Joh 16,23
C.Eichhorn
Das Beten in Jesu Namen
Wenn ihr den Vater etwas bitten werdet in meinem Namen,
so wird er es euch geben. Joh. 16, 23
So allgemein das Beten ist, so selten ist das rechte Gebet.
Die Herzensbeschaffenheit gibt den Ausschlag. Das Kind und
der Freund bitten anders als der Tagelöhner und der Knecht,
der bußfertige Zöllner anders als der selbstgerechte
Pharisäer. Das Beten rechter Art geschieht im Namen Jesu.
Wer in Jesu Namen betet, der stellt sich hinter ihn und
vertraut einzig auf ihn. Das Gegenteil davon ist das Gebet
im eigenen Namen. Hier tritt man auf eigene Faust vor Gott.
Man betet von sich aus und stützt sich darum auch auf sein
Beten und rühmt sich damit. Man macht aus dem Gebet eine
Brücke zum Himmel, geht aber dabei um so sicherer dem
Verderben entgegen. Als Petrus auf den Punkt geführt wurde,
da er ausrief: "Gehe hinaus von mir, ich bin ein sündiger
Mensch!", fing er an, recht zu beten. Erst wenn der Mensch
sich selbst aufgibt und sich an Jesus ausliefert, hinter den
Heiland zurücktritt und einzig auf ihn vertraut, wird sein
Gebet wohlgefällig vor Gott, er bittet in Jesu Namen. Wenn
das eigene Beten erstirbt, hebt das rechte Beten an.
Im Namen Jesu beten heißt so beten, daß eigentlich Jesus
betet. Dies ist nur möglich, wenn Jesus uns seinen Geist
gibt. Wenn der Geist des Sohnes in unsere Herzen gesandt
wird, dann rufen auch wir "Abba", ebenso wie Jesus zu Gott
gerufen hat. Wir werden durch den Heiligen Geist mit
Christus verschmolzen und treten in ihm vor Gott.
Im Namen Jesu beten heißt so beten, wie Jesus betet, also
ebenso zuversichtlich, gewiß und frei von Zweifel, wie Jesus
in seinen Erdentagen betete. Der Zweifel kommt aus einem
Herzen, das zwischen Gott und Welt hin und her schwankt. Je
entschiedener wir werden, desto zuversichtlicher werden wir
auch in unseren Gebeten. "Wenn wir wissen, daß er uns hört,
so wissen wir auch, daß wir die Bitte haben, welche wir von
ihm erbeten haben", sagt der Apostel Johannes.
Im Namen Jesu beten heißt endlich nicht so sehr für sich als
für andere und vor allem für die große Reichssache Gottes
eintreten. Es ist also das priesterliche Gebet. Es ist das
Gebet der Menschen, deren Wille mit dem Willen Gottes eins
geworden ist. Ihnen gilt: "Ihr werdet bitten, was ihr wollt,
und es wird euch widerfahren." Sie wollen nichts anderes,
als was Gott will. Das Gebet im Namen Jesu ist das Gebet zum
Vater, im Unterschied zu der "Anrufung des Namens Jesu", die
aus der Sünden- und Gewissensnot oder sonstigen persönlichen
Verlegenheiten entspringt.
C.O.Rosenius
Wahrlich, Ich sage euch: So ihr den Vater etwas bitten werdet
in Meinem Namen, so wird Er es euch geben. Joh. 16, 23
Sicher hat schon mancher gedacht: ,,Was nützt es, daß ich
bete? Mein Gebet ist ja so schwach, so gering und unwürdig,
daß Gott mich nicht hören kann." Antwort: Möge Gott dich
davor bewahren, deinen Glauben auf die Tüchtigkeit deines
eigenen Gebetes zu gründen. Das tust du, wenn du auf Grund
der Unwürdigkeit desselben an der Erhörung zweifelst. Sollst
du denn in deinem eigenen Namen beten? Hat Christus dir
nicht die Erlaubnis gegeben, in Seinem Namen zum Vater
zu gehen und auf Seine Rechnung hin, auf den von Ihm
eingesetzten Wert Seiner Fürbitte und Seines Lebens und
Blutes hin alles zu nehmen? Hat Er nicht ungefähr so gesagt:
,,Bisher habt ihr um nichts gebeten in Meinem Namen, aber
bittet nun in Meinem Namen, und alles, um das ihr den Vater
bitten werdet in Meinem Namen, wird Er euch geben." Sage
darum der Eingebung deiner Unwürdigkeit zum Trotz: ,,Ich
bedarf durchaus nicht der Würdigkeit meines eigenen Gebetes.
Ich habe eine schriftliche Anweisung von dem großen Herrn,
dem eingeborenen Sohn Gottes. Er hat mich geheißen, in
Seinem Namen zum Vater zu gehen und mir gesagt: Alles, um
das ihr den Vater bitten werdet in Meinem Namen, das wird Er
euch geben."
Sieh, wenn diese Anweisung, die den Namen Jesu trägt, dem
Vater vorgezeigt wird, dann hat dein Gebet eine Kraft und
Bedeutung, die herrlich zureicht. - Gott legt ja den größten
Wert auf Seinen Befehl sowie auf unsere Befolgung desselben.
Hat Er nun selbst dir zu beten befohlen, dann handelst du
doch nur nach Seinem Befehl, und um Seines Befehls willen
wird dein Gebet Kraft und Wert haben. Würde Er auf die
Person sehen, dann könnte kein Mensch vor Ihn treten. Wir
lesen darüber in einem unserer symbolischen Bücher folgende
Worte Luthers:
,,Darum mußt du also sagen: Meine Gebete sind nicht geringer,
weniger heilig oder Gott angenehm, als die eines Paulus und
der allergrößten Heiligen gewesen sind. Die Ursache Ist
folgende: Ich räume ihnen gern ein, daß sie, was ihre Person
betrifft, in ihrem Wandel heiliger gewesen sind; ich gebe
ihnen aber hinsichtlich des Gebotes in bezug auf das Gebet
nichts nach; denn ich bin dessen gewiß, daß Gott keineswegs
das Gebet um der Person willen, sondern um Seines Wortes und
des Gehorsams willen ansieht, den man ihm erweist." Da ich
nun dasselbe Gebot und dasselbe Verdienst Christi habe, so
gut wie alle Heiligen, brauche ich mein Gebet auch nicht für
weniger wichtig oder heilig zu halten als das ihre.
Hier ist nun der Glaube, diese teure Gabe, erforderlich, vor
allem, wenn das, was du begehrst, ganz und gar unmöglich zu
sein scheint, und wenn Gott lange mit der Erhörung verzieht.
Stelle doch einmal eine gründliche Untersuchung darüber
an, ob irgend etwas vor Gott unmöglich sein kann. Diese
Untersuchung kann nicht nur auf den heiligen Blättern der
Bibel angestellt werden - wie z.B. in dem Bericht von der
Ausführung der Israeliten aus Ägypten oder von ihrem
Durchgang durchs Rote Meer, von Daniel in der Löwengrube, von
den drei Männern im feurigen Ofen und von dem, was bei Daniel
im zweiten Kapitel oder von allen Wundern Christi im Neuen
Testament geschrieben steht, - sondern du kannst sie auch bei
den Wunderwerken am Himmelsgewölbe und an den Wundern in der
Natur anstellen. Kannst du dann noch fragen, ob irgend etwas
vor Gott unmöglich sein kann? Und wenn Er verzieht, so denke
an alle Heiligen, die in demselben Prüfungsofen gelegen
haben, und wisse, daß es zur Kur gehört. Du brauchst es zur
Übung deines Glaubens, deines Gebetes, deiner Demut und
deiner Geduld.
Kannst du aber nicht so viel Gutes von deinem Gott glauben,
so denke an die Witwe bei Lukas 18, von der Christus sagt,
daß sie sich in ihrer Not an einen bösen Mann gewendet habe,
an einen Richter, der sich nicht vor Gott fürchtete und sich
vor keinem Menschen scheute, weshalb er ihr eine Zeitlang
nicht helfen wollte; aber endlich dachte er bei sich selbst:
,,Ob ich mich schon vor Gott nicht fürchte noch vor einem
Menschen scheue, weil aber diese Witwe mir so viele Mühe
macht, will ich sie retten, auf daß sie nicht zuletzt komme
und überrede mich." Da sprach der Herr: ,,Hört hier, was der
ungerechte Richter sagt. Sollte aber Gott nicht auch retten
Seine Auserwählten, die zu Ihm Tag und Nacht rufen, und
sollte Er's mit ihnen verziehen? Ich sage euch: Er wird sie
erretten in einer Kürze."
Wunderbare Herzensgesinnung, daß Jesus, um uns zum Glauben zu
bewegen, ein solches Gleichnis von Seinem liebreichen Vater
nennt! Sollten wir uns nicht über unseren Unglauben schämen
und davor zurückschrecken? Gott sollte doch wohl ein
besseres Herz haben als dieser Richter, und doch war der
Richter nicht unüberwindlich! ,,Sollte Gott sich vergeblich
Tag und Nacht anrufen lassen? Sollte Er nicht Geduld darüber
haben?" spricht Jesus.
Gott verleihe nun einem jeden Christen mehr Fleiß und Glauben
im Gebet, dann würde das Werk Gottes sowohl in ihm als auch
um ihn her mehr zunehmen. Die fleißigen Beter haben immer
wunderbar an Gnade und Weisheit, an Gaben und Kräften
zugenommen. Siehst du in dieser Beziehung einen reicheren
und fruchtbringenderen Christen, so wisse, daß dieser manchen
Kniefall vor Gott getan hat. Darum weiß man auch, daß die
alten Heiligen ausgezeichnete Beter waren, wie z. B. David,
Daniel und andere. Vom Evangelisten Johannes wird berichtet,
daß die Haut unter seinen Knien ebenso dick wie die unter
seinen Füßen gewesen ist, weil er soviel auf den Knien zu
liegen pflegte. Prätorius sagt: ,,Ich habe mit keinem
Menschen so viel wie mit Gott geredet."