Joh 19,38
Ch.Spurgeon
"Darnach bat Joseph von Arimathia - der ein Jünger Jesu war,
doch heimlich, aus Furcht vor den Juden, - den Pilatus, daß
er den Leib Jesu abnehmen dürfe." Johannes 19,38
Wie kam es, daß Joseph von Arimathia so zurückhaltend war?
Vielleicht lag es an seiner Gemütsart; denn es gibt viele,
die all ihren Mut zusammennehmen müssen, um auch nur ein
gutes Wort für den Heiland zu sagen, den sie doch lieben.
Wenn sie können, stellen sie sich in die letzten Reihen. Sie
hoffen, zu den Siegern zu gehören, wenn die Beute verteilt
wird. Aber sie sind nicht übereifrig, sich zu den Kämpfern
zu gesellen, solange der Streit währt.
Menschenfurcht ist eine Pflanze, die ausgerottet und nicht
genährt werden darf. Wenn ich könnte, würde ich diese
Pflanze dahin setzen, wo sie wenig Wasser und keinen
Sonnenschein bekäme.
Auch fürchte ich, daß Joseph durch seinen Reichtum gehindert
war, mutig vorzutreten. Reichtum stärkt nicht das Herz,
sondern hält die Menschen zurück, kühn für eine gute Sache
einzutreten. Die Fischer des galiläischen Meeres verließen
ohne ein Wort ihre wenigen Boote und ihr Fischergerät; aber
Joseph kam nur langsam dahin, alles um Christi willen zu
wagen. Starke Schwimmer haben ihr Leben gerettet, wenn das
Schiff auf einen Felsen stieß und strandete, indem sie jedes
Gewicht beiseite warfen. Andere dagegen sanken sofort auf
den Grund, weil sie sich ihr Gold um den Leib gebunden
hatten.
Tragt Sorge, ihr, die ihr wohlhabend seid, daß euch die Güte
Gottes nicht zu einem Fallstrick wird. Hütet euch vor dem
Stolz des Lebens, der Begierde nach Rang, dem Wunsch, Schätze
zu sammeln; denn das wird euch davon abhalten, eurem Herrn zu
dienen.
Was hindert dich, entschieden auf des Herrn Seite zu stehen?
Bist du reich? Genießt du Ehre? Tritt hervor, mein Bruder,
für die Wahrheit und für den Herrn!
Ich fordere alle verborgenen Gläubigen auf, über den
Widerspruch zwischen ihrer Zurückhaltung und ihrem Glauben
nachzudenken und diese feige Stellung zu verlassen.