Joh 15,14
Ch.Spurgeon
"Ihr seid meine Freunde, wenn ihr alles tut, was ich euch
gebiete." Johannes 15,14
Sobald ihr den Willen eures Meisters klar seht, beginnt
nicht, ihn zu bestreiten oder auf bessere Gelegenheiten
zu warten, sondern tut ihn sogleich. Es ist schrecklich,
wenn man das Gewissen hart werden läßt. Das gleicht dem
Gefrieren eines Teiches. Der erste Überzug von Eis ist kaum
wahrnehmbar. Haltet das Wasser in Bewegung, und ihr werdet
das Eis hindern, es hart zu machen. Wenn ihr es aber so
bleiben laßt, wird die Eisschicht dichter und dichter, bis
sie zuletzt so fest ist, daß ein Wagen darüber fahren kann.
So ist es mit dem Gewissen. Es überzieht sich allmählich und
wird zuletzt so unempfindlich, daß es ein großes Gewicht von
Sünden tragen kann.
Ich bin zuweilen erstaunt und stutzig geworden über
Christen, die zum Beispiel betreffs der Taufe sagen:
"Ich bin überzeugt, daß es meine Pflicht als Gläubiger
ist, mich taufen zu lassen. Aber es ist für mich nie eine
Gewissensfrage gewesen." Nie eine Gewissensfrage gewesen!
Du weißt, daß Gott es befiehlt, und doch wagst du zuzugeben,
daß dein Gewissen so schlecht geworden ist, daß du es nicht
als deine Pflicht empfindest, zu gehorchen!
"Oh, ich habe aber nicht gefühlt, daß Gott mir diesen Befehl
gegeben hat." Gefühlt! Soll das Gefühl der Maßstab deiner
Treue gegenüber Gott sein und Gottes Wort zurechtschneiden
und -stutzen? Wenn du es für recht erkennst, so bitte ich
dich bei der Treue, die du deinem Herrn schuldest: Gehorche!
Oh Christen, diese Welt ist durch die Kunstgriffe, die sich
die Menschen mit ihrem Gewissen erlauben, in einen traurigen
Zustand geraten. Kein Wunder, daß Geschäftsleute stehlen und
betrügen, wenn Männer, die sich als gottesfürchtig bekennen,
Worte in einem Sinn gebrauchen, den sie als aufrichtige
Gemüter niemals haben können. Wenn Bekenner Christi für die
Ehre Gottes eiferten, würde ihr Einfluß in der Welt mehr dem
Salz gleichen und weniger dem Sauerteig, der die Masse
verdirbt.