten. Möchte Gott uns in solchen Lagen wie Petrus erfüllen mit dem Geist der Kraft und der Besonnenheit.





S.Keller Apostelgesch. 2, 4: «Und wurden alle voll des Heiligen Geistes und fingen an zu predigen mit andern Zungen, nach dem der Geist ihnen gab auszusprechen.»

In der dunklen Felsenschlucht des Hochgebirges entspringt ein Quell. Das Wasser muß durch einen engen Spalt gepreßt mit ungeheurer Wucht herausgeschleudert werden; denn es donnert und kracht tagaus tagein mit solchem Ungestüm, daß man sein eigen Wort nicht hören kann. Zehn Kilometer weiter bildet dieses selbe Wasser noch einen rauschenden Wasserfall ins Tal hinab, und dann wird es ein stiller, starker Fluß. So ist es mit der Pfingsttatsache auch gegangen. Der Anfang des Geiststromes war eine erschütternde Explosion. Nicht nur der Geist der Jünger ward mit Heiligem Geist gefüllt, sondern auch ihr Leib und ihre Seele zitterten und bebten. Sie sprachen mit fremden Sprachen, die sie vor- und nachher nicht verstanden; über ihren Häuptern flammten Feuerzungen und die Stätte ward unter lautem Windsbrausen bewegt wie vom Erdbeben. Nachher brauchen sich die Quell-Erscheinungen nicht zu wiederholen. Wenn nur der Strom derselbe ist - wenn sein Wasser nur unsere Pflanzungen tränkt und unsere Seele davon lebt! Lebst du von diesem Strom? Ist die Wirkung des Geistes in deinem Leben heute zu spüren, daß deine Worte und dein Wandel von ihm durchtränkt sind? Das weißt du daran, ob du Jesus wirklich liebst und in ihm deine Freude hast!

Herr Jesu, sende Tropfen auch auf mich! Laß mich nicht am Wüstenrand des Welttreibens zugrunde gehen, sondern schaffe eine heimliche Seelenerquickung durch deinen Geist, damit mein Leben davon Zeugnis ablege! Amen.





J.Kroeker Vom Geheimnis seiner Gemeinde.

"Und sie wurden alle voll des heiligen Geistes und fingen an in andern Zungen zu reden, wie der Geist ihnen gab auszusprechen." Apostelgesch. 2,4.

Die Kirche Jesu Christi ist der Tempel des Geistes, daher berufen, sich jedem fremden Geist zu verschließen, der nicht Christus bezeugt. Denn beim Pfingsterleben der Jünger handelte es sich dem Heiligen Geist um einen neuen Organismus, durch welchen er das Leben Christi in der Welt auswirken konnte. Er musste eine Verkörperung erleben, und diese Verkörperung des Heiligen Geistes ist die Gemeinde, angefangen von jener Jüngerschar, für die endlich der Pfingsttag kam und den sie erlebte als eine wunderbare Gottestat.

Beschränkt sich aber diese Gottestat nur auf das damalige Erlebnis der Jünger? Ganz gewiss nicht. Sonst würde unser ganzes Christentum weiter nichts sein als ein Leben von der Tradition, von der Überlieferung. Wir müssten uns dann mit der Kraft begnügen, die andere erlebt haben.

Wenn wir nun dieses erste Pfingsterlebnis vergleichen mit den göttlichen Offenbarungen überhaupt, dann werden wir finden, dass in der Regel die erste Gottesoffenbarung stets an etwas stark Grobsinnliches gebunden war. Feuer, Wind, Zungen: alles nur Gleichnisse, alles nur Bilder aus unserer Zeit. Ist denn der Heilige Geist nicht unendlich mehr als Feuer? Ist denn der Heilige Geist nur ein Brausen, ein Wind, ein Sturm? Ist er denn nur eine Zunge? Oder nur eine Sprache? Ist er nicht eine weltüberwindende, eine schöpferische Gotteskraft?

Was will uns das sagen? Es sagt uns, dass wir Form und Wesen immer zu unterscheiden haben. Der Herr bindet sich in seiner Offenbarung nicht an die einmal von Ihm angewandte Form. Sonst gäbe es ja kein Pfingsterleben mehr, ohne dass die Zungen auf uns sichtbar würden, ohne dass es rauschen würde auch durch unseren Saal, ohne dass auch wir von einem Sturm erfasst werden würden.

Wir verstehen, was uns damit gesagt werden soll. Wenn Gott auch uns sein Pfingsten erleben lassen will, dann ist Er nicht gebunden an die Form des ersten Pfingsterlebnisses. Vielmehr will Er wiederum in unserer Art, in unserer Zeit, in unserer Sprache mit uns verkehren, um uns Anteil nehmen zu lassen an dem, was Er zu geben hat.

Das Ergebnis einer solchen Anteilnahme wird aber immer das sein, was auch hier offenbar wurde. So verschieden die Sprache und die Geschlechter auch waren, die Jünger hatten alle nur ein Evangelium. Und der Inhalt dieses Evangeliums war: dass sie die großen Taten Gottes verkündigten. Sie waren hinfort Zeugen von dem, was Gott zu wirken vermag.