Johannes

Joh 17,9 D.Rappard Ich bitte für sie und bitte nicht für die Welt, sondern für die, die Du mir gegeben hast, denn sie sind Dein. Joh. 17,9.

Jesus hatte in der feierlichen Stunde, da er seinen Sterbensgang antrat, für sich gebetet, daß der Vater ihn verklären wolle durch tiefste Nacht zur herrlichsten Klarheit. Nun aber gilt sein Bitten den Seinen. Scharf begrenzt ist der Kreis, für den er fleht. ,,Ich bitte nicht für die Welt," sagt er. Klingt dies Wort nicht hart aus dem Munde des liebreichen Heilands? Wir müssen es nur recht verstehen. Er sagt nicht, daß er überhaupt nicht bitte für die Welt, hat er doch bald darauf für seine Mörder gefleht: Vater, vergib ihnen! Aber die Bitten, die er j e t z t vorbringen will, gelten den aus der Welt Herausgeretteten. Er beschreibt sie mit den Worten: Du, Vater, hast sie mir gegeben. Sie sind dein. Sie haben Deine Worte angenommen. Sie haben erkannt, daß ich von Dir ausgegangen bin. Sie glauben, daß Du mich gesandt hast (V. 8).

Gehöre ich zu dieser glücklichen, kleinen Schar? Dann gilt mir die ganze Kraft dieser Heilandsbitte. Denn das hohepriesterliche Flehen, das wir hier belauschen, hat nicht aufgehört mit dem Erdenwandel des Erlösers. Sein Wort sagt uns ausdrücklich, daß er, in der Kraft seines unvergänglichen Priestertums, immerdar lebet und bittet für uns.

Betest Du jetzt auch für mich, Du großer Hoherpriester zu Gottes Rechten? In meiner Armut, in meiner Trauer ist mir die Gewißheit, daß Du es tust, ein seliger Trost.