Apg 1,8
C.H.Spurgeon
,,Und ihr werdet meine Zeugen sein."
Apg. 1, 8.
Wenn du lernen willst, wie du deiner Pflicht als Zeuge Christi
nachkommen kannst, so siehe auf sein Vorbild. Er legt immerfort
Zeugnis ab: am Jakobsbrunnen oder im Tempel zu Jerusalem, am See
Genezareth oder auf dem Berge. Er gibt Zeugnis Tag und Nacht;
seine Gebete in nächtlicher Einsamkeit sind vor Gott gekommen
wie seine Werke des Tages. Er bezeugt das Wort der Wahrheit
unter allen Umständen. Pharisäer und Schriftgelehrte suchen
vergeblich, Ihn zum Schweigen zu bringen; selbst vor Pilatus
bezeugt Er ein gutes Bekenntnis. Er redet so deutlich und
bestimmt, daß sein Zeugnis nicht kann mißverstanden werden.
Lieber Christ, mache dein Leben zu einem deutlichen Zeugnis; sei
wie ein klares Bächlein, auf dessen Grund man jeden Kiesel
deutlich sieht, nicht wie ein trüber Sumpf, von dem man nur die
Oberfläche erblickt, sondern klar und durchsichtig, so daß deine
herzliche Liebe zu Gott und Menschen allen sichtbar ist. Du
brauchst nicht zu sagen: ,,Ich bin wahrhaftig;" sondern sei
wahrhaftig. Rühme dich nicht deines Wandels halben, sondern sei
aufrichtig. Dann wird dein Zeugnis derart sein, daß die Menschen
es sehen müssen. Halte nie aus Menschenfurcht mit deinem Zeugnis
zurück. Dein Mund ist erwärmt und geheiligt worden mit einer
glühenden Kohle vom Altar; so laß ihn reden, wie es geheiligten
Lippen geziemt. ,,Frühe säe deine Samen, und laß deine Hand des
Abends nicht ab." Schaue nicht auf der Wolken Zug, frage den
Wind nicht, zeuge für deinen Heiland, es sei zur Zeit oder zur
Unzeit, so wird es geschehen, daß du wirst um Christi und seines
Evangeliums willen leiden müssen. Erschrick nicht, sondern
erfreue dich der Ehre, die dir hierin widerfährt, daß du wert
geachtet wirst, mit deinem Herrn zu leiden; und auch darinnen
freue dich, daß deine Leiden, deine Verluste, deine Verfolgungen
dir einen erhabenen Ort bereiten, von wo aus du umso kräftiger
und gewaltiger für Jesum Christum zeugen kannst. Nimm dein
großes Vorbild zu Herzen, und laß dich erfüllen von seinem
Geiste. Bedenke, daß du viel Erleuchtung, viel Stärkung, viel
Gnade und viel Demut bedarfst, wenn dein Zeugnis soll zu deines
Meisters Ehre dienen. Der Herr gebe uns zu solchem Zeugnis
Kraft, nach dem Reichtum seiner Herrlichkeit!
A.Christlieb
Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen und
werdet meine Zeugen sein bis an das Ende der Erde. Apg. 1, 8
Mit diesen Worten gibt der Herr Jesus seinen Jüngern volle
Klarheit über ihre Lebensaufgabe. Er zeigt ihnen zunächst
die Kraft, aus welcher heraus sie schaffen sollen. Es sind
nicht die Kräfte der natürlichen Begabung. Wie könnte
Klugheit oder Beredsamkeit dem übermächtigen Fürsten der
Finsternis trotzen und sein Reich zerstören? Dazu gehört
die Kraft Gottes, des Heiligen Geistes. Ohne sie sind wir
dem Satan gegenüber ohnmächtig. Sodann zeigt der Herr den
Jüngern die Arbeit, die ihnen obliegt. Die Menschen in der
Welt sind blind, sind Gefangene des Satans und der Sünde,
sind dem Tod und dem ewigen Verderben preisgegeben. Die
Jünger Jesu können bei dem größten Eifer und bei Aufbietung
aller Kräfte nicht einen einzigen Menschen retten. Aber,
sie können und sollen Zeugnis ablegen von dem, der gekommen
ist, die Werke des Teufels zu zerstören. ,,Ihr werdet meine
Zeugen sein." Die schönste, glänzendste Rede hilft nichts,
wenn sie die Hörer nicht in Verbindung mit dem Herrn Jesus
bringt, dem Sieger über Sünde, Satan und Tod. Zuletzt gibt
der Herr auch das Arbeitsfeld an. Beginnen sollten sie
mit dem Zeugnis von Jesu in Jerusalem, der Hochburg des
Unglaubens und des Hasses gegen Jesus. Da durften sie den
ersten, herrlichen Sieg des Zeugnisses von ihrem Herrn
erleben. Von da ging es durch ganz Judäa und Samaria. Die
schreckliche Verfolgung unter Saulus hat nicht das Feuer,
das der Heiland in Jerusalem angezündet, ausgelöscht. Sie
war vielmehr der Sturmwind, der die stiebenden Funken weit
hinaustrug und allenthalben neue Feuerherde schuf. Keine
Gottlosenbewegung alter oder neuer Zeit konnte und kann die
Anweisung Jesu hemmen, die in dem Wort liegt: ,,Bis an das
Ende der Erde". Jesu Programm wird nicht zuschanden.
S.Keller
Apostelgesch. 1, 8: «Ihr werdet meine Zeugen sein.»
Gewiß gibt es zwei wichtige Zeugnisse der Bibel und der
Weltgeschichte für Jesus; aber mir kommt es schon manchmal
vor, daß ich Leute mit großer Beredtsamkeit über jene Zeugen
sprechen hörte, während ihr Herz und Leben nichts von Jesum
wußten. Offenbar ist eine Gefahr vorhanden, jene zwei
äußeren Zeugen zu überschätzen und sich um das dritte
Zeugnis, das persönliche Erleben Jesu, zu wenig zu kümmern.
Vielleicht ließ Gott es deshalb zu, daß an jenen beiden
Pfeilern im letzten Jahrhundert manches abgebröckelt und viel
Staub aufgewirbelt ward; dann tritt das Zeugnis lebendiger
Persönlichkeiten wieder mehr in den Vordergrund. Und das ist
die Vorbereitung auf eine neue Heilszeit, wo Gott nicht durch
Bücher und Erinnerungen, sondern durch ein neues tägliches
Geschehen zu seinem Volke reden und mit ihm verkehren wird.
Begriffe machen nicht satt, Überlieferungen zeugen kein Leben
- sondern der Geist Gottes kann dergleichen Leitungsdrähte
benutzen; aber das Leben schafft immer nur der Geist.
Lebendig gewordene Menschen sind dann Zeugen des Lebens
und können Brennpunkte für andere werden. Hat Jesus dich
und mich als seine Zeugen?
Du, Herr Jesus, brauchst uns ganz! Schlag auf die Hände, die
noch Geld und Ehre und Eigenart festhalten wollen, wodurch
das Zeugnis dumpf und unnütz wird. Nimm uns zum Eigentum.
Bereite dir zum Ruhm deine Kinder. Amen.