Joh 17,4
S.Keller
Joh. 17, 4: «... ich habe vollendet das Werk, das du
mir gegeben hast, daß ich es tun sollte.»
Wieviele unter uns werden an ihrem Lebensabend dieses große
Wort ihrem Meister nachsprechen können? Um so etwas sagen
zu können, dazu gehört auch ein völliges Erkennen des
aufgetragenen Werkes, das uns irrenden, kurzsichtigen
Menschen fehlt. Nichts macht mich so klein und traurig,
als wenn ich die Wirklichkeit meines Lebenswerkes mit dem
vergleiche, was ich hätte leisten sollen. Es wäre zum
Verzweifeln, wenn nicht in unserem Textwort ein starker
Trost für solche traurige Arbeiter enthalten wäre. Jesu
vollkommenes Werk ist nicht nur eine Sühne für unsere Sünden,
sondern es deckt auch die Mängel und Unvollkommenheiten
unseres Werkes. Er kann aus kleinen, schier vergessenen
Abfällen unserer Arbeit noch etwas Wertvolles für die
Ewigkeit schaffen, wenn er seinen Stempel darauf druckt:
das habt ihr mir getan! Wir wollen uns nicht selbst
entschuldigen, nicht geringer von unserer Verantwortlichkeit
denken, nichts aufschieben oder unterlassen, was wir tun
können - aber nervös brauchen wir uns nicht machen zu lassen!
Jesus Christ ist Priester und Versühner aller seiner Diener.
Sein Werk heiligt und verklärt unser Werk.
So, Herr Jesus, dann bringe ich dir alle meine
Unvollkommenheiten und Unterlassungen. Erbarme dich meines
Lebenswerkes und laß den Goldglanz deines Werkes darauf
fallen, daß man meiner Schuld nicht mehr gedenke. Amen.