Joh 18,10
A.Christlieb
Da hatte Simon Petrus ein Schwert und zog es aus und schlug
nach dem Knecht des Hohenpriesters und hieb ihm sein rechtes
Ohr ab. Und der Knecht hieß Malchus. Joh. 18, 10
Als Petrus dem Malchus das Ohr abhieb, beging er einen
Fehler, der sich oft wiederholt. - Petrus k o n n t e
n i c h t w a r t e n, bis er die Antwort des Herrn erhalten
hatte. Lukas erzählt, die Jünger hätten gefragt: ,,Sollen
wir mit dem Schwert dreinschlagen?", aber noch ehe der Herr
antworten konnte, schlug Petrus, von seiner Feuernatur
getrieben, gleich drauf los. Das Schwert blitzte durch die
Luft; das Ohr war abgehauen. Hätte Petrus gewartet, der
Fehltritt wäre nicht geschehen. - Wie oft kommt ähnliches
noch heute vor, weil man nicht auf klare Weisungen Jesu
warten kann. - Ferner: Petrus k o n n t e k e i n
U n r e c h t e r d u l d e n. Die Gefangennahme Jesu war
wirklich eine himmelschreiende Ungerechtigkeit. Wer war
unschuldiger als der Heiland! Petrus aber war der Meinung,
man dürfe Unrecht nicht ruhig dulden und sich gefallen
lassen; nötigenfalls müsse man es gewaltsam verhindern. Das
war nicht göttlich gedacht. Auch heute noch zieht mancher
das Schwert, wenn auch nur das Schwert einer scharfen Zunge -
sobald er denkt, man wolle ihm Unrecht tun. O, laßt uns die
Waffen daheim lassen, wenn man uns fälschlich anklagt,
beleidigt oder angreift. Laßt uns nicht selber dreinfahren,
damit G o t t dreinfahre - zur rechten Zeit! - Als Petrus
das Ohr des Malchus abhieb, bewies er auch, daß er seine
e i g e n e n G e d a n k e n nicht aufgeben und auf Gottes
Gedanken nicht eingehen konnte. Immer wieder hatte Jesus ihm
vorausgesagt, er müsse leiden. Aber immer war Petrus bei dem
Gedanken geblieben, das Leiden sei zu umgehen. - So sind wir
Menschen. Es dauert oft lange, bis wir unsere Lieblingsideen
fahren lassen und auf Jesu Kreuzesgedanken eingehen. - Wir
wollen Gott bitten, er möge uns G e d u l d , S a n f t m u t
und G e h o r s a m geben, damit wir seiner Sache nicht
schaden.